Abschied vom Pazifik
Darwin, den 20.7.04
(Zu aller erst zum Verständnis der im Folgenden genannten Preise: 1 A$ entsprach 1 DM oder 0,50 Euro)
Schon wieder sind 3,5 Monate seit dem letzten Rundbrief vergangen. Es wird Zeit, dass wir uns wieder mal melden.
Zunaechst mal denen herzlichen Dank, die uns inzwischen geschrieben haben und die noch keine Antwort erhalten haben. Dann denen ein herzliches Willkommen, die neu auf der Verteilerliste sind. Fuer all die, denen meine Rundbriefe zu lang sind, eine Info. Ich schreibe Kurzfassungen, fuer die, die selbst in der Region unterwegs sind oder die die Mails ueber Funk erhalten. Wer lieber eine Kurzfassung haben moechte, schreibe uns. Die Aenderung der Verteilerliste macht keine Muehe.
Nun zu den letzten 3,5 Monaten. Wir haben nach der Rueckkehr von der Autotour sogleich angefangen, die Stella gruendlich zu ueberholen. Und wie immer, dauerte es alles viel laenger als geplant und es war mehr zu tun, als geplant. Ausserdem kostete der Verkauf des Autos auch nochmals 3 Tage.
Statt wie geplant, Mitte Mai auszulaufen, sind wir erst Anfang Juni rausgekommen. Nach wenigen Meilen liefen wir gegen Ende des ablaufenden Wassers auf Grund und durften ueber eine Stunde warten, bis wir frei kamen. Wir konnten vor Dunkelheit den eingeplanten Ankerplatz nicht erreichen und mussten uns etwas Neues suchen.
Danach gab es Starkwindwarnung und wir liefen den naechsten Hafen fuer 3 Tage an. Alles kein schneller Start fuer unseren Weg von 2.100 sm nach Darwin.
Endlich haben wir uns aber auf die Socken gemacht, sind etwa 500 sm durchgelaufen zu den Whitsundays, dann nochmals einen Sprung nach Townsville und nach Cairns und Lizard Island (jeweils 150 sm).
Schliessliche wurde es Ernst mit dem Abschied vom Pazifik. Wir steuerten die Torres Strait an und ankerten nachts auf Adolphus (heftige Grundberuehrung) und gingen am naechsten Morgen gleich weiter nach Thursday Island.
Die letzte Etappe brachte uns durch die Arafura See (ueber den Golf von Carpentaria) ca 750 sm nach Darwin, wo wir trotz aller Verspaetungen, ueber die ich noch berichten werde, wie geplant am 15. 7., 04 – allerdings erst um 23.40 ankamen.
Nun zu einigen Details unserer schnellen Reise. Als wir aus der grossen durch Inseln geschuetzten Bucht vor Brisbane ausliefen, empfing uns der Pazifik mit hoher Windsee und einer mehr von Sueden kommenden Duenung von etwa 2 m. Die Stella rollte viel und wir brauchten einen Tag, uns daran zu gewoehnen. Aber 300sm weiter und wir schluepften hinter den Schutz des grossen Riffes. Der Schwell war wie weggeblasen und der Seegang entsprach nur noch der Windsee. Wir fuehlten uns wie auf der Ostsee. Nur der Wind blies bestaendig aus ESE mit 4 bis 6 Bft. Entsprechend war mal mehr mal weniger Seegang. Im suedlichen Teil ist das Aussenriff etwa 40 sm vom Festland entfern, im noerdlichen Teil nur noch 10 sm.
Das Wetter war im suedlicheren Teil winterlich rauh (Regenschauer, bedeckter Himmel bei ca 23 Grad Lufttemperatur und niedrigen Wassertemperaturen). Zum Baden war es zu kalt, zumal in diesem Bereich auch das Wasser meist truebe war, so dass nichts zum Schnorcheln einlud.
Im noerdlichen Teil wurde der Himmel klarer, es gab keine Schauer mehr, es wurde waermer doch das Wasser blieb frisch.
In der Flaeche zwischen dem Aussenriff und dem Festland sind unzaehlige Inseln vulkanischen Ursprungs verstreut. Alle einigermassen hoch und stark bewaldet, auf jeden Fall alles sehr gruen. Ein Segeltraumziel der australischen Segler sind die Whitsunday Inseln etwa 700 sm noerdlich von Brisbane. Hier machten wir unseren 2. Stopp, um uns dieses Paradies anzusehen, aber schaueriges Wetter und truebes Wasser liessen uns aufs Schnorcheln verzichten. Wir verbrachten 2 Tage auf einer von einer Gesellschaft erworbenen Insel mit Ressort und Marina (66 A$ pro Tag) und eroberten die Insel mit einem kleinen Card (wie Golfcards).
Das Segeln auf dem ruhigen Wasser zwischen all den Inseln hat viel Spass gemacht. Doch dann wollte unsere Funkanlage nicht mehr so recht. Wir liefen Townsville an und liessen das Geraet checken. Alles i.O. also alle Kontakte (zur Antenne, zur Stromversorgung und zur Erdung gruendlich ueberholt und immer wieder Messungen durchgefuehrt. Jetzt funktioniert sie wieder ganz gut. Woran es genau gelegen hat, haben wir nicht herausgefunden.
Weiter ging es nach Norden, Lizard Island war unser Ziel, doch dann viel ein GPS aus und das Batterieladen mit den verschiedenen Generatoren machte Probleme. Also Cairns angelaufen. Ein Wochenende behinderte unser schnelles Vorankommen, aber nach 5 Tagen war alles gerichtet, obwohl die Fehler schwer zu lokalisieren waren (das Antennenkabel vom GPS war kaputt und eine Ausgangsdiode vom Ladegeraet ist offensichtlich ausgefallen). (Uschi und Klaus, Ihr seht, auch auf anderen Schiffen ist dauernd was los.) Beim Auslaufen in der Rinne zum Hafen, in der wir motorten, kochte ploetzlich das Kuehlwasser. Also zurueck in den Hafen. Am Nachmittag konnten wir den Schaden noch reparieren (Schlauch kaufen und einbauen) und am naechsten Morgen gings dann wirklich nach Lizard Island.
Lizard Island liegt im Naturpark, der Tourismus ist stark beschraenkt. Ein kleines elitaeres Resort (88 Betten, die Nacht ca 750 A$, Lunch “nur” 70 A$ pro Person + Getraenke) und ein kleiner Campingplatz (Genehmigung zur Benutzung ist von der Parkverwaltung einzuholen) und dann natuerlich Segler auf der Reede, ist alles, was dort an Touristen zu finden ist.
Die Insel hat einen 359m hohen Gipfel, der einst von James Cook bestiegen wurde, um eine Ausfahrt aus dem grossen Riff zu finde, hinter dem er sich gefangen fuehlte. Sie bekam auch ihren Namen von James Cook, da hier grosse Echsen leben (mit Schwanz etwa 1.50). Wir folgten seinen Spuren und hatten vom Gipfel einen herrlichen Rundblick zum Aussenriff und zum Festland und unterwegs entdeckten wir auch eine der grossen Echsen. In der Ankerbucht waren wunderbar bunte lebende Riffe mit riesen Venusmuscheln (1.20 lang) und vielen anderen Muscheln und Korallen. Nach langer Zeit war das Wasser wieder glasklar wie vom Pazifik gewoehnt.
Wir verliessen Lizard Island mit Bedauern und strebten der Torresstrasse zu. Wir erreichten nachts die Gegend von Thursday Island und entschlossen uns kurz vorher bei einer Insel (Adolphus) zu ankern. Hier waren wir unaufmerksam, beobachteten nicht staendig das Echolot und es rumste kraeftig, aber wir kamen gleich wieder frei.
Thursday Island erreichten wir am naechsten Vormittag bei richtiger Tide (hier laufen hohe Tidenstroeme) und ankerten gegenueber auf Horns Island, weil Thursday Island einen sehr unruhigen Ankerplatz hat. Wir besuchten per Faehre am anderen Tag auf Thursday Island den Zoll und die Quarantaene, kauften seit Cairns mal wieder Obst und Gemuese ein und troedelten durch den Ort. Es gibt viele Eingeborene, die auf den Inseln der Torresstrasse Melanesier sind und nicht mit den Aboriginales auf dem Festland verwandt sind. Wir fuehlten uns wie nach Vanuatu zurueckgekehrt und nicht mehr wie in Australien.
Zur richtigen Tide verliessen wir den Ankerplatz und die Stella wurde mit 9,3 kn an Thursday Island vorbeigespuelt um in die Arafura-See einzulaufen.
Herrliches Segeln (zunaechst ein bischen ruppig, weil aus dem Golf von Carpentaria ein starker Schwell stand) brachte uns in 5,5 Tagen nach Darwin. Die oestliche Ansteuerung von Darwin erlebten wir bei schoenem Sommerwetter (das ist das Winter-Wetter in Nordaustralien) achterlich durch den Van-Diemen-Golf. Das Wasser ist hellgruen, vor der Nordkueste war es fast schwarz. Die enge Clarence Strait mit Inseln, Riffen und starken Stroemungen durchquerten wir ebenfalls noch bei Tag und mitlaufendem Strom. Wenn der Strom entgegenlaeuft, ankert man fuer eine halbe Tide in einer der vielen Buchten.
Wie urspruenglich geplant erreichten wir – trotz aller Verzoegerungen – Darwin am 15.7.04, allerdings erst um 23.40.
Am naechsten Tag begannen die Formalitaeten. Da wir Australien nicht verlassen hatten, mussten wir nicht zum Zoll und zur Quarantaene, aber diesmal schlug die Fischereiaufsicht zu. Aus den Riffgebieten und aus der Gegend von Cairns wurden in der Vergangenheit Muscheln in die Marinas eingeschleppt, die alle Oeffnungen besiedelten und verstopften. Daraufhin wurde eine Vereinbarung getroffen, dass alle Zu- und Ausgaenge aller Schiffe, die in eine Marina wollen, von der Fischereiaufsicht mit einer Giftsuppe zu versehen sind. Danach 14 Stunden warten (und nicht die Maschine starten). Erst dann, mit der Bescheinigung in der Hand wird man von einer Marina eingeschleust. Alle Marinas sind mit Schleusen versehen, weil hier ein Tidenhub von 7 m besteht.
Was gibt es sonst noch?
Morgen kommt Hubert, der uns ueber den Indischen Ozean und voraussichtlich bis Kapstadt begleiten wird. Am Samstag, den 24. 7. gehen wir auf den Slip, um die Stopfbuchse an der Propellerwelle auszuwechseln und eventuelle Schaeden am Unterwasserschiff auszubessern. Danach geht es fuer ein paar Tage in den Kakadu Nationalpark und dann wollen wir ja auch rechtzeitig auslaufen, um nicht in die Hurricane-Saeson vor Afrika zu kommen.
Fuer heute liebe Gruesse an Euch alle, von
Inge und Wolfgang
PS: Bitte in der naechsten Zeit alle e-mails an die Sailmail-Adresse: db5292@sailmail.com.
Wir werden demnaechst laengere Abschnitte segeln (meistens ca 3 Wochen, so dass es leicht passieren kann, nicht rechtzeitig in ein Internetcafe zu kommen, wenn es denn ueberhaupt eines gibt. Die Vorhaltezeit bei gmx ist nur 30 Tage.
Kommentare
Abschied vom Pazifik — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>