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PTSK – SEGELN

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Das Logbuch der Segelabteilung des PTSK

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Abschied vom Pazifik

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 20. Juli 2004 von Stefan24. Januar 2011  

Darwin, den 20.7.04

(Zu aller erst zum Verständnis der im Folgenden genannten Preise: 1 A$ entsprach 1 DM oder 0,50 Euro)

Schon wieder sind 3,5 Monate seit dem letzten Rundbrief vergangen. Es wird Zeit, dass wir uns wieder mal melden.

Zunaechst mal denen herzlichen Dank, die uns inzwischen geschrieben haben und die noch keine Antwort erhalten haben. Dann denen ein herzliches Willkommen, die neu auf der Verteilerliste sind. Fuer all die, denen meine Rundbriefe zu lang sind, eine Info. Ich schreibe Kurzfassungen, fuer die, die selbst in der Region unterwegs sind oder die die Mails ueber Funk erhalten. Wer lieber eine Kurzfassung haben moechte, schreibe uns. Die Aenderung der Verteilerliste macht keine Muehe.

Nun zu den letzten 3,5 Monaten. Wir haben nach der Rueckkehr von der Autotour sogleich angefangen, die Stella gruendlich zu ueberholen. Und wie immer, dauerte es alles viel laenger als geplant und es war mehr zu tun, als geplant. Ausserdem kostete der Verkauf des Autos auch nochmals 3 Tage.

Statt wie geplant, Mitte Mai auszulaufen, sind wir erst Anfang Juni rausgekommen. Nach wenigen Meilen liefen wir gegen Ende des ablaufenden Wassers auf Grund und durften ueber eine Stunde warten, bis wir frei kamen. Wir konnten vor Dunkelheit den eingeplanten Ankerplatz nicht erreichen und mussten uns etwas Neues suchen.

Danach gab es Starkwindwarnung und wir liefen den naechsten Hafen fuer 3 Tage an. Alles kein schneller Start fuer unseren Weg von 2.100 sm nach Darwin.

Endlich haben wir uns aber auf die Socken gemacht, sind etwa 500 sm durchgelaufen zu den Whitsundays, dann nochmals einen Sprung nach Townsville und nach Cairns und Lizard Island (jeweils 150 sm).

Schliessliche wurde es Ernst mit dem Abschied vom Pazifik. Wir steuerten die Torres Strait an und ankerten nachts auf Adolphus (heftige Grundberuehrung) und gingen am naechsten Morgen gleich weiter nach Thursday Island.

Die letzte Etappe brachte uns durch die Arafura See (ueber den Golf von Carpentaria) ca 750 sm nach Darwin, wo wir trotz aller Verspaetungen, ueber die ich noch berichten werde, wie geplant am 15. 7., 04 – allerdings erst um 23.40 ankamen.

Nun zu einigen Details unserer schnellen Reise. Als wir aus der grossen durch Inseln geschuetzten Bucht vor Brisbane ausliefen, empfing uns der Pazifik mit hoher Windsee und einer mehr von Sueden kommenden Duenung von etwa 2 m. Die Stella rollte viel und wir brauchten einen Tag, uns daran zu gewoehnen. Aber 300sm weiter und wir schluepften hinter den Schutz des grossen Riffes. Der Schwell war wie weggeblasen und der Seegang entsprach nur noch der Windsee. Wir fuehlten uns wie auf der Ostsee. Nur der Wind blies bestaendig aus ESE mit 4 bis 6 Bft. Entsprechend war mal mehr mal weniger Seegang. Im suedlichen Teil ist das Aussenriff etwa 40 sm vom Festland entfern, im noerdlichen Teil nur noch 10 sm.

Das Wetter war im suedlicheren Teil winterlich rauh (Regenschauer, bedeckter Himmel bei ca 23 Grad Lufttemperatur und niedrigen Wassertemperaturen). Zum Baden war es zu kalt, zumal in diesem Bereich auch das Wasser meist truebe war, so dass nichts zum Schnorcheln einlud.

Im noerdlichen Teil wurde der Himmel klarer, es gab keine Schauer mehr, es wurde waermer doch das Wasser blieb frisch.

In der Flaeche zwischen dem Aussenriff und dem Festland sind unzaehlige Inseln vulkanischen Ursprungs verstreut. Alle einigermassen hoch und stark bewaldet, auf jeden Fall alles sehr gruen. Ein Segeltraumziel der australischen Segler sind die Whitsunday Inseln etwa 700 sm noerdlich von Brisbane. Hier machten wir unseren 2. Stopp, um uns dieses Paradies anzusehen, aber schaueriges Wetter und truebes Wasser liessen uns aufs Schnorcheln verzichten. Wir verbrachten 2 Tage auf einer von einer Gesellschaft erworbenen Insel mit Ressort und Marina (66 A$ pro Tag) und eroberten die Insel mit einem kleinen Card (wie Golfcards).

Das Segeln auf dem ruhigen Wasser zwischen all den Inseln hat viel Spass gemacht. Doch dann wollte unsere Funkanlage nicht mehr so recht. Wir liefen Townsville an und liessen das Geraet checken. Alles i.O. also alle Kontakte (zur Antenne, zur Stromversorgung und zur Erdung gruendlich ueberholt und immer wieder Messungen durchgefuehrt. Jetzt funktioniert sie wieder ganz gut. Woran es genau gelegen hat, haben wir nicht herausgefunden.

Weiter ging es nach Norden, Lizard Island war unser Ziel, doch dann viel ein GPS aus und das Batterieladen mit den verschiedenen Generatoren machte Probleme. Also Cairns angelaufen. Ein Wochenende behinderte unser schnelles Vorankommen, aber nach 5 Tagen war alles gerichtet, obwohl die Fehler schwer zu lokalisieren waren (das Antennenkabel vom GPS war kaputt und eine Ausgangsdiode vom Ladegeraet ist offensichtlich ausgefallen). (Uschi und Klaus, Ihr seht, auch auf anderen Schiffen ist dauernd was los.) Beim Auslaufen in der Rinne zum Hafen, in der wir motorten, kochte ploetzlich das Kuehlwasser. Also zurueck in den Hafen. Am Nachmittag konnten wir den Schaden noch reparieren (Schlauch kaufen und einbauen) und am naechsten Morgen gings dann wirklich nach Lizard Island.

Lizard Island liegt im Naturpark, der Tourismus ist stark beschraenkt. Ein kleines elitaeres Resort (88 Betten, die Nacht ca 750 A$, Lunch “nur” 70 A$ pro Person + Getraenke) und ein kleiner Campingplatz (Genehmigung zur Benutzung ist von der Parkverwaltung einzuholen) und dann natuerlich Segler auf der Reede, ist alles, was dort an Touristen zu finden ist.

Die Insel hat einen 359m hohen Gipfel, der einst von James Cook bestiegen wurde, um eine Ausfahrt aus dem grossen Riff zu finde, hinter dem er sich gefangen fuehlte. Sie bekam auch ihren Namen von James Cook, da hier grosse Echsen leben (mit Schwanz etwa 1.50). Wir folgten seinen Spuren und hatten vom Gipfel einen herrlichen Rundblick zum Aussenriff und zum Festland und unterwegs entdeckten wir auch eine der grossen Echsen. In der Ankerbucht waren wunderbar bunte lebende Riffe mit riesen Venusmuscheln (1.20 lang) und vielen anderen Muscheln und Korallen. Nach langer Zeit war das Wasser wieder glasklar wie vom Pazifik gewoehnt.

Wir verliessen Lizard Island mit Bedauern und strebten der Torresstrasse zu. Wir erreichten nachts die Gegend von Thursday Island und entschlossen uns kurz vorher bei einer Insel (Adolphus) zu ankern. Hier waren wir unaufmerksam, beobachteten nicht staendig das Echolot und es rumste kraeftig, aber wir kamen gleich wieder frei.

Thursday Island erreichten wir am naechsten Vormittag bei richtiger Tide (hier laufen hohe Tidenstroeme) und ankerten gegenueber auf Horns Island, weil Thursday Island einen sehr unruhigen Ankerplatz hat. Wir besuchten per Faehre am anderen Tag auf Thursday Island den Zoll und die Quarantaene, kauften seit Cairns mal wieder Obst und Gemuese ein und troedelten durch den Ort. Es gibt viele Eingeborene, die auf den Inseln der Torresstrasse Melanesier sind und nicht mit den Aboriginales auf dem Festland verwandt sind. Wir fuehlten uns wie nach Vanuatu zurueckgekehrt und nicht mehr wie in Australien.

Zur richtigen Tide verliessen wir den Ankerplatz und die Stella wurde mit 9,3 kn an Thursday Island vorbeigespuelt um in die Arafura-See einzulaufen.

Herrliches Segeln (zunaechst ein bischen ruppig, weil aus dem Golf von Carpentaria ein starker Schwell stand) brachte uns in 5,5 Tagen nach Darwin. Die oestliche Ansteuerung von Darwin erlebten wir bei schoenem Sommerwetter (das ist das Winter-Wetter in Nordaustralien) achterlich durch den Van-Diemen-Golf. Das Wasser ist hellgruen, vor der Nordkueste war es fast schwarz. Die enge Clarence Strait mit Inseln, Riffen und starken Stroemungen durchquerten wir ebenfalls noch bei Tag und mitlaufendem Strom. Wenn der Strom entgegenlaeuft, ankert man fuer eine halbe Tide in einer der vielen Buchten.

Wie urspruenglich geplant erreichten wir – trotz aller Verzoegerungen – Darwin am 15.7.04, allerdings erst um 23.40.

Am naechsten Tag begannen die Formalitaeten. Da wir Australien nicht verlassen hatten, mussten wir nicht zum Zoll und zur Quarantaene, aber diesmal schlug die Fischereiaufsicht zu. Aus den Riffgebieten und aus der Gegend von Cairns wurden in der Vergangenheit Muscheln in die Marinas eingeschleppt, die alle Oeffnungen besiedelten und verstopften. Daraufhin wurde eine Vereinbarung getroffen, dass alle Zu- und Ausgaenge aller Schiffe, die in eine Marina wollen, von der Fischereiaufsicht mit einer Giftsuppe zu versehen sind. Danach 14 Stunden warten (und nicht die Maschine starten). Erst dann, mit der Bescheinigung in der Hand wird man von einer Marina eingeschleust. Alle Marinas sind mit Schleusen versehen, weil hier ein Tidenhub von 7 m besteht.

Was gibt es sonst noch?

Morgen kommt Hubert, der uns ueber den Indischen Ozean und voraussichtlich bis Kapstadt begleiten wird. Am Samstag, den 24. 7. gehen wir auf den Slip, um die Stopfbuchse an der Propellerwelle auszuwechseln und eventuelle Schaeden am Unterwasserschiff auszubessern. Danach geht es fuer ein paar Tage in den Kakadu Nationalpark und dann wollen wir ja auch rechtzeitig auslaufen, um nicht in die Hurricane-Saeson vor Afrika zu kommen.

Fuer heute liebe Gruesse an Euch alle, von

Inge und Wolfgang

PS: Bitte in der naechsten Zeit alle e-mails an die Sailmail-Adresse: db5292@sailmail.com.

Wir werden demnaechst laengere Abschnitte segeln (meistens ca 3 Wochen, so dass es leicht passieren kann, nicht rechtzeitig in ein Internetcafe zu kommen, wenn es denn ueberhaupt eines gibt. Die Vorhaltezeit bei gmx ist nur 30 Tage.

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Schwentinecup 2004

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 7. Juni 2004 von Stefan7. Februar 2011  

Auch in diesem Jahr fand die alljährliche Regatta unter grosser Beteiligung der Schwentinevereine statt.

Allerdings waren nur 10 Boote vom PTSK am Start – es könnten nächstes Mal einige mehr sein.

Nach einer Startverschiebung wegen Winddrehung gings dann los. Der Wettergott meinte es anfangs gut – die Sonne schien, es war warm und genügend Wind war auch da.

Leider wurde der Wind mit zunehmender Zeit immer schwächer, so dass nur die schnelleren Schiffe anständig über die 2. Runde kamen.

Trotz Zeitverlängerung des letzten gewerteten Zieldurchgangs blieben die letzten Boote in der Flaute stecken und fielen aus der Wertung.

Leider wurden diese Skipper nicht benachrichtigt und blieben situationsbedingt im Öl liegen. Freundliche Worte konnten bei ihrer Ankunft verständlicherweise nicht erwartet werden – zumal da schon das Hafenfest in vollem Gange war.

Allen unseren Segelfreunden sei versichert, dass die Regattaleitung Besserung gelobt.

Spass am Segeln und Feiern für alle – so wollen wir weiterhin den Schwentine-Cup gestalten.


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Australien

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 4. April 2004 von Stefan24. Januar 2011  

Brisbane, den 4. April 2004,

Hallo Ihr lieben Alle,

Vor vier Monaten meldeten wir uns das letzte Mal. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Anfang Januar hatten wir mit dem Rueckflug nach Australien begonnen. Ein Aufenthalt von 5 Tagen in Bangkok reichte gerade, um die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten der Stadt und der Umgebung zu besichtigen. Dann ging es weiter nach Brisbane, wo wir die Stella in guter Verfassung vorfanden. Eine Woche reichte uns, um unser Auto und uns fuer die 8-woechige Autotour durch Australien fit zu machen. Neben ueblichem Reisebedarf hatten wir Schlafsachen, Picnic-Ausruestung, Wasserkanister fuer 30 l Wasser, zwei Ersatzreifen und etliche Ersatzteile fuer den Motor mit. Nur ein Reifen ist unterwegs kaputt gegangen, alles andere haben wir nicht gebraucht.

Sehr grosszuegig kann man Australien als ein Rechteck bezeichnen. Brisbane liegt etwa in der Mitte an der Ostseite. Wir sind, wie geplant, knapp 8 Wochen unterwegs gewesen und haben in dieser Zeit etwa das Suedoestliche Viertel umfahren.

Fuer diejenigen, die es etwas genauer wissen wollen, kurz die Routenbeschreibung: Von Brisbane etwa 1400 km nach Suedwesten (unser erster Ausflug ins Outback, um unsere ersten Felszeichnungen der Aborigines zu sehen.und die erste Schotterpiste (teilweise in schlechtem Zustand) zu befahren). Danach ging es wieder an die Kueste nach Sydney, von dort ueber Canberra zurueck an die Suedostecke Australiens. Unser Weg fuerte uns danach wieder etwas nach Nordwesten, um die Snowy Mountains zu durchfahren und zu besichtigen.

Hier muss zunaechst einmal kurz auf eine Besonderheit Australiens hingewiesen werden. Das Land (der Kontinent) ist im Wesentlichen sehr flach, an manchen Stellen leicht gewellt. Jede groessere Erhebung oder jede Huegelkette werden als eine besondere Attraktion angesehen. Die Snowy Mountains zaehlen hierzu im besonderen, da sie relativ weit im Sueden liegen und dadurch im Winter in den oberen Lagen sicher Schnee und relativ viel Niederschlag haben. Neben den Skiaktivitaeten ist vor ca 70 Jahren dort ein umfangreiches System zur Nutzung der Schmelz- und Regenwasser zur Stromerzeugung und zur Bewaesserung der westlich gelegenen fruchtbaren, aber sehr trockenen Ebenen ausgebaut worden.

Von den Snowy Mountains ging es ziemlich genau Richtung Sueden nach Melbourne. Von dort setzten wir mit dem Auto fuer 5 Tage nach Tasmanien ueber. Ein kleiner Schlenker brachte uns anschliessend wieder nach Norden, um die Goldfelder von Viktoria zu besichtigen. Zurueck zur Suedkuste, um die “great Ocean Road” entlangzufahren (spektakulaere Felsformationen). Fuer die beruehmtesten 30 km brauchten wir etwa 3 Stunden, um immer wieder zu parken und zu den Aussichtspunkten zu laufen. Alles ist perfekt eingerichtet. Danach brachte uns ein Bogen nach Norden zu einer weiteren Huegelkette, den Grampians.

Das naechste Etappenziel war Adelaide. Von dort setzten wir fuer 2 Tage nach Kaengeroo Island ueber (besonders viele einheimische und zutrauliche Tiere, da europaeische und einheimische Raeuber hier nicht eingefuehrt wurden.). Von hier fuehrte uns nun unser Weg fuer die naechste Zeit im Wesentlichen nach Norden. Durch ein grosses Weinbaugebiet (Barossa Valley) steuerten wir erneut eine Huegelkette an (Flinders Ranges). Die Fahrten durch das Barossa Valley und die Flinders Ranges waren 2 Tage lang von Dauerregen begleitet, so dass wir uns die Welt vor allem aus dem Autofenster ansahen. Eingeplante Wanderungen und Spaziergaenge unterblieben. 100 km Schotterpiste durch die Flinders Ranges brachten uns einen platten Reifen ein. Naechste Station war Port Augusta, das Tor zum Outback. Von hier geht es nach Norden bis Darwin oder nach Westen bis Perth an der Westkueste Australiens (ca 3 Tage Autofahrt).

Wolfgang wollte nicht an die Westkueste, so ging es also nach Norden. Erstes Etappenziel war Coober Pedy, ein grosses Opal-Schuerf Gebiet. Danach kam dann Uluru, das Touristenzentrum am Uluru (Ayers Rock) und den Olgas. Nur 300 km Autofahrt entfernt liegt das Kings Canyon im roten Herzen von Australien. Bis Alice Springs sind es dann nochmals 470 km. Von Alice Springs ging es noch ca 550 km nach Norden, um dann nach Osten (Townsville) abzubiegen. Auf dem Weg nach Sueden machten wir noch einen 270 km langen Schlenker nach Westen, um ein Kohlebergbaugebiet (Tagebau) und ein Saphir-Schuerfgebiet zu besuchen. Danach ging es zurueck an die Kueste und relativ zuegig nach Sueden bis Brisbane.

Wo lagen nun die besonderen Hoehepunkte dieser Fahrt von genau 7 Wochen und 5 Tagen.

Zunaechst ist die Groesse des Landes bemerkenswert. Dieses knappe 1/4chen, das wir umrundet haben, brachte uns ueber 16.000 km auf dem Tacho ein.

Wir haben jedoch nur 6 reine Autofahrt-Tage in der Zeit gehabt. Nach solchen Tagen sind wir dann in der Regel mindestens 2 Naechte am erreichten Ort geblieben, um genuegend Zeit fuer Besichtigungen zu haben (Sydney, Melboune, Adelaid, Uluru und Alice Springs je drei Naechte). Im uebrigen haben wir mindesten einen Halben Tag fuer Besichtigungen oder Wanderungen verbraucht.

Die australischen Grossstaedte haben fuer unseren Geschmack wenig Charme. Die wenigen alten Gebaeude stammen alle aus dem 19. Jahrhundert und sind pompoese Prachtbauten in den verschiedenen Neo-Stilen dieses Jahrhunderts. Der Rest sieht wie Manhattan aus.

Die gepriesenen Huegelketten (teilweise noch vollstaendig bewaldet) beeindrucken einen Europaeer, der die vielen Mittelgebirge in Europa kennt, auch nicht sehr. Das kurze historische Erbe der Europaeer in Australien wird liebevoll gepflegt. Da in Sydney nicht viel aus den ersten Jahren uebrig ist (nur ein Friedhof, dessen aeltestes Grab, das wir entdeckten, aus dem Jahr 1790 stammte (1788 erste Straeflingssiedlung), werden die Reste der Straeflingssiedlung auf Tasmanien um so mehr gepflegt und touristisch ausgeschlachtet.

Immer wieder grossartig und beeindruckend sind hingegen die Weite des Landes, die ueberall zu Tage tretende rote Erde und die Tierwelt. Zu Tausenden haengen an manchen Stellen tags Fledermaeuse (fliegende Fuechse) in Baeumen, zahlreich kraechzende Kakadus, Papageien und Sittiche herum (leider ueberhaupt keine melodioesen Stimmen) floeten einige Rabenvoegel ausdauernd und schoen. In abgelegeneren Stellen laufen einem Kaengoroos, Wallebys (kleine Kaengoroos) und Koalas ueber den Weg. Echsen mancher Art sind im Outback immer wieder zu sehen. Hier haben wir auch wilde Dingos (von Aborigines eingefuehrte Wildhunde) jagen sehen. Eine Herde wilder Kamele und Pferde (von den Europaeern eingefuehrt) sind uns auch begegnet. Um Mitternacht am Strand konnten wir unter Fuehrung von Rangern sehen, wie gerade geschluepfte kleine Schildkroeten sich durch den Sand arbeiteten n und dann schnell dem Pazifik zueilten.

Vieles in diesem Land ist irgendwie ueberdimensioniert. Bei Coober Pedy z.B. fuehrt der Highway ueber viele Kilometer durch wuestes Land, das von lauter grossen und kleinen Kegeln bedeckt ist (von 1m bis 20 m Hoehe). Neben diesen Kegeln gibt es kleine und grosse Loecher, die den Zugang zu den opalhaltigen Schichten bilden. Teilweise werden diese Schichten auch durch grosse Graeben im Tagebau angestochen. Bevor man das Gebiet erreicht, warnen grosse Tafeln neben dem Highway vor schnellem laufen und rueckwaerts gehen neben dem Highway, weil ueberall ungesichrte tiefe Loecher existieren.

Die Landschaft im Saphir-Feld sieht aehnlich verwuestet aus, allerdings ist der Eindruck durch eine ueppige Vegetation gemildert. Die Ausbeutung wird fast ausschliesslich von Ein-Mann- oder Kleinbetrieben vorgenommen. Abhaengig von dem geplanten Einsatz von Maschinen (nur Schaufel und Sieb, kleine Bagger oder Bohrgeraete oder grosses Geraet) sind die Lizenzen unterschiedlich teuer. Leicht abbaubare Huetten sind im Sapphir-Feld auf den Claims erlaubt, in Coober Pedy wohnen die meisten in Hoehlenwohnungen, weil es draussen so heiss ist. (Wir haben auch in einem Hoehlenhotel gewohnt.)

Die Kohlentagebau-Region ist ebenfall ungeheuer gross, hier werden aber ausgebeutete Floeze sehr schnell geschlossen und rekultiviert. Die Fahrzeuge sind ueberwaeltigend gross (Durchmesser eines Rades etwa 4,5 m).

Wichtig ist auch noch ein Bericht zu den Highways. Highways sehen vom Ausbauzustand aus wie Bundestrassen (Autobahnaehnlich sind die Motorways, davon gibt es aber nur kurze Stuecken in der Naehe von Ballungszentren.) In der Regel sind Higways 2-spurig, wenn der Highway viel befahren ist oder sehr huegelig und kurvig, dann gibt es abwechselnd fuer jede Richtung im Abstand von 5 bis 8 km eine kurze Ueberholspur. Da die Geschwindigkeit generell auf 100 km, in duenn besiedelten Bereichen auf 110 km beschraenkt ist, sind wenige Ueberholmanoever notwendig. Nur im Northern Territory gibt streckenweise keine Geschwingigkeitsbeschraenkungen. Hier sind wir dann auch schon mal 140 km gefahren. Nahezu alle Strassen koennen in ihren Senken bei Sturzregen ueberflutet werden, haeufig stehen an solchen Stellen Pegel neben den Strassen.

Als wir am Uluru und in Alice Springs waren, hoerten wir, dass die Strassen im Norden (Richtung Darwin und Townville, – wohin wir wollten) ueberflutet waren. In der Gegend von Darwin hatte ein Hurricane gewuetet, der auch fuer den Regen am Uluru verantwortlich gewesen war.

Am Tag vor unserer Abreise erkundigten wir uns nochmals, ob die Strassen nun offen seien. Uns wurde bestaetigt, dass die Strassen nicht geschlossen seien, aber an einer bestimmten Stelle (60 km hinter einer Ortschaft) muesse sehr vorsichtig gefahren werden. Als wir die Stelle erreichten, fanden wir uns unversehens (kein Schild) vor einem mehrere Meter breiten Schlammloch, das die gesamte Strassenbreite einnahm. Offensichtlich hatte das quer zur Strasse fliessende Wasser die Strasse weggerissen. Vorsichtig konnten wir ohne Schaden auf dem anderen Ende wieder feste Strasse erreichen.

Schon in dem voellig oeden und trockenen Coober Pedy wurden wir auf den Regen am Ayers Rock und auf den selten gruenen Anblick, der uns bevorstehen wuerde, hingewiesen. Und richtig, neben der Strasse sahen wir wunderbar frisches gruenes Grass und spaeter, wir waren 8 Tage in diesem Gebiet, bluehten auch viele kleine Buesche. Die vielen Buesche und Baeume, die dort zu unserer Ueberraschung wachsen, waren alle vom Staub befreit und sahen auch schoen gruen aus. Das regnerische Wetter fuehrte aber auch zu bedecktem Himmel und bei mehreren Aufenthalten zur Sonnenaufgangs- und –untergangszeit am Uluru versteckte sich die Sonne, so dass wir das beeindruckende Gluehen des roten Felsens nicht erlebt haben.

Wir begannen die Tage frueh bei Sonnenaufgang, da es trotz bedecktem Himmel ueber 36 Grad warm wurde. Ab 36 Grad wird der Wanderweg durch die Olgas gesperrt. Als wir von unserer 7 km langen Wanderung durch einige Taeler dieses Felsgebietes kurz nach 11.00 Uhr zurueckkehrten, war der Zugang bereits gesperrt. Dennoch gehoerte die Wanderung in den Olgas und eine aehnlich lange Wanderung auf dem Rand des Kings Canyon auf einem zerkluefteten Sandstein-Hochplateau (steiler Aufstieg von 100 m) zu den Hoehepunkten des Aufenthalts im Outback. Der Spaziergang rund um den Uluru (10 km) ohne Steigungen war dagegen eher gemuetlich.

Die roten Monolithen (Uluru und die Olgas, die auch einmal ein grosser Monolith gewesen sein sollen, jetzt aber von Erosion in riesige einzelne Huegel zerteilt sind) sind sehr beeindruckend, zumal sie sich aus einer grossen Ebene erheben. Sehr fruehes Aufstehen an einem Morgen ermoeglichte es uns, beide Felsmassive, die etwa 35 km Luftlinie auseinanderliegen, bei Sonnenaufgang von einem kleinen Flugzeug aus zu besichtigen (leider bedeckter Himmel).

In Alice Springs haben wir pflichtgemaess die Telegraphenstation besichtigt, die die Keimzelle fuer den Ort bildete. Viel spannender war jedoch der Besuch in einem botanischen Garten, der die drei Wuestenlandschaften (Sandwueste, Grassteppe und Buschland), die es in Australien gibt, zeigt. Ausserdem werden in kleinen Gehegen die typischen Tiere und Voegel der Wuesten gezeigt. Ca alle Stunde werden an verschiedenen Stellen Vortraege zu bestimmten Themen (z. B. was lebt von totem Holz, wovon ernaehren sich die Aborigines) gehalten. Wir haben 5 Stunden in dem Areal zugebracht.

Von Alice Springs aus kann man verschiedene Ausfluege in die Macdonaldranges unternehmen, u. a. zu einer ehemaligen Missionsstation, die lange Zeit von einem deutschen Missionar geleitet wurde (Hermannsburg). – Neben bei bemerkt, es hat viele Orte mit deutschen Namen in Australien gegeben, die aber fast alle waehrend des 1. Weltkriegs umgetauft wurden.) – Von Hermannsburg aus kann man mit einem hochbeinigen allrad getriebenen Fahrzeug einen Ausflug in das Palm Valley unternehmen. Palm Valley ist eine Oase, die auch in trockensten Zeiten immer ausreichend Feuchtigkeit hat, um eine Vegetation sicher zu stellen. Hier haben urzeitliche Palmen ueberlebt, die es sonst nirgends mehr auf der Welt gibt. Sie stammen aus der Zeit, als auch die Mitte Australiens noch tropisch feucht war. Wir haben dorthin einen Ausflug in einem allradgetriebenen Mercedesbus unternommen.

Voellig ueberrascht hat uns, dass Australien ein Paradies fuer Liebhaber von Dampflokomotiven

Und -lokomobilen ist. In vielen Orten gibt es Museen mit einer groesseren Anzahl solcher Maschinen. Das groesste Eisenbahnmuseum, das uns ueber den Weg lief, war in Port Adelaide. Wolfgang war ganz hingerissen. Es gibt auch heute noch viel Gueterverkehr auf der Schiene und erst kuerzlich ist die Eisenbahnstrecke von Alice Springs nach Darwin fertiggestellt worden. Damit gibt es jetzt eine durchgehende Nord-Sued-Verbindung durch den Kontinent. Die Ost-West-Verbindung besteht schon laenger.

Vieles gaebe es noch zu berichten, aber es wird wieder mal zuviel. Heute haben wir inzwischen den 11. April. Wir hatten viel zu tun, da wir immer noch an Land stehen. Es blieb nicht viel Zeit zum Schreiben.

Ja es gibt doch noch einige Kleinigkeiten. Gelegentlich ereilen uns ja auch Missgeschicke. Davon soll nun noch berichtet werden: einen Tag nach Rueckkeht nach Brisbane wurde auf einer Stadtfahrt unsere Kuehlwasserpumpe total leck. Der Motor blieb wegen Ueberhitzung stehen (Thermostat zeigte nichts an). Der von uns gerufene australische ADAC fand den Fehler und bestellte einen Wagen zum Abtransport. Am naechsten Tag konnten wir das reparierte Auto abholen. (Wichtig fuer Australienurlauber, die hier selbst fahren wollen: ADAC Karte mitnehmen, dann ist der Service kostenlos.) Schon am ersten Tag nach Rueckkehr hatten wir bemerkt, dass unser teures Fastnet-Radio nicht mehr ging. Dann stellte sich heraus, dass waehrend unserer Abwesenheit die Kajuete leck geworden war und reichlich Regenwasser in das Radio gelaufen war. Reparatur leider zu teuer, ein neues ist auf dem Weg von Kiel zu uns. Matthias sei Dank! Vor unserer Reise hatten wir nicht mehr benoetigte Gegenstaende zu einem Second-Hand-Schiffsbedarfshaendler gebracht. Als wir zurueckkamen war er pleite, die Sachen verkauft und das Geld weg. Man sollte meinen, drei Schicksalsschlaege sollten reichen, aber nein! Mein Computer, den ich noch in Kiel demoliert hatte, der aber zwischenzeitlich noch wieder gelaufen hatte, war endgueltig kaputt. So, das war nun wirklich alles Aergerliche, was uns passiert ist. Es gab aber auch noch etwas Erfreuliches. Ich bemerkte, dass sich einer von Wolfgangs Leberflecken stark veraendert hatte. Gleich am naechsten Tag wurde er herausgeschnitten. Inzwischen wissen wir, dass es nichts Boeses war. Wir haben, als der Befund kam, gleich abends eine Flasche Sekt getrunken.

Unsere Plaene sehen wie folgt aus: Mitte Mai wollen wir anfangen, an der Ostkueste nach Norden zu segeln, das Barrier Riff entlang. Dann durch die Torresstrasse, ueber den Golf von Carpentaria und die Arafura-See nach Darwin (ca 1.500sm). Speatestens Mitte Juli wollen wir in Darwin ankommen. Danach beginnt die Ueberfahrt ueber den Indischen Ozean.

Fuer heute gruessen wir Euch alle ganz lieb

Inge und Wolfgang

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Stella Maris: nochmals im Pazifik

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 30. Oktober 2003 von Stefan24. Januar 2011  

Die Stella ist eine inzwischen 47 Jahre alte Stahlslup, die auf einer

holländischen Werft gebaut wurde. Deck und Kajüte sind aus Holz. Sie ist knapp 10 m

lang, 2,5 m breit, hat einen Tiefgang von gut 1,9 m und wir glauben, daß sie

inzwischen voll ausgerüstet etwa 8 Tonnen wiegt.

Was zuvor geschah: Nach einer Atlantik-Passage Ende 2000 , Segeln in der

Karibik und an der Ost-Küste der USA nach Maine und zurück (Sommer 2001),via

Bahamas und Jamaica nach Panama. Anfang April 2002 Passage des Panama-Kanals und

und Querung des Pazifik bis Anfang November Ankunft in Brisbane

(Australien). Fuer die letzten Inselstaaten (Samoa, Tonga Fiji, Vanuatu und Neukaledonien

hatten wir nur noch wenig Zeit. Daher beschlossen wir, unseren Gesamttoern

um ein Jahr zu verlaengern und nochmals in den westlichen Teil des Pazifik

zurueckzukehren. Über die letzten 12 Monate soll jetzt berichtet werden.

Nach einem Heimaturlaub in Kiel im Dezember 2002 / Januar 2003 flogen wir

ueber Singapore (einige Tage stopover) zunaechst fuer 6 Wochen nach Neuseeland.

Mit einem Mietauto erkundeten wir die Sued- und die Nordinsel.

Neuseeland ist fuer Naturliebhaber ein wunderbares Reiseland. Wir

uebernachteten in sogenannten Backpackerhotels oder Jugendherbergen, die alle

Doppelzimmer zur Verfuegung hatten. Man bekam viele Kontakte zu den anderen, meist

jugendlichen Reisenden, erhielt viele Tipps und hatte auch Spass miteinander.

Zurueck in Australien kauften wir uns ein Auto, weil inzwischen die

Entscheidung gefallen war, den Aufenthalt um ein Jahr zu verlängern. Zunaechst

leisteten wir uns weitere 11 Tage Urlaub und fuhren mit dem Auto nach Sidney (Hin-

und zurück mit Abstechern ca 3.000 km). Wir erhielten einen ersten Eindruck

von der Grösse Australiens.

Nach unserer Rückkehr verholten wir die Stella für 2 Wochen in eine Werft,

um notwendige Überholungsarbeiten durchzuführen (Korrosionsschutz am

Unterwasserschiff, neues Antifouling, Mast gezogen und vollstaendig abgezogen und neu

lackiert, Spieren und Kajüte neu lackiert). Nach Rückkehr in das Wasser war

noch eine lange Arbeitsliste abzuarbeiten u.a. Korrosionsschutz im Schiff und

an den Relingsstuetzen, Anker zur Verzinkung bringen, Rettungsinsel warten

lassen, Segel beim Segelmacher überholen lassen und viele weitere Punkte.

Natuerlich kam auch das Vergnügen nicht zu kurz. Manche Abende verbrachten

wir bei Bier, australischem Rotwein oder Sekt mit alten und neuen Freunden.

Mitte Mai kam Hubert aus Kiel zu uns, der ursprünglich vor hatte, mit uns

nach Samoa zu segeln ( nach seiner Rechnung kein Problem, da nur 2.500 sm zu

segeln waren und ihm etwa 35 Tage zur Verfügung standen. Bedauerlicherweise

davon der grösste Teil hoch am Wind.

Unser Ziel war zunächst Tonga (ca 2.000 sm östlich von Brisbane), das bei

dem vorherrschenden Südostpassat schwierig zu erreichen ist. Die Ueberfahrt

verlief jedoch etwas anders als geplant. Zunaechst wollten wir etwas nach Sueden

laufen, um in die guenstige Westwinddrift zu gelangen. Auf dem Weg dorthin

hatten wir viel Flaute und verbrauchten einen grossen Teil unseres Dieseloels.

Dann traf uns eine Front mit viel Wind (15 Stunden beigedreht). Das

anschliessende Segelvergnuegen waehrte nicht lange, da wir mitten in ein ausgedehntes

Hoch hineingerieten, in dem wir fast drei Tage nahezu bewegungslos

herumtrieben. Der Diesel reichte nicht mehr, um aus dem Hoch herauszufahren, wie uns

die regelmaessig empfangenen Wetterkarten zeigten. Die Zeit lief dem armen

Hubert davon, der seinen Flieger erreichen musste, um rechtzeitig im Dienst zu

sein. Als wir endlich den erhofften Westwind bekamen, zeigten die Wetterkarten

in Richtung Tonga wieder einen grossen Hochdruckguertel. Es war klar, dass

wir selbst Tonga (von Samoa ganz zu schweigen) nicht rechtzeitig erreichen

konnten. Wir liefen, kurz entschlossen, Whangarei in Neuseeland an. Hubert

verliess uns hier.

Wir verbrachten 10 kuehle Tage im neuseelaendischen Winter. Tags war es

mittags etwa 18° bis 20° warm, abends, nachts und morgens war es aber empfindlich

kuehl (morgens in der Kajuete nur 11°). Da wir in Whangarei in einer Marina

mit Stromanschluss lagen, kauften wir flugs einen elektrischen Heizofen und

hatten es gemuetlich warm.Wir versorgten das Schiff und pflegten das

gesellschaftliche Leben.

In Whangarei gibt es einen sehr aktiven TO Stuetzpunktleiter und am Hafen

eine Kneipe, die jeden Dienstag abends fuer eine Stunde das Bier zum halben

Preis verkauft. Hier treffen sich alle Segler, Informationen werden ausgetauscht

(wo gibt es wann Vollkornbrot, u.a.) und Verabredungen werden getroffen.

Nach acht Tagen versuchten wir auszulaufen, hatten jedoch ein kleines Tief

unterschaetzt. Kaum waren wir aus der schuetzendes Flussmuendung heraus, wehte

es heftig und eine beachtliche See traf uns. Nach kurzer Zeit war ich das

erste mal auf unserer dreijaehrigen Reise sterbens seekrank. Beidrehen brachte

mir gar nichts, so bettelte ich Wolfgang an, eine geschuetzte Ankerbucht

hinter einer der vorgelagerten Inseln anzulaufen, aber da gab es nichts

Brauchbares. Wolfgang wendete, wir segelten zurueck, auf dem Vor-dem-Wind-Kurs ging es

mir bald wieder gut und bei letztem Tageslicht erreichten wir eine

geschuetzte Ankerbucht. Am naechsten Morgen wehte es immer noch, so kehrten wir nach

Whangarei zurueck. Drei Tage spaeter liefen wir erneut, diesmal zusammen mit

drei weiteren Yachten aus. Darunter war auch die deutsche Yacht Joeke, die wir

bereits von Mogan auf den Kanaren kennen.

Die Reise nach Tonga verlief abwechslungsreich. Zunaechst einen Tag

angenehmste Segelei, dann fuenf Tage mehr oder weniger durch ein Hoch motoren. Dann

kam Wind. Drei Tage wehte es mit etwa 7 bis 8 Bft schraeg von achtern. Wir

erreichten die Riffdurchfahrt, die uns in das Fahrwasser nach Nuko a’lofa, der

Haupstadt von Tonga brachte, zwei Stunden nach Einbruch der Dunkelheit. Wir

hatten keine Lust, bei dem ruppigen Wetter noch eine Nacht beigedreht draussen

zu verbringen. Wolfgang studierte unser Kartenmaterial (Papier- und

elektronische Karten) und verglich die Positionen mit dem Radarbild, auf dem sich die

Riffeinfahrt deutlich abzeichnete (die Brandung auf dem Riff zeichnete auf

dem Radarschirm deutliche Echos). Diese Karten schienen die richtige Position

des Riffs wiederzugeben. (Die Karten waren im zweiten Weltkrieg von den

Armerikanern, die hier einen Stuetzpunkt hatten, neu erstellt worden.) Wir wagten

die Riffdurchfahrt und ankerten nach einer halben Stunde in ruhigem Wasser

hinter dem Riff. Die Weiterfahrt ist bei Dunkelheit nicht moeglich, weil nur

bei Tageslicht die im und neben dem Fahrwasser befindlichen Korallenkoepfe und

Riffe erkannt werden koennen.

Am naechsten Tag verholten wir in den Hafen, klarierten mit Hilfe von Paul,

dem TO-Stuetzpunktleiter ein zusammen mit Joeke, die auch angekommen war, und

verbrachten einige nette Tage im Hafen. Hier lernten wir auch Winfried

kennen, einen deutschen Segler, der taeglich viel Zeit darauf verwendet,

verschiedene Wetterinformationen auszuwerten und in einer Funkrunde auf Kurzwelle, die

deutschsprachigen Segler zu beraten. Winfried organisiert in dieser

Funkrunde auch Hilfeleistungen fuer in Not befindliche Segler (z.B. hatte sich ein

deutscher Segler bei hartem Wetter eine Augenverletzung zugezogen. Naechster

Hafen war Port Vila (Vanuatu), wohin noch ca drei Tage zu segeln war.Von

Seglern vor Ort wurden alle Massnahmen fuer die Zeit nach der Ankunft getroffen.

Der oertliche Arzt nahm eine Notversorgung vor und dann ging es ab in den

Flieger nach Sidney in eine Augenklinik. Zum Glueck war das Auge selbst nicht

verletzt.

Wir blieben bis zum Geburtstag des Koenigs, der mit allerlei oeffentlichen

Veranstaltungen gefeiert wurde und verliessen am 5. Juli 2003 Nuku a’lofa

Richtung Samoa. Die ca 500 sm lange Ueberfahrt verlief problemlos, wir kamen

rechtzeitig an, um Volker fuer sechs Wochen an Bord zu nehmen. Apia kannten wir

aus dem Vorjahr, diesmal hatten wir aber Gelegenheit, in einem Hotel eine Show

mit pazifischen Taenzen und Gesaengen sowie zum Abschluss mit Feuertaensen

anzusehen. Besonders der Teil mit den Feuertaenzen war beeindruckend.

Mit Volker segelten wir auf die Nachbarinsel Savaii, die groesser als Opulu

ist, aber deutlich weniger entwickelt. Wir machten eine Autorundfahrt um die

Insel und besuchten mitten im tropischen Regenwald eine alte Kultplattform.

Diese besteht aus einem etwa 11 m hoch aufgeschichteten Pyramidenstumpf, der

an der Basis eine Kantenlaenge von 40 x 60 m hat. Die Bedeutung ist nicht mehr

bekannt. Volker hatte auch noch Gelegenheit, bei einer von drei Deutschen

betriebenen Tauchschule einen Tag zu tauchen. Dann ging es weiter nach Fiji.

Der ca 600 sm lange Toern verlief zunaechst ganz gemuetlich, dann wurde der

Passat aber mal wieder von einer Front aus dem Suedmeer gestoert und wir mussten

die letzten 50 smbei 6 Bft kreuzen (das hatten wir schon lange nicht mehr

getan).

Wir klarierten in Suva ein, das wir aus dem Vorjahr kannten. Es war -wie im

Vorjahr – verregnet, der Segelclub, vor dem man ankert, hat eine leidlich

brauchbare Dusche, eine Waschmaschine und eine nette Bar. Nach einer Woche

Versorgung (Volker lud aktuelle Programme fuer mich aus dem Internet und brachte

meinen Computer auf Vordermann), begannen wir, in die Inselwelt von Fiji zu

segeln.

Ziel war zunaechst die Inselgruppe um Beqa mitten in einem grossen

Riffgebiet ca 30 sm SW von Suva. Hier ankerten wir vor einem Dorf und besuchten den

Chief, um unser Gastgeschenk zu ueberbringen.

Dies erfordert nun wohl einige Erklaerungen:

In Fiji gehoert alles Land in der Regel einer der jeweils ansaessigen

Grossfamilien (Clans). Will man an Land, so ist es ueblich, zuerst dem Chief (oder

Tui) einen Besuch abzustatten und ein Gastgeschenk zu ueberreichen. Naehert

man sich dem Dorf und bleibt zoegernd stehen, wird man von einer Frau oder

einem Mann angesprochen, von dem man zum Chief gefuehrt wird. Unterwegs fragt

diese Person nach Namen, Schiffsnamen,und Herkunftsland. Vor dem Chief setzt

man sich auf den Boden (natuerlich barfuss), ohne dem Chief die Fusssohlen zu

zeigen. Der Begleiter erzaehlt dem Chief die erfragten Einzelheiten. Man

selbst darf zunaechst nicht selbst setzt man sich auf den Boden, ohne dem Chief

die Fußsohlen zu zeigen mit dem Chief reden, es sei denn, er fordert einen

selbst dazu auf. Das Gastgeschenk wird vor dem Chief auf den Boden gelegt, damit

er die Moeglichkeit hat, die Annahme zu verweigern. Nimmt er das Gastgeschenk

an, folgt ein Singsang mit Haendeklatschen, in dem fuer die Gaeste und alle

ihre Verwandten zu Hause der Segen der Goetter erbeten wird . Gelegentlich

folgt eine Kawa-Zeremonie. Nach Annahme des Gastgeschenks steht der Gast, sein

Boot und die Mannschaft unter dem Schutz des Clans.

Nun, welcher Art sind die Gastgeschenke? Ueblich ist mindestens ein

groesseres Bund von getrockenen Kawawurzeln (wir hatten uns mit 500 gr- Buendeln – zu

etwa 5 EUR – in Suva eingedeckt). Die Wurzeln werden fuer eine Kawa-Zeremonie

klein geschnitzelt, dann in kaltes Wasser gegeben und ordentlich

durchgedrueckt und gewrungen. Danach gibt es Kawa aus dem grossen Topf, einer nach dem

andern erhaelt einen Schluck aus einer halben Cocosnussschale. Das Zeug hat

eine leicht betaeubende Wirkung auf Lippen und Zunge, groessere Mengen sollen

muede machen und am naechsten Tag einen Kater verursachen. Es sieht wie eine

lehmige Bruehe aus und schmeckt auch so aehnlich.

Ein langer Toern brachte uns von hier zu der nordwestlichsten Inselgruppe

von Fiji, zu den Yasawas. Von Nord nach Sued besuchten wir einige schoene

Buchten, besuchten Chiefs (mit Kawa) schnorchelten (Volker tauchte) und machten

einen Ausflug zu einem großen Hoehlensystem, in dem auch geschwommen werden

konnte. Leider waren hier wie auch in einer der anderen Buchten viele Seelaeuse,

die beim Baden bissen. Die Hoehle enthaelt einige Steinritzungen, die es in

aehnlicher Weise an weiteren Orten gibt, deren Bedeutung aber nicht mehr

bekannt ist.

Wir fuhren (mangels Wind unter Motor) zu der naechst suedlicheren

Inselgruppe, den Mamanuthas). In einer Marina, richtig am Steg, mit warmer Dusche und

Bars mit leckeren Drinks liessen wir es uns hier gut gehen und genossen mal

wieder die Zivilisation

Volkers Zeit an Bord ging zu Ende. Wir verholten in eine Marina, die dicht

am Flughafen liegt und begannen, an der Stella wieder zu arbeiten, da eine

Front uns 10 Tgae mit SW-Winden in der Marina festhielt, denn unser neues Ziel

(Tanna ,Vanuatu) lag ca 450 sm suedwestlich von uns.

Auf unserem Weg in die Hauptstadt von Vanuatu legten wir in Tanna einen

Zwischenstopp ein, weil es hier einen leicht zugaenglichen aktiven Vulkan gibt.

Am spaeten Nachmittag brachte ein Pickup uns und einige andere Segler einer

1-stuendigen Fahrt ueber gebirgige Wege zum Kraterrand. Nach kurzem Aufstieg

konnten wir bei einbrechender Dunkelheit in den Feuerschlund blicken, ein

nachhaltig beeindruckendes Erlebnis.

Ein 24-stuendiger Toern brachte uns dann nach Port Vila, der Hauptstadt von

Vanuatu. Hier empfing uns eine franzoesich gepraegte Atmosphaere, es gab

morgens frisches Baguette und die Speisekarten waren zur Abwechslung auch

erfreulich. Teile von Vanuatu waren waehrend der Kolonialzeit von Englaendern und

Franzosen gemeinsam verwaltet worden, daher der franzoesische Einfluss.

Dominierende Sprache ist jetzt jedoch Englisch.

In Port Vila kamen Nina und Jan aus Potsdam fuer vier Wochen zu uns. Nach

langer Zeit wurde es mal wieder tropisch warm. Wir konnten schlafen ohne uns

zuzudecken und genossen die wohlige Waerme.

In den Wochen oder sogar Monaten zuvor war immer viel kuehle Luft aus dem

Suedmeer in die Tropen vorgedrungen und hatte vielfach bedecktes Wetter bei

nur 23° bis 25° oder 27 ° gebracht. Nachts musste man sich mit einem leichten

Frotteetuch zudecken.

Von den Inseln Vanuatus hatten wir gehoert, dass sie noch recht abgeschieden

und urspruenglich sein sollten. Ausser Seglern kommen kaum Touristen in die

Inselwelt. Die Inseln sind alle vulkanischen Ursprungs, insgesamt sind noch

neun Vulkane aktiv, davon zwei unter Wasser. Die Inselkette liegt direkt auf

dem pazifischen Feuerring, der die Grenze zwischen der pazifischen und

australichen Platte bildet. Vanuatu liegt zu beiden Seiten, so dass einige Inseln

jaehrlich um 2cm gehoben werden, andere im Meer versinken. Das letzte grosse

Erdbeben mit grossen Schaeden (ueber sieben auf der Richterskala) ereignete

sich 1994. Die Inseln sind hoch, sehr zerklueftet und mit ueppiger tropischer

Vegetation bedeckt. 1969 soll zum letzten Mal Menschenfleisch verzehrt worden

sein. Wir errechneten uns daher gute Ueberlebenschancen.

Bevor wir Port Vila verliessen, musste die Stella mit allen notwendigen

Lebensmitteln ausgeruestet werden. Denn unterwegs konnten wir nur auf ein wenig

frisches Gemuese und eventuell auf einige Fruechte der Saison hoffen. Diese

wurden von Einheimischen mit ihren Einbaeumen direkt an das Boot gebracht und

gegen gebrauchte Kinderkleidung getauscht, fuer die grosser Bedarf besteht.

Die Kleidung hatten wir in Australien in einem second-hand-shop vorsorglich

gekauft.

Auf einem der naechsten Ankerplaetze (Bannam Bay, Malekula) boten uns die

Bewohner eines Dorfes gegen angemessene Bezahlung an, ihre traditionellen

Taenze aufzufuehren. Es war schon spaet am Nachmittag, als wir uns dafuer

entschieden. Eine Stunde Vorbereitungszeit genuegte, um ca 20 maennliche und

ebensoviele weibliche Taenzer und Taenzerinnen vorzubereiten. Trotzdem wurde es bald

dunkel und der Tanzplatz wurde mit brennenden Zweigen von Kokospalmen

beleuchtet. Die Maenner tanzten mit weisser Farbe bemalt und nur mit Peniskoecher,

die Frauen nur mit Roecken aus Pandanusstreifen bekleidet.

Diese Taenze wurden fuer uns zu einem ganz besonderen Erlebnis.

Unser nordlichster Punkt (Asanwari auf Maewo) wurde zu einem weiteren

besonderen Erlebnis.

Dieses Dorf bietet bei ausreichender Beteiligung fuer Segler ein gemeinsames

Abendessen und anschliessend traditionelle Taenze und Gesaenge. Als wir

ankamen, waren im Dorf kaum noch Bewohner. Die meisten Dorfbewohner waren von

Seglern in ein ca 7 sm noerdlich gelegenes Dorf zu einem Fest gefahren worden.

Wir fuhren ebenfalls dorthin. Beide Doerfer sind nicht durch eine Strasse oder

einen Weg verbunden. Zwischen beiden Orten liegen hohe, zerklueftete Berge,

die total unwegsam sind. Die Verbindung zwischen den Doerfern kann nur mit

einem kleinen Boot (hoechstens 10 Passagiere oder mit Auslegerkanus aufrecht

erhalten werden. Der Transport mit unserem Segelbooten kam also sehr gelegen.

Zum Dorffest hatten sich Bewohner aus 6 Doerfern getroffen. Im Mittelpunkt

der Veranstaltung stand ein Volleyballturnier und zwar mit Maenner- und

Frauenmannschaften. Ausserdem gab es einen Wettbewerb fuer Stringbands und fuer

Choere. Im Mittelpunkt der Stringband steht ein Bass, der aus einer Holzkiste

besteht, auf die ein ca 1 m langer Stock gestellt wird, mit dessen Hilfe ein

mit der Kiste verbundener Bindfaden gepannt wird. Eine Band trat mit einem

Keybord auf, ein hier ueberraschendes Instrument. Der auch vorgesehene Wettbewerb

von traditionellen Taenzen, entfiel fuer uns. Die Bewohner von Asanwari,

fuer deren Ruecktransport auch wir mit 14 Personen fest eingeplant waren,

mussten das Fest vorzeitig verlassen, weil sich auf dem Wasser von Norden ein

Squarerigger zeigte, dessen Chartergaeste als festen Programmpunkt das Essen und

die Taenze in Asanwari gebucht hatten. So traf sich dort am naechsten Abend

eine relativ grosse Gesellschaft im Dorfgemeinschaftshaus. Wir konnten

nochmals die beeindruckenden traditionellen Taenze sehen, die sich aber von denen

auf Malekula unterschieden.

Unsere Toerns hatten uns ca 150 sm nach Norden gebracht. In etwa 38 Stunden

segelten wir bei passendem NO-Wind zurueck nach Port Vila, versorgten das

Schiff nochmals und klarierten aus. (Zuvor kauften wir jedoch ca 50 Dosen mit

sehr leckeren franzoesischen Pasteten und Wurst, die wir in Australien bisher

nicht entdeckt hatten. Sie sind fuer die ca 3-monatige Ueberquerung des

indischen Ozeans (2004) bestimmt.) Da weiterhin passender Wind herrschte, liefen

wir aus und erreichten Noumea (Neukaledonien, ca 400 sm) in 4 Tagen.

Neukaledonien ist nicht vulkanischen Ursprungs sondern ein Teil des

Urkontinents Godwana. Es ist ungewoehnlich reich an Erzen. Eisen- und besonders

Nickelerze werden im Tagebau abgebaut und zum Teil auch im Lande verarbeitet. Es

gibt auch reiche Vorkommen an anderen edlen Metallen. Die Bevoelkerung, die

teils vom Erzbergbau und teils von Land- und Viehwirtschaft lebt, hat einen

guten Lebensstandard. Traditionelle Doerfer gibt es nicht mehr in Neukaledonien.

Die meisten wohnen in festen Stein- oder Holzhausern, und viele haben Autos.

Es gibt nur noch ein “Grande Case”, ein traditionelles Haus, das im

Wesentlichen der Schlichtung von Streitigkeiten unter den Dorfbewohnern und

zeremoniellen Handlungen dient.

In Noumea verliessen uns Nina und Jan und Peter kam fuer 3 Wochen an Bord.

Wir beschlossen, eine im Sueden liegende Insel (Iles des Pins) und eine der

Ostkueste vorgelagerte Inselgruppe (die Loyalties) zu besuchen, um dann an

der Ost- und Suedkueste der Hauptinsel zurueck nach Noumea zu segeln. Die

Iles Pins hat schoene Ankerbuchten und Straende und ist mit vielen Araukarien

(einer sehr urtuemlichen Nadelholzart) bewachsen, daher der Name “Insel der

Pinien”. Der Tourismus ist gut ausgebaut, es gibt sehr gute Strassen. Wir

mieteten also ein Auto und umrundeten in knapp 4 Stunden die Insel.

Ein 24-stuendiger Toern brachte uns nach Mare, der suedlichsten

Loyalty-Insel. Nach unserem ersten Besuch auf der Insel ging der Aussenborder kaputt (das

Kuehlsystem fiel aus) und Wolfgang gelang es nicht, ihn zu reparieren. Da

wir weit vor dem Ufer ankern mussten (wegen zahlreicher Korallenkoepfe)

verzichteten wir auf weitere Erkundungen und segelten an die Ostkueste der

Hauptinsel. Kurze Strecken konnten wir mit dem Aussenborder noch zuruecklegen.

Dieser Teil Neukaledoniens ist vom Erztagebau gepraegt. Die Landschaft sieht

total rot und gelb aus. In unserem ersten Hafen (Kouaoua) endet das

laengste, gekurvte Erztransportfoerderband der Welt. Es ist 13 km lang und fuehrt von

einer Tagebaustelle ueber viele Huegel zu einer Verladerampe am Hafen. Hier

koennen groessere Schiffe beladen werden.

In Kouaoua verschlechterte sich das Wetter drastisch und wir erlebten einen

windigen und total verregneten Tag mit Hoechsttemperaturen von 19°. Wir

fuehlten uns nach Hause in die Ostsee versetzt.

Peters Abreise rueckte naeher und wir wollten noch gemeinsam zwei Tage mit

einem Mietauto ueber die Insel fahren, also begannen wir gegen den

Suedostwind, der sogar bei dem schlechten Wetter fast aus Sued kam, loszukreuzen. Abends

suchten wir geschuetzte Ankerbuchten auf, da die niedrigen Temperaturen

nicht zum Durchsegeln verlockten und die Gegend nicht befeuert ist. Nach drei

Tagen hatten wir die Suedecke der Hauptinsel erreicht und wollten nun mit halbem

Wind nach Westen laufen. Jedoch drehte der Wind auf West und wurde teilweise

auch lebhaft. So benoetigten wir fuer die rund 40 sm bis Noumea noch zwei

weitere Tage. Zum Glueck gibt es dort ueberall kuschelige Ankerbuchten.

Die zweitaegige Autofahrt im suedlichen Teil der langen Hauptinsel erschloss

uns eine neue Welt. Die Kuesten sind stark gegliedert und haben viele

Ankerplaetze, aber das Inselinnere ist wild zerkluftet, und die gut ausgebauten

Strassen haben vielfach Hochgebirgscharakter. Die Insel ist, obwohl noch im

Tropenguertel liegend, teilweise subtropisch trocken, an der Ostkueste aber auch

ueppig tropisch gruen. Auf dieser Autofahrt besuchten wir – wie auch

Mitterand, Chirac und Le Penne – die letzte “Grande Case” der Insel.

Peter musste uns bald verlassen und fuer uns stand der Absprung nach

Australien vor der Tuer. Vier Tage wurden wir nach dem geplanten Auslauftermin noch

in Noumea festgehalten, weil der Wind mal wieder aus Suedwest wehte, genau

daher, wo wir hinwollten. Dann stellte sich aber wieder der Suedost-Passat ein

und wir hatten eine insgesamt ruhige Ueberfahrt. Wir brauchten fuer die ca

800 sm rund acht Tage, klarierten ein und verholten an unseren Liegeplatz in

Cleveland. Uns blieben noch 10 Tage bis zum Abflug nach Europa, in denen viel

zu regeln war. (Die Stella brauchte ganz dringend eine neue

Ueber-alles-Persenning, weil die alte morsch war. Ausserdem bestellten wir zwei neue Segel,

liessen das Auto ueberholen und kauften Ausruestung fuer unseren Australientoern

mit dem Auto (z.B. zweites Ersatzrad und Auftrag zur Beschaffung einer

gebrauchten extra Stossstange gegen Kaengurus.)

Mitte Januar 2004 wollen wir nach Australien zurueckkeheren, bis Ende Maerz

uns Australien ansehen, dann die Stella fuer den naechsten Toern fit machen.

Mitte Mai wollen wir beginnen, an der Ostkueste nach Norden zu segeln, um

Mitte Juli Darwin zu erreichen. Ende Juli soll dann Richtung Suedafrika

gestartet werden, wo wir Ende Oktober in Richards bay oder Durban ankommen wollen,

von Brisbane aus etwa 7.000 sm

Ingeborg Voss und Wolfgang Dinse.

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Ansegeln 2003

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 1. Mai 2003 von Stefan27. Januar 2011  

Das diesjaehrige Ansegeln war für den 1.Mai fesgelegt –

ein Tag, der das Zeug zum Desaster hatte – auf jeden Fall für Leute, die sich vorgenommen hatten, den Tag draußen zu verbringen und auch noch zu segeln.

Immerhin hatte der Wetterbericht für den Nachmittag Besserung versprochen.

Zwischen Schauerböen und peitschendem Regen ist davon am Morgen jedoch wenig zu merken.

Glücklicherweise gibt es ja noch ein Vereinsheim, in dem man

sich kurz aufwärmen und Mut oder zumindest etwas Wärme für die bevorstehende Schnitzeljagd sammeln kann.

Aber erstmal werden die neuen Optis getauft. Ein Ereignis, bei dem sogar der Wettergott kurzfristig gnädig gestimmt ist.

Das haben die Besatzungsmitglieder meiner Meinung nach auch mehr als verdient,

die sich weder durch Windböen noch durch Regen abschrecken lassen und sich später tapfer aufs Wasser wagen.

Auch die größeren Schiffe beschließen dann doch auf die geplante

Schnitzeljagd zu gehen. Und wie so oft ist das trotz allem superschön.

Endlich wieder auf dem Wasser.

Ich muß allerdings zugeben, daß ich zum Teil

arge Schwierigkeiten hatte, mich nicht durch Windböen vom Fensterzählen ablenken zu lassen und freute mich irgendwann auch wieder auf festen Boden – auch wenn wir noch reichlich weit davon entfernt sind, alle Fragen unseren durch die Nässe immer unleserlicher werdenden Aufgabenzettels zu beantworten.

Nach einer kurzen Diskussion, was man noch so zählen könnte, siegt die Aussicht auf heiße Würstchen und wir treten den Rückweg an – ohne zu wirklich zu wissen, wieviele Stühle auf der Reventloubrücke stehen oder was die Statue in Laboe in der Hand hält.

Als wir ankommen brutzeln auch tatsächlich schon heiße Würstchen auf dem Grill und das Bier ist auch schon angezapft. Der Regen ist weitestgehend verschwunden (ja, ja, ein Hoch auf die Wettervorhersage) und um den Grill herum ergibt sich nettes Geplauder – unterbrochen von der Siegerehrung für die Schnitzeljagd.

Überraschenderweise gibt es Sonderpunkte für besonders nasse Zettel, was uns ziemlich rausreist. Damit haben wir zum Abendbrot jetzt auch Wurst – unseren Preis.

Insgesamt ist der Tag also doch nicht als Desaster zu bezeichnen und für meinen Geschmack war das ein sehr netter Start in die Saison.

Ulrike und Guido (vom Piraten)

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Stella Maris im Pazifik

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 1. Oktober 2002 von Stefan24. Januar 2011  

Die Stella ist eine inzwischen 46 Jahre alte Stahlslup, die auf einer holländischen Werft gebaut wurde. Deck und Kajüte sind aus Holz. Sie ist knapp 10 m lang, 2,5 m breit, hat einen Tiefgang von gut 1,9 m und wir glauben, daß sie inzwischen voll ausgerüstet etwa 8 Tonnen wiegt

Was zuvor geschah: Nach einer Atlantik-Passage Ende 2000 , Segeln in der Karibik und einer Fahrt an der Ost-Küste der USA nach Maine und zurück (Sommer 2001) liefen wir via Bahamas und Jamaica nach Panama. Von dort flogen wir für 3 Wochen nach Kiel.Über den Törn, den wir nach Rückkehr begannen, soll jetzt berichtet werden.

Im März 2002 kehrten wir von Kiel nach Panama zur Marcus-Marina zurück. Wir machten unser Boot für den 8 Monatstörn durch den Pazifik fit, verholten nach Colon, und verproviantierten es dort so weit dies mödloch war (hier sind die Möglichkeiten und Wege bequemer als in Panama-City).

Einige Tage vor dem gewünschten Schleusungstermin meldeten wir uns bei der Kanalverwaltung und kamen einen Termin für die Bootsvermessung. Der Vermesser begutachtete die Dicke und Länge der vorgeschriebenen Leinen (ca 22 mm Durchmesser, Länge etwa 38 m) und besprach den Ablauf der Schleusung und maß noch die Länge des Bootes nach. Abends erhielten wir telefonisch den genauen Schleusungstermin (Datum und Uhrzeit für die Übernahme des Lotsen). Dann besorgten wir uns 3 zusätzliche Leinen, denn als Mannschaft sind neben dem Bootsführer und dem Lotsen weitere vier Personen zur Bedienung der Leinen vorgeschrieben. In der Regel helfen sich die Bootsmannschaften gegenseitig. Das ganze kostete im April 2002 550 US$ zuzüglich 900 US$ Kaution, die wir bar hinterlegen mußten, da Mastercard nicht akzeptiert wurde. Besitzer von Visa-Cards konnten manchmal die Kaution durch die Karte hinterlegen, klappte aber auch nicht bei allen, weil angeblich das Limit nicht ausreichte.

Vor unserem Schleusungstermin fuhr Wolfgang als Leinenhänder bei einem Engländer mit, so daß er in etwa wußte, was uns erwarten würde.

Wir gehörten zu den Glücklichen, die an dem Tag, der für die Passage vorgesehen war, auch geschleust wurden und auch den ganzen Kanal durchfahren konnten. Wie die meisten Yachten, erhielten wir einen frühen Termin. Am 10. April um 4.45 sollte der Lotse an Bord kommen. Unsere Leinenhänder kamen um 4.30 Uhr an Bord, der Lotse – ein sehr netter junger Mann von Anfang 30, der ausgezeichnet englisch sprach – kam um 6.00 Uhr. Doch dann ging es ohne große Verzögerungen durch den Kanal. In den ersten drei Schleusen, die zum Gatun-See führen (Schleusentreppe mit je 9 m Hub), lagen wir längsseits einer Yacht, die wiederum an einem Schlepper festgemacht hatte, der an der Schleusenwand lag. Vor uns in der Schleuse war ein Autotransporter, der die Schleusenbreite bis auf ca 50 cm auf jeder Seite voll ausnutzte. Nach ca 2 Stunden erreichten wir den Gatun-See, den wir mit ca 6,3 kn überquerten. Der See ist sehr schön, von vielen kleinen Inseln mit tropischer Vegetation durchsetzt. Die Haupt- und die Nebenfahrwasser, die von den Yachten zur Abkürzung benutzt werden, sind hervorragend betonnt. Gegen 12.00 Uhr erreichten wir die erste der drei Schleusen, die uns zum Pazifik hinunter führen sollten. Diesmal hatten wir eine andere Yacht mit uns, die am Tag zuvor gestartet aber nicht hinabgeschleust worden war. (Sie mußte eine Nacht im See ankern.) Wir gingen aneinander längsseits und machten in der Mitte der Schleusen ganz vorne fest. Jede der Yachten hatte 2 Leinen zu den Schleusenwänden. Die Verbindung zu den Schleusenwänden wird durch Wurfleinen von Land hergestellt. Der Autotransporter lag diesmal hinter uns. Alle Schleusen passierten wir ohne Probleme. Müde, aber sehr glücklich erreichten wir gegen 17.00 Uhr unseren Ankerplatz in der Flamenco Bay in Balboa.

Hier war es zwar ein wenig rollig von den vorbeikommenden Schiffen, die aus dem Kanal kamen oder hinein wollten, aber die Wassertemperatur war deutlich niediger (nur 23 Grad) als in der Karibik. Wir hatten daher nachts nur ca 25 Grad, was sehr angenehm war.

Wir blieben 8 Tage, in denen wir uns Panama-City ansahen, nochmal Wäsche waschen ließen, letzte Versorgungsgüter und vor allem kurz vor dem Auslaufen ausreichend Obst und Gemüse sehr billig auf einem großen Markt einkaufen konnten. Als besonders haltbar erwies sich Yams (Stärketräger), der wie Kartoffeln gekocht wird und auch so schmeckt. Teilweise bereitet die Verproviantierung Schwierigkeiten. Gerüchten zufolge gibt es bis Tahiti (ca drei Monate Reisezeit) nur geringe Versorgungsmöglichkeiten. Also, wieviel Toilettenpapier braucht man für 100 Tage für 2 Personen wenn dies gleichzeitig auch als Küchenpapier und für Arbeiten mit Schmierfett oder Farben verwendet wird? Ich weiß es immer noch nicht. Ich weiß nur, daß es viel weniger ist als ich dachte, denn wir haben jetzt in Australien immer noch Toilettenpapier aus Panama an Bord!

Am 18. April war alles gut vorbereitet, wir klarierten aus und liefen nach Contadora, einer der Perlas Inseln. Auf Contadora lebt Günter, der ein Funknetz auf Kurzwelle für alle deutschsprachigen Pazifik-Segler leitet. Er freut sich immer, wenn die Segler, die er von der Funkrunde kennt, auch persönlich bei ihm vorbeischauen. Daher ist ein Stopp auf Contadora fast ein Muß für jeden. Abends (außer Sonntags) ist Günter auf Frequenz, nimmt Standortmeldung und Wetter der eincheckenden Yachten entgegen, hat für jeden, der ein Problem hat, ein tröstendes und aufmunterndes Wort, fungiert als Relais-Station für Yachten, die sich untereinander nicht hören können. Wenn ein Mitsegler mit guter technischer meteorologischer Ausrüstung auf dem Netz ist, wird auch ein ausführlicher Wetterbericht übermittelt. Außerdem erhält man interessante Informationen über vorausliegende Ziele, so zum Beispiel über die aktuelle Ein- und Ausklarierungssituation auf Galapagos, Dieselpreise, Wäschewaschmöglichkeiten und touristischen Unternehmungsmöglichkeiten auf den einzelnen Inseln.Zusätzlich verabreden sich Yachten, die sich auf dem gleichen Streckenabschnitt befinden, meistens noch zu einer weiteren Funkrunde, um sich gegebenenfalls schnell Hilfe leisten zu können und auch um Erfolge und Mißerfolge z.B. beim Angeln auszutauschen.

Die Insel Contadora ist aber auch aus anderen Gründen interessant. Sie dient vielen reichen Panamesen als „Sommersitz“, hat unter anderem dem persischen Schah zeitweise als Exilwohnsitz gedient und ist durch eine jährlich wiederkehrende Konferenz mittelamerikanischer Ministerpräsidenten bekannt.

Nach einem Besuch bei Günther sind wir dann nach San Jose weitergesegelt, einer weiteren Perleninsel, auf der ein deutsches Seglerpaar lebt. Sie haben sich ein Häuschen geschaffen und vor allem einen großen Obstgarten angelegt. Wir haben hier noch einige neue tropische Pflanzen kennengelernt. Außerdem trafen wir hier auf weitere deutsche Yachten, mit denen wir dann am gleichen Tag Richtung Galapagos ausliefen.

Das Wetter war – noch mitten in den Doldrums oder Kalmen, sehr wechselhaft und teilweise auf kurze Distanzen auch unterschiedlich, so daß die “örtlichen” Wetterberichte ganz interessant waren. Wir hatten auf dem ersten Teil der Strecke viel Flaute, häufig Regenschauer (meist ohne Wind) 2 Tage Dauerregen, der zwischen eckligem Niesel über heftigen Regen bis zu tropischen Regengüssen wechselte. An diesen Tagen war es angenehm kühl, so daß man gegen Abend draußen auch mal ein Höschen anzog. Ansonsten trugen wir meistens nur unsere nackte Haut zu Markte. Arbeiten in der Kombüse und am Motor waren sehr schweißtreibend. Am meisten zu betütern war der Wassermacher, der in kurzer Zeit 2 Mal den Geist aufgab, das 2. Mal jedoch nachdem alle Wasservorräte aufgefüllt waren. So schoben wir eine Reparatur bis San Cristobal auf. In beiden Fällen trat der gleiche Fehler, Zerstörung eines O-Ringes, auf. Nach weiteren Reparaturen (die O-Ringe wurden langsam rar) fand Wolfgang die Ursache, die Reparatur wirkte und uns blieb der Wassermacher bis Australien treu. (Seit Tahiti ist aber Ersatz an Bord).

Am 28.4.02, 9.30 Ortszeit, (16.30 Uhr europäische Sommerzeit) lagen von den ursprünglich etwa 860 sm noch 350 sm vor uns. Ihr seht, unsere Etmale waren nicht besonders gut, auch die vielen Motorstunden brachten uns nicht schnell voran, da wir nur mit 4 Knoten liefen, um den Dieselverbrauch pro Meile niedrig zu halten. Eine Bilanz in dieser Nacht ergab, daß wir noch mindestens 64 sm segeln müßten, damit der Diesel bis in den Hafen reicht. Ab 27. 4 stand dann jedoch ein weitgehend stetiger Wind, der zwischen SE und S wechselte, durch. Wir kamen noch mit knapp 90 l Diesel in San Cristobal an, da wir die restliche Strecke fast ganz segeln konnten.

Vom Angelglück ist noch zu berichten. Wir haben das unsere nur einmal einen Tag erprobt und nichts gefangen, dennoch gab es vier Mal frischen Fisch. Ein mit uns segelnder Katamaran, der auch nicht weit von uns entfernt war, angelte gern und sehr erfolgreich. So erhielten wir (gegen grüne Bananen, die wir reichlich hatten) schon 2 mal Fisch, der für 4 Mahlzeiten reichte. Im übrigen reichten bis San Cristobal Eisbergsalat, Gurken und Tomaten. Für später hatten wir noch Möhren (ein Sack) und Weißkohl. Neben Bananen gab es noch einen Sack Orangen und 20 Pampelmusen, die allerding schon kräftig abgenommen hatten. Die Frischlebensmittel müssen täglich durchgesehen werden und sind nach dem Gefährdungsgrad der Verdärbnis zu verzehren.

Als sich der Zeitpunkt näherte, diskutierten wir die Äquatortaufe. Von den anderen hörten wir, daß Sekt kalt gestellt werden sollte. Wir entschlossen uns, Bonku-Bonku mit einem Rum zu begrüßen, wir wollten uns einen Planters Punch genehmigen. Am 30. April um 22.02 Uhr war es dann soweit. Auf 88°21‘ W überquerten wir den Äquator. Wir und Bonku-Bonku erhielten unseren Drink, wir hatten herrlichen Segelwind aus SE mit 2-3 Bft. Wir segelten übrigens mehr oder minder auf dem Großkreis, was Dank der Hilfe des GPS ganz ohne Arbeit zu machen ist.

Und dann, am 1. Mai 02 gingen wir nachmittags um 15.40 Panamazeit, 14.40 Ortszeit, vor San Cristobal (einer der vier bewohnten Galapagos-Inseln) vor Anker. Damit hatten wir etwa 10 % des großen Pazifik hinter uns gelassen und wir hatten den Äquator überquert! San Cristobal liegt auf etwa 00°45‘S!

Am 2. Mai begannen wir mit der Einklarierung. Von Herbert – einem auf San Cristobal lebenden österreichischen Amateurfunker – unterstützt, ging es zunächst zur Policia, um für 15 US$ je Person den Eingangsstempel in den Pass zu bekommen. (Der Ausreisestempel war dann später kostenlos.) Am Nachmittag ging es dann zur Capitania, um beim Hafenmeister unseren Obulus zu entrichten. Nach einer offensichtlich magischen Formel wurden die zu entrichtenden Beträge ermittelt. Wir waren mit 38 US$ dabei, andere zahlten deutlich mehr, in unserer Runde waren 92 US$ die Spitze. Nach der aktuellen gesetzlichen Lage konnte sich jede Mannschaft Yacht auf nur einer der Inseln bis zu 20 Tage aufhalten.

Mit Herbert machten wir (12 Yachties und Herbert) von 8.00 bis ca 13.30 einen Ausflug über die Insel. Die Männer saßen auf der Ladefläche des Pickup, wir Frauen (5) in der Doppelkabine. Wir fuhren zunächst zu einem Kratersee und passierten hierbei auf kurzer Strecke die 3 Vegetationszonen der Galapagos: relativ trockene Küstenebene, mittlere tropische landwirtschaftlich genutzte fruchtbare Zone (Bananen, Kaffee, Orangen, Guaven, eine leckere Pflaumensorte und anderes). Anschließend erreicht man die kühlere, häufig in den Wolken befindliche dritte Zone, die wiederum nicht landwirtschaftlich genutzt wird. Der Vulkan ist 720 m hoch.

Wir besuchten außerdem eine Aussichtsplattform mit herrlichem Blick über die Insel und die Buchten und fuhren dann an den Seelöwenstrand. Seelöwen sind etwas größer geratene Seehunde und heißen wohl Seelöwen wegen ihres heiseren Gebrülls. Zunächst begegneten wir jedoch den Seeleguanen, danach fanden wir auch einen beeindruckenden Seelöwen mit seinem Harem. Sowohl an die Leguane wie auch an die Seelöwen kamen wir bis auf einen Meter heran.

Seelöwen gibt es aber auch in unserer Ankerbucht. Wenn man das Dinghi nicht hochnimmt, wird es bald von einem oder mehreren Seelöwen zum sonnenbaden besetzt. An einem Strand an dieser Bucht soll man mit den Lieben auch schwimmen können. Den Schluß bildete ein Museumsbesuch, in dem die Evolution und die Besiedlungsgeschichte der Galapagos veranschaulicht wird.

Drei Tage verbrachten wir vorwiegend bastelnd an Bord. Die Elektrik hatte plötzlich eine Macke, konnte aber wieder gerichtet werden, der Wassermacher kam wieder in Ordnung, der Outborder liefwieder, Diesel war voll getankt, die Wäsche haben wir waschen lassen. Das Deck hatte kleine Lecks, die wir auch noch beseitigten.

Das Wetter war angenehm. Mittags wurde es zwar sehr warm, aber abends kühlte es ab, da durch den Humboldtstrom das Wasser kühl ist. Seelöwen und gelegentlich eine Schildkröte umschwammen das Schiff. Ich schreckte immer wieder zusammen, wenn ein Seelöwe plötzlich dicht neben dem Schiff brüllte. Unser Dinghi nahmen wir immer mit dem Fall bis zur Seereling hoch, damit die Biester es sich darin nicht gemütlich machen konnten. Sie liegen leider nicht nur so rum, sondern kacken auch immer heftig.

Wir sind dann eines nachmittags, nachdem wir bereits von Equador ausklariert hatten, aufgebrochen, um am nächsten Tag Isabela zu erreichen ( 80 sm).

Isabela ist eine der Galapagos-Inseln, die offiziel nicht angelaufen werden darf. Wir besuchten also, obwohl ausklariert, den Hafenmeister und erhielten für 10 Tage Aufenthaltsgenehmigung. Isabela bietet neben den obligaten Seelöwen auch Pinguine, Flamingos, Seeleguane und Riesenlandschildkröten.

Eine Attraktion besonderer Art ist ein großer Krater, der 1979 zuletzt viel schwarze Asche gespuckt hat, 1966 jedoch noch einen großen Ausbruch mit viel fließender Lava hatte. Dort hinauf kann man mit einheimischer Hilfe einen Ausflug unternehmen. Zunächst ging es auf der Ladefläche eines LKW etwa 1 Stunde bergauf. Danach auf Pferde umgestiegen. Es folgte mein erster Ausritt ! Wir ritten eine weitere Stunde bergauf, gut geleitet von einem einheimischen „Horseboy“. Wir begannen daraufhin eine Wanderung durch die Lavafelder (ca 45 Min) zu einem am Rand des Hauptkraters aufsitzenden Sekundärkrater. Die Lavafelder waren zum großen Teil von intensiver roter und rotbrauner Farbe, dazwischen auch schwarze Lavabänder, eingestürzte Lavatunnel gab es zahlreich. Eine grandiose und faszinierende Landschaft. Wir verfolgten den gleichen Weg zurück und kamen rechtschaffen müde wieder im Ort an.

Nach einigen Tagen auf Reede, letzten Einkäufen und nochmals die Wäsche zum waschen gebracht, liefen wir am 16. 5 am frühen Nachmittag aus. Vor uns lagen knapp 3.000 sm zu den Marquesas. Wir entschlossen uns, die südwestlichste der Inseln anzulaufen, da ein späterer Besuch einen Umweg hoch am Wind bedeuten würde.

Wir befanden uns wieder in einer Gruppe von ca 8 deutschsprachigen Yachten, die diesmal innerhalb von 3 Tagen aus Isabela ausgelaufen waren. Wir hatten in der Regel 3 mal täglich Funkkontakt, abends fand dann die Runde mit Günther von Contadora statt.

So vergingen die Tage, anfangs hatten wir 1 bis 2 Flautentage, wir motorten auch einen Tag. Dann waren wir weit genug südlich, um einigermaßen konstanten Wind zu finden. Je weiter wir nach Westen kamen, desto östlicher wurde der Passat und die lezten 10 Tage eilten wir unter Passatsegeln dem Ziel entgegen.

Auf San Cristobal erhielten wir auch ein paar Tips zum Angeln. Und wir hatten Erfolg! Zunächst fingen wir einen großen Bonito (70 cm lang). Wir ernteten ca die Hälfte der vorhandenen Filets und hatten damit 6 Mahlzeiten. Einen Tag vor Fatu Hiva hat Wolfgang dann nochmal geangelt. Nach 3 Stunden hatten wir einen kleinen Bonito, der für 2 Tage reichte.

Wir waren über Funk zum Landfall in Fatu Hiva angekündigt, so daß unsere „Mitsegler“ Ausschau hielten und uns über UKW begrüßten und uns trotz Dunkelheit mit 2 Dinghis entgegen kamen und uns zu einem Ankerplatz geleiteten. Die Ankerbucht ist einfach anzulaufen, hat jedoch in den flachen Bereichen schlecht haltenden Ankergrund. Wir ankerten weit draußen, hatten wegen des Felsgrunds den Stockanker genommen und etwa 110 m Leine gesteckt. Der Anker hielt auf Anhieb. Auch bei heftigen Fallböen mit bis zu 9 Bft hielt der Anker. Das war nicht bei allen Yachten so. Ernsthafte Schäden hat es aber nicht gegeben.

Das Tal, das sich der Bucht anschließt, ist von spektakulären Felsformationen eingerahmt, es ist alles unglaublich grün und überall wächst und blüht es. Allerding hängen meistens Wolken über dem Tal und es vergeht kein Tag ohne Regenschauer. Die Menschen sind sehr freundlich, aber sie wollen zum Beispiel kein Obst und Gemüse verkaufen. Angesagt ist Tauschhandel! T-Shirts, Parfum, Nagellack und Bonbon sind die Favoriten. Zur Not tut es dann auch mal eine Leine. Im einzigen Laden gibt es kein Obst und Gemüse, mit Versorgungsschiffen kommen Kartoffeln, Zwiebeln und Eier. 12 Eier für 6 US$ konnten wir erstehen. Französisch Polynesien geht der Ruf voraus, sehr teuer zu sein. Wenn das so bleibt wie mit den Eiern, dann ist sehr teuer noch geschmeichelt. Es blieb so teuer!

Der Ort hat eine Bäckerei. Eine kleine Holzhütte mit einem Steinofen, einem Trog zur Zubereitung des Teiges und einem Tisch, das ist alles. Es gab eine Sorte Weißbrot, die aber sehr lecker schmeckte, das am Tag zuvor bestellt werden mußte. Einen Tag gab es kein Brot, denn das Mehl war ausgegangen. Der Ort hat keine Wäscherei. Ich wusch also selbst. Mit der gewaschenen Wäsche fuhr ich dann an Land, um sie unter einem Wasserhahn zu spülen. In Papeete gab es wieder eine Maschinenwaschmöglichkeit. (Nuku Hiva bot dies auch, aber lange Fristen).

Eines Tages kam mit einem Versorgungsschiff für 2 Stunden eine Touristengruppe. Ihnen wurde ein kurzes Programm geboten – Info über die vielfältige Nutzungsmöglichkeit von Cocosnüssen und ein paar Tänze, von jungen Mädchen vorgeführt. Für 6 Bootsmannschaften heuerten wir einen Pickup an, mit dem wir über Land in das südlicher gelegene Omoa (17 km entfernt ) fuhren. Die Straße und das Panorama waren atemberaubend.

Seit Fatu Hiva (Marquesas) haben wir die weiteren Marquesas-Inseln Tahuata, Hiva Oa und Nuku Hiva besucht. Von Nuku Hiva sind wir rund 450 sm in den Archipel der Tuamotus nach Raroia gesegelt, von dort direkt ca 400 sm nach Papeete, wo wir am 10. Juli eintrafen.

Bisher habe ich nichts über die Tierwelt im Wasser berichtet. Nach Verlassen der Galapagos sahen wir etliche große Haie in der Näher der Stella, auch Wale hielten sich dort auf, sie kamen aber nicht sehr dicht an das Boot. Unterwegs haben wir dann noch Delphine und Wale gesehen, ein Wal passierte die Stella sehr dicht. Je weiter wir nach Wetsne kamen, um so mehr Wale konnte wir sehen. Leider waren sie alle nicht photogen. Kurz nach Verlassen der Galapagos begegnete uns eine Gruppe großer Rochen, die Ihre Köpfe gelegentlich aus dem Wasser steckten. Auf den weiteren Etappen und vor allem auch in den Ankerbuchten schwammen häufig große Rochen (Spannweite über 2 m) um das Boot, gelegentlich steckte eine Schildkröte ihr Köpfchen aus dem Wasser. Schwärme von kleinen Fischen bewegten die Wasseroberfläche und sofort waren Vögel dort (Fregattvögel, Tölpel und Seeschwalben), die versuchten, eine Mahlzeit zu erhaschen. Die großen Rochen, die in die Ankerbuchten kamen, durchschwammen das Wasser sehr regelmäßig in Schleifen, etwa so, wie die Heizschlangen von Fußbodenheizungen verlegt werden. In der Lagune von Raroia kamen noch kleine Riffhaie dazu. Sie waren neugierig aber nicht angriffslustig. Am Ufersaum versteckten sich auch reichlich Moränen. –

Die Inseln der Marquesas gleichen sich alle. Außer der gleichen Landschaft haben alle Marquesas-Inseln außer Fatu Hiva auch die schrecklichen Nonos gemeinsam. Das sind kleine Beißfliegen, deren Bisse sich in der Regel entzünden und tiefe eitrige Wunden verursachen. Wir haben zum Glück keine getroffen oder waren ausreichend eingeschmiert.

Die Tuamotus haben einen völlig anderen Charakter. Erdgeschichtlich handelt es sich um durch Erosion abgetragene Vulkane, an deren Rändern sich Korallenriffe gebildet haben. Auf den Riffen sitzen heute kleine Sandinseln (Motus), die mit Kokospalmen bepflanzt oder bewachsen sind. Auch andere buschartige Bäume stehen darauf. Zwischen den einzelnen Motus fließt zumindest bei Flut Wasser in die Lagune. Die meisten Atolle haben Passagen in den Riffen, durch die man in die Lagune einlaufen kann. Die Lagunen selbst haben ausreichend Wassertiefe (Raroia durchschnittlich 10 bis 20 m), sind aber übersät von kleinen Riffen und Korallenköpfen. Seekarten gibt es nicht. Man fährt bei Tag, möglichst mit der Sonne im Rücken, dann kann man alle Flachs sehr gut erkennen.

In den Passagen im Riff steht in der Regel starke Strömung. Die beste Zeit soll etwa eine Stunde nach Niedrigwasser sein. Wir hatten zu dieser Zeit ca 5 Knoten Gegenstrom beim Einlaufen. Als wir die Lagune verließen, (ca 2 Stunden vor Hochwasser) hatten wir wieder Gegenstrom, aber nur etwa 2 Knoten.

Die Motus von Raroia sind stark bevölkert von Einsiedlerkrebsen, die tags an Land rumlaufen. Abends kamen viele von Ihnen an unser Lagerfeuer, an dem wir mit 4 Schiffsmannschaften eine Potluck-Partie veranstaltet haben. Bevor sie sich die Füßchen verbrannten, haben wir sie wieder vom Feuer weggetragen. Die gleiche Beschäftigung hielt uns ein paar Tage später beim Sundowner und gemeinsamer Müllverbrennung in Atem. Ein Versuch von Wolfgang mit den männlichen Besatzungsmitgliedern von 2 weiteren Yachten bei einbrechender Dunkelheit gummistiefelbewährt auf dem Außenriff Hummer fangen zu gehen, war nicht von Erfolg gekrönt. Es wurden zwar einige Hummer gesehen, aber keine erwischt. Die Mühe, die Gummistiefel aus der hintersten Ecke hervorzukramen, hat nichts eingebracht.

Auf den Tuamotus gibt es eine spezielle Sorte Muscheln, die fast schwarze Perlen (Tahiti-Perlen) produzieren. In den meisten Lagunen werden heute Perlen gezüchtet. Das ist die eine Lebensgrundlage der Bewohner. Das andere Standbein ist die Kobraproduktion. Kobra ist das getrocknete Kokosnußfleisch. Die Gewinnung ist sehr arbeitsintensiv und bringt wenig ein, da die Preise stark verfallen sind. Auf einigen Atollen oder Motus gibt es Siedlungen, die nur zur Kokosnußernte besiedelt werden. Die Atolle haben nur wenige Einwohner, die Kinder gehen daher auf einem größeren Atoll in eine zentrale Schule.

Ursprünglich wollten wir noch ein weiteres Atoll besuchen, aber wir wären erst kurz nach Dunkelheit dort angekommen, d.h. wir hätten etwa 9 Stunden beidrehen müssen, um bei Tageslicht das Riff zu passieren. Der Versuch, ein näher liegendes Atoll anzulaufen, wurde vom Wetterwechsel vereitelt. Wir hatten plötzlich Nordwestwind und damit den Wind genau von vorn. Wir drehten ab und wollten auf dem kürzesten Weg das wegen unberechenbarer Strömungen ein bischen unsichere Gebiet des Archipels verlassen, als nach drei Stunden der Wind auf Südwest drehte und damit wieder von vorn kam. Aber schließlich erreichten wir bei Flaute und 24 Stunden Motorfahrt am 10. Juli 2002 Papeete.

Seit Panama hatten wir in 3,5 Monaten etwa 4.800 sm zurückgelegt.

Von den Maquesas bis Noumea (Neukaledonien, etwa 800 sm östlich von Australien) bewegten wir uns immer zwischen 10° S und 23° S. Erst auf der Fahrt nach Brisbane verliessen wir den Tropengürtel. Man sollte meinen, daß wir auf der ganzen Reise von einem gemütlichen Süd-Ost-Passat begleitet worden wären. Aber so ist das nicht im Pazifik. Schon im östlichen Pazifik war der Passat unsteter und öfter von Fronten unterbrochen als der Nord-Ost-Passat im Atlantik. Fronten aus dem südlichen Pazifik dringen bis in die Passatzone vor. Wir haben den Eindruck gewonnen, daß, je weiter man nach Westen kommt, desto veränderlicher das Wetter wird. Immer mal wieder bildeten sich Fronten, die zu stark böigem Wetter und vor allem zu total bedecktem Himmel führten. Oder es kamen Fronten von Südmeertiefs weit nach Norden, die Wind und auch mal Regen brachten. Über Australien und der Tasman-See bilden sich regelmäßig Hochdruckgebiete, die viel Wind bringen können, wenn die Isobaren dicht beieindaner liegen. Alle Druckgebiete ziehen in der Regel etwa von Südwest nach Nordost, gegen den Passat. Sie werden vor allem von der weiter südlich gelegenen Westwinddrifft in den brüllenden 40gern angetrieben. Je nach Standort des Schiffes zu dem Verlauf der Isobaren sind Winde von Ost, Nordost, Nordwest, West und Südwest bis Süd neben dem klassischen Südostpassat möglich und durchaus häufig. Oft findet man an der Baragraphen – Kurve keinen Hinweis auf eine Wetteränderung. So heißt es immer wieder warten, bis sich eine günstige Wetterlage für eine längere Passage eingestellt hat. Dann bildet sich jedoch völlig unerwartet eine neue Front und schon ist alles anders als erhofft. Die häufige tagelange Bewölkung des Himmels ist heute mit GPS an Bord (und esgibt kaum eine Yacht, die nur ein GPS hat) kein Problem mehr, aber als noch der Sextant die einzige Möglichkeit zur Ortsbestimmung bot, muß es häufiger zu schwierigen Situationen gekommen sein, weil auch immer wieder unvorhersagbare Strömungen auftreten.

Nun ja, im großen und ganzen ist das Wetter aber brauchbar und vor allem gemütlich warm, wenn wir auch schon gelegentlich im Scherz geklagt haben, weil die Temperaturen z.B. in Fiji abends und nachts auf 21 ° absanken, wir uns nachts zudecken mußten und abends auch ein leichtes Jäckchen überzuziehen war. Gleiches Ungemach ereilte uns in Noumea. Aber meistens wurde es nach ein oder zwei Tagen wieder wärmer.

In Papeete ging es uns auf der Reede sehr gut. Wir lagen gut geschützt hinter einem Riff in einem südlichen Vorort und blickten auf die Insel Moorea, bei der abends malerisch die Sonne unterging. Wir hatten teilweise kräftigen Schwell aus SW oder der Wind brieste für einige Stunden auf 7 bis 8 Bft auf, dann standen auf dem Riff kräftige Brecher. Bei dem harten Wind hielten nicht alle Anker.

Papeete ist eine richtige Stadt, in der fast alles zu bekommen ist, auch mal wieder etwas Kultur. Der Nahverkehr wird mit LKW-Bussen abgewickelt, d.h. auf LKW-Chassies sind Holzkästen montiert, die mit Fenstern und Holzbänken ausgestattet sind. Man zahlt beim Aussteigen beim Fahrer, der vorne in der Fahrerkabine sitzt. Die Fenster sind fast immer offen, eine Tür haben diese Fahrzeuge nicht.

Die Flugzeuge, die Papeete regelmäßig anfliegen, sind jedoch ganz normal. Eines davon fliegt zweimal wöchentlich zur Osterinsel und die Mannschaft von einer anderen Yacht brachte uns auf die Idee, mit einem davon einmal mitzufliegen.

In meinem Kopf befand sich ein Samelsurium von Erinnerungen über die Besonderheiten dieser Insel, über das Rätsel der großen Steinfiguren, deren Zerstörungen (bestimmt von den bösen europäischen Missionaren betrieben) und über die Besiedlungsgeschichte, vor allem durch Thor Heyerdahls Experiment geprägt. Das Studium des in Papeete erworbenen Reiseführers brachte dann schon erste Klarheiten und auf der Osterinsel selbst malte der Guide unserer kleinen Gruppe von 5 oder 6 Personen dann ein völlig neues Bild in meinen Kopf. Die Osterinsel ist von den Marquesas aus etwa um 800 nach Christus besiedelt worden. Im gesamten polynesischen Kulturkreis stellt der Ahnenkult einen wichtigen Bestandteil des religiösen Lebens dar. Auf der Osterinsel führte dies zu dem sonderbaren Kult mit den großen Steinfiguren. Sie sind keine Götterbildnisse, sondern Mahnmale für Verstorbene eines Clans. Die ersten Figuren waren etwa 80 cm bis 1 m hoch, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wuchsen die Figuren und hatten in der Endphase die stolze Größe von zehn Metern erreicht (unvollendete im Steinbruch zu sehende Figuren erreichen ca 20 m). Insgesamt waren etwa 300 Figuren errichtet worden, 500 weitere sind unvollendet im Steinbruch oder auf dem Weg zur Errichtungsstelle (teilweise, weil zerbrochen) liegen geblieben. Nur aufgerichtete Figuren erhielten Augen (aus weißer Koralle mit dunkler Pupille, womit ihnen „Seele“ und „Leben“ verliehen wurde.

Als die Europäer kamen, stand keine der Figuren mehr! Man geht heute davon aus, daß es im 16. oder 17. Jahrhundert (möglicherweise wegen Übervölkerung) zu Bürgerkriegen zwischen den Clans kam, die zur Zerstörung aller Steinfiguren führten. Die Kultur und Mytholgie ist dann allerdings gründlich von den Missionaren und den Sklavenjägern (fast die ganze männliche Bevölkerung ist im 19. Jahrhundert als Arbeiter in die Siberminen Perus entführt worden) zerstört worden. Durch diesen Aderlaß ist auch das Wissen um „Schriftzeichen“ auf zahlreichen Holztafeln verlorengegangen. Die Holztafeln sind fast völlig von den Missionaren zerstört worden, die verbliebenen Reste sind bis heute nicht entziffert.

Mein Bericht wird schon wieder viel zu lang, aber noch ein Wort zu den „Häfen“ der Osterinsel. An der Westküste gibt es in der Hauptstadt 2 kleine Häfen, die aber nur von lokalen kleinen Booten angelaufen werden können. Der Versorgungs-Frachter ankern draußen, der Warenverkehr wird mit kleinen Booten abgewickelt. Segelboote müssen natürlich auch draußen ankern. In jeweils Luv der Insel entsteht sehr schnell hoher Seegang, so daß dort ein Ankern nicht möglich ist. Da die Winde unstet sind, muß eigentlich immer eine Mannschaft an Bord bleiben, die das Schiff zur jeweiligen Leeseite verholen kann. Auch in Lee der Insel lief in der Zeit in der wir dort waren, immer eine hohe Dünung auf die Küste zu, so daß eine Landung mit dem Dinghi uns äußert abenteurlich erschienen wäre. Trotzdem wird die Osterinsel wohl jedes Jahr von einigen Yachten angelaufen. Eine italienische Yacht ist auf den Klippen im Süden gestrandet, als der Skipper nicht an Bord war. Wir fanden den Ausflug sehr interessant, waren aber froh, das Flugzeug genommen zu haben.

In Papeete haben wir ganze 4 Wochen zugebracht und haben den Luxus von ein wenig Zivilisation genossen. Danach ging es über Moorea, Raiatea, Bora Bora nach Maupiti, unserer letzten der Gesellschaftsinseln. Sie alle bieten wunderbar klares Wasser, herrliche Schnorchel- und Tauchreviere, viel weißen Strand und Palmen, also Südseeromantik pur. Maupiti ist eine der kleinsten Inseln, mit wenig Tourismus. Die Einfahrt durch das Riff ist schmal, fast immer steht ein kräftiger Strom aus der Einfahrt, so daß, wenn Wind oder Dünung gegen den auslaufenden Strom stehen, sich heftige Brecher auch in der schmalen Riffdurchfahrt aufbauen. Wir waren morgens in Bora-Bora bei ruhigem Wetter ausgelaufen und rechneten mit einer friedlichen Einfahrt nach Maupiti. Draußen stand dann schon mal eine größere als erwartete Dünung und etwa 2 Stunden vor Erreichen der Riffdurchfahrt briste es auf ca 5 bis 6 Bft auf. Dünung und Windsee standen jeweils schräg auf die Riffdurchfahrt. Bei dem Wind hatten wir auch keine Lust weiterzusegeln, also zogen wir Ölzeug an, verschlossen Luken und Nierdergang und nahmen Kurs auf die Riffeinfahrt. Wolfgang fuhr bis kurz vor dem Riff seitlich vom auslaufenden Strom und fädelte sich erst ganz zum Schluß in die Zufahrt zur Riffpassage ein. Ohne einen Tropfen Wasser ins Cockpit bekommen zu haben, erreichten wir das ruhige Wasser der Lagune. Eine mit uns einlaufende niederländische Yacht wurde unkonzentriert gefahren und hatte weder Luken noch Niedergang verschlossen. 2 Brecher überfluteten das Cockpit, obwohl das Achterschiff durch Achterkajüte sehr hoch war und hinten quer noch ein Dinghi hochkant stand.

Am nächsten Tag verließen wir die friedliche Lagune am Nachmittag und nahmen Kurs auf Suvarov, das wir nach 7 Tagen auf See erreichten. Unterwegs teilte uns eine schweizer Yacht, die zu unserer Funkrunde gehörte, und unseren Kurs mitgekoppelt hatte über Funk mit, daß genau 32 sm vor uns auf dem Kurs nach Suvarov ein neues Riff liege. Ein Jahr zuvor waren die Informationen über neue Riffe (teils neu entdeckt, teils wohl auch durch Vulkanismus neu entstanden) im Internet veröffentlicht worden. Wir fügten einen neuen Wegepunkt südlich des Riffs in unsere GPS-Route ein, und kamen sicher in Suvarov an.

Suvarov ist ein Atoll mit ca 4,5 sm Durchmesser, ist ein Naturschutzgebiet und wird in diesem Jahr von Februar bis November nur von dem Ranger John bewohnt. John ist Anfang siebzig, ein außergewöhnlich lieber und sportlicher Mensch. Zunächst muß John aber von jeder ankommenden Yacht 50 US$ Einklarierungsgebühren für die Cook-Islands kassieren. John meint, daß sein Staat den Seglern viel zu viel Geld abkassiert (wir meinen das auch) und versucht dies auf seine Art gut zu machen. Unter Seglern kursiert das Gerücht, auf Suvarov dürfe man nur vor der Hauptinsel ankern, alle anderen Motus dürften nicht betreten werden und insgesamt sei der Aufenthalt auf nur 4 Tage begrenzt.

Als wir ankamen, wurden wir von den dort bereits ankernden Yachties unverzüglich unterrichtet, daß es abends um 7.00 Uhr bei John Dinner geben würde. John würde für Fisch und Früchte des Meeres sorgen, die Yachties für Getränke und Beilagen. Abends genossen wir das Dinner, zu dem John auch noch Kokosnuswasser in unbegrenzter Menge als Getränk beisteuerte. Es gab Fisch und Muscheln. Für den nächsten Tag engagierte John wieder Helfer zur Beschaffung der Zutaten fürs nächste Dinner. Neben Fisch und Muscheln standen auch Kokoskrabben auf dem Speiseplan. Einer der einhand segelnden Amerikaner sagte uns, das er trotz der 50 US$ nirgends so billig gelebt hätte, denn er sei nun schon seit 4 Wochen da, und jeden Abend gäbe es ein köstliches Dinner. Alle Motus konnten bei John mit Dinghi oder auch ganz per Schiff besucht werden, mit Ausnahme einer Insel in der Lagune, auf der viele Vögel brüten.

Für uns hatte es sich mit den 2 gemütlichen Abendessen, denn am nächsten Morgen drehte der Wind, wir lagen alle auf Legerwall, es briste auf und wir hatten nach kurzer Zeit einen kurzen, etwa 1 m hohen Seegang, der das Schiff besorgniserregend in die Ankerkette rucken ließ. Wir konnten nicht so früh wie beabsichtigt nach Luv verholen, weil die Ankerkette des niederländischen Einhandseglers, mit dem wir nach Suvarov gesegelt waren, kurz nach Einsetzen des Seegangs gebrochen war. Wolfgang beteiligte sich an dem Versuch, den Anker zu bergen. Schließlich mußte das Manöver abgebrochen werden. Der Anker ist dann nach Abflauen und Rückdrehen des Windes geborgen worden. Als wir dann schließlich Anker auf gingen, schossen mehrmals etwa 40 cm hohe Wellen über das Vorschiff und durchnäßten Wolfgang, der dort den Anker hochnahm, völlig. Danach motorten wir die 4,5 sm über die Lagune nach Luv und ankerten in frischem Wind und ruhigem Wasser hinter dem Riff. 2 Tage mußten wir dort bleiben, bis wir zu John zurückkehren konnten. Wir verließen dann nach Bergung des verlorenen Ankers am gleichen Tag mit großem Bedauern das schöne Suvarov.Unsere Flotte verabschiedete sich von John mit Wehmut und Tuterei, John schlug die polynesische Holztrommel. Nach 4 Tagen erreichten wir Apia auf Upolu, die Hauptstadt von Samoa (früher West Samoa).Es war jetzt Ende August.

Apia ist eine gemütliche Kleinstadt, und wir hatten das Glück, genau zur großen Festwoche angekommen zu sein. Wir konnten bei mehreren Wettbewerben kostenlos zusehen (Chorwettbewerb, klassische Tänze, Blechmusikkapellen, Feuertänzer) und den Regatten mit Booten. Spektakulär unter den Bootsregatten war das Rennen der „Tausendfüßler“. Hierbei handelt es sich um Ruderboote, die mit etwa 40 bis 50 Ruderern besetzt sind. Vorn und achtern sitzen einige Ruderer allein in einer Reihe, bis das Boot breit genug für Doppelreihen ist. Ganz vorn im Bug sitzt ein Trommler, der den Takt angibt, achtern ein Steuermann. Die Regatta selbst fand am letzten Tag der Festwoche statt, aber vorher wurde von den verschiedenen Booten täglich trainiert. Schon morgens um 6 Uhr wurden wir von den ersten Trommeln geweckt, gegen sieben Uhr kehrte dann wieder Ruhe auf der Reede ein. Abends wurde ein zweites Mal trainiert. 14 Teams nahmen an dem 6 sm langen Rennen teil, gewonnen hat schließlich ein Team von einer kleinen Nachbarinsel, 2. Sieger aber wurde das Team der Polizei von Apia. Diese Art Boote, die keinen Ausleger haben und mit Riemen und nicht mit Stechpaddeln betrieben werden, sind früher als Kampfschiffe in den kriegerischen Auseinandersetzungen der Stämme eingesetzt worden.

Die Gesang- und Tanzveranstaltungen waren leicht provinziell und sehr brav (ein bischen Mädchenpensionat), ohne so gekonnte Choreographie wie in Papeete. Die Blasmusikkapellen (Teil des deutschen Erbes?, wie der Tala als Währung) spielten brav einen Pflichtteil und boten danach eine sehr gekonnte Kür mit allerlei spaßigen Einlagen. Außerdem marschiert jeden Morgen eine Abordnung der Polizei mit deutsch-österreichischer Marschmusik durch die Stadt, um vor den Regierungsgebäuden die Flaggen zu hissen.

Eine Busrundfahrt um Upolu herum zeigte uns etwas von Land und Leuten. In Samoa begegneten uns zum ersten mal Männer in Röcken, die auch als Uniform von Polizei und Feuerwehr getragen werden. Wir haben uns schnell an den Anblick gewöhnt und halten das Kleidungsstück für sehr angenehm bei dem warmen Klima. Auf der Rundfahrt stellten wir fest, daß mindestens noch 50 % der Samoaner auf dem Lande in den traditionellen Fales wohnen, das sind Dächer, die von Säulen getragen werden und ansonsten zu allen Seiten offen sind. Es gilt als unfein, in Fales hineinzusehen, auf jeden Fall sollte man wohl nicht photografieren. In Apia selbst haben wir ziemlich im Zentrum noch einen bewohntes Fale angetroffen. Diese „Wohnungen“ sind in Schlaf-, Wohn- und Kochbereiche unterteilt, manchmal sind einzelne Teilbereiche mit Plastikplanen gegen die Sonne zugehängt.

Erst am 9. September segelten wir weiter, zunächst mit dem Ziel Fiji, beschlossen dann aber, einen kleinen Umweg zu segeln, um noch die Tonga-Insel Niuatoputapu anzulaufen. Diese Insel ist eine der nördlichsten Tonga-Inseln, weit abgelegen von allen Touristenströmen, ca 40 Yachten klarieren hier jährlich ein. Wir erhielten von 4 Beamten (Zoll, Einwanderung, Gesundheit und Landwirtschaft) Besuch. Eigentlich hätten wir alles frische Obst und Gemüse zur Vernichtung abgeben müssen, aber eine eindringliche Ermahnung, nichts davon an Land zu bringen, erlaubte es uns, die Sachen zu behalten. So verlief das Einklarieren dann auch in Fiji und Vanuatu, während in Noumea alle frischen Sachen, die wir nicht unverzüglich schälen und entkernen konnten oder wollten, der Vernichtung anheim fielen.

Tonga liegt zwar noch auf westlicher Länge, aber irgend wann haben die Politiker beschlossen, am Anfang und nicht am Ende eines Tages zu stehen. Mit Ankunft auf Niuatoputapu hatten wir die Datumsgrenze überschritten und uns war der 10. September abhanden gekommen. Anfangs war das etwas verwirrend für uns, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, uns jenseits der Datumsgrenze auf östlicher Länge zu bewegen.

Niuatoputapu ist eine arme Region, die Familien leben von der Landwirtschaft, verarbeiten viel Pandanus zu Matten und anderen Gegenständen und leben u.a. von Geldüberweisungen ausgewanderter Familienmitglieder, da reine Subsistenzwirtschaft zum Lebensunterhalt nicht mehr reichen. Die Menschen sind sehr freundlich.

Von Niuatoputapu ging es dann Richtung Fiji. Kurz nach dem Auslaufen begegneten wir nochmals großen Walen, von denen wir im Westpazifik ohnehin mehr als im Osten gesehen haben. Obwohl wir auf ein „gutes“ Wetterfenster 2 Tage gewartet hatten, ereilte uns kurz nach dem Auslaufen mal wieder eine neugebildete stationäre Front, die uns bis Fiji Starkwind von achtern brachte. Um bei dem harten Wetter nicht zwei Vorsegel ausbaumen zu müssen, sind wir vor dem Wind gekreuzt. Eines Nachts fiel dann die Windselbststeueranlage aus. Wir drehten bei, um nicht im Dunkeln auf Fehlersuche gehen zu müssen. Bei Sonnenaufgang stellte sich dann heraus, daß sich nur eine Umlenkrolle für das Steuerseil gelöst hatte. Sie war schnell wieder angebracht und weiter ging die Fahrt.

Mit Erreichen von Fiji hatten wir Polynesien hinter uns gelassen und waren in Melanesien angekommen. Die Melanesier sind ein ganz anderer Menschentyp als die Polynesier. Letztere haben glatte Haare, einen zierlichen Körperbau und südostasiatische Gesichtszüge. Die Melanesier dagegen sind größer und kräftig gebaut, haben schwarze krause Haare auf dem Kopf und aus meiner Sicht fast negroide Gesichtszüge (breite Nase und recht volle Lippen).

In Fiji besuchten wir Vanua Levu und und Viti Levu. Auf Vanua Levu führte uns eine Busfahrt quer über die Insel und ließ uns den großen Einfluß des fast 50 % erreichenden Bevölkerungsanteil der Inder auf die Wirtschaft erkennen. Fast das ganze Geschäftsleben ist in indischer Hand. Während der Kolonialzeit sind die Einwohner zunächst als Arbeiter bei Abholzung der Sandelholzbestände ausgebeutet worden. Als der Bestand fast völlig erschöpft war, entdeckte man in den Küstengewässern reiche Bestände an Seegurken, die in Südostasien als Delikatesse gelten. Als auch diese Ressourcen erschöpft waren, verfielen die Kolonialherren auf den Anbau von Zuckerrohr. Die örtlichen Häuptlinge erreichten, daß die Einwohner nicht als Arbeiter in den Zuckerrohrplantagen eingesetzt werden durften, um sie vor Ausbeutung zu schützen. Statt dessen wurden indische Arbeiter mit 5-Jahresverträgen ins Land geholt. Die meisten blieben nach Ablauf der Verträge und bilden nun fast die Hälfte der der Bevölkerung. Die vorwiegend schlanken, gepflegt erscheinenden und geschäftlich aktiven Inder bilden einen starken Kontrast zu den großen, kräftigen und unbeholfen wirkenden Melanesiern.

Das nächste Ziel war Port Vila auf Efate (Vanuatu, ehemals Neue Hebriden). Port Vila ist zur Kolonialzeit als Kondominium von Franzosen und Engländern gleichzeitig verwaltet worden. Es gab keine räumliche Abgrenzug zwischen den Bevölkerungsgruppen, sondern es gab einfach 2 Verwaltungen, und in Abhängigkeit der Nationalität der Einwohner galt entweder das französische oder das britische Recht. Einheitlich war der Rechtsverkehr, durchgesetzt hat sich jetzt als erste Fremdsprache das Englische, obwohl noch viele Speisekarten in Restaurants in französisch sind. Port Vila ist eine lebendige und ordentliche Kleinstadt, auf Efate gibt es viel Tourismus. Eine Busrundfahrt und ein Erdofenessen in einem Dorf nahe Port Vila zeigten uns ein bischen vom Land. Außerhalb von Port Vila ist fast keine weitere Infrastuktur.

Letzte Station vor Australien sollte Noumea (Neu Kaledonien) sein, ein Überseestaat Frankreichs. Der Segeltörn dorthin war wieder auf ein Wetterfenster angewiesen, denn vor uns lagen gut 200 sm rein Süd, die bei einem heftigen Südost nicht so angenehm gewesen wären. Wir warteten also auf eine Winddreheung nach Ost. Allerdings blieben uns längere Passagen hoch am Wind nicht erpart, jedoch konnten wir einen Kreuzschlag vermeiden.

In Neu Kalodien erwartete uns eine Überraschung. Neu Kaledonien ist wie auch Neuseeland keine Insel rein vulkanischen Ursprungs. Es ist ein Teil des alten Erdteils, aus dem auch Australien gebildet wurde, irgend wann von Australien abgebrochen und aufgrund der Plattentektonik dann nach Osten gedriftet. Aufgrund der geologischen Entwicklung ist Neu Kaledonien reich an Bodenschätzen. Im Tagebau wird Eisenerz und vor allem Nickel abgebaut. Die Erze enthalten auch viele andere wertvolle Bestandteile wie Molybdän, Wolfram und Mangan.

Der Süden der Insel, den wir durch eine Busrundfahrt kennengelernt haben, ist geprägt von roter Erde mit einer Trockenvegetation. Wir fühlten uns wie in den Subtropen. Allerdings zeigte die Ostküste dann wieder einen tropischen Charakter.

Um nicht gegen einen Südwest nach Australien kreuzen zu müssen, warteten wir in Noumea auf ein Wetterfenster. Als es dann soweit war, klarierten 20 Yachten aus, von denen 12 Yachten nach Brisbne strebten. Wir hatten mal wieder ein Kurzwellentreffen auf einer Frequenz verabredet und schnackten 3 mal Tag miteinander. Die ersten Tage waren von ausgeprägter Flaute geprägt. Nach einer kurzen Segelperiode und erneuter Flaute sprang unser Motor, der liebe Gottlieb, nicht mehr an. Wir dümpelten für viele Stunden auf der Stelle. Als es dann hell wurde, entschloß sich Wolfgang zur Reparatur. Er vermutete verbrauchte Einspritzdüsen als Ursache. Ersatz war an Bord, dann fehlte uns ein wichtiges Werkzeug. Eine Anfrage bei einer südafrikanischen Yacht, die zufällig in Sichtweite bei uns war, ergab, daß das richtige Werkzeug dort vorhanden war. Nach kurzer Zeit hatten wir das begehrte Teil und nach 5 Stunden schnurrte der Motor wieder. Dann wurde der Kraftstoff knapp. Wolfgang kippte unser Benzin für den Außenborder und einen Petroleumvorrat in den Tank. Doch dann kam Wind und uns waren noch 30 l Brennstoff im Tank verblieben, als wir in Scarborough, dem Einklarierungshafen von Brisbane, fest machten.

Die Einklarierung, speziell in Scarborough lag uns heftig auf dem Magen, denn der australische Zoll und besonders die Quarantäne-Leute in Scarborough haben den Ruf, sehr streng zu sein. Die Broschüren, die uns ausgehändigt worden waren, sahen viele unerlaubte Lebensmittel vor und fast alles übrige sollte deklariert werden. Das Verbleiben der deklarierungspflichtigen Waren war einer Besichtigung vorbehalten.

Also erstellten wir eine umfangreiche Inventur. Aber dann kam alles anders. Pauschal waren Warengruppen zu deklarieren. 2 verbliebene Kartoffeln und einige Zwiebeln mußten abgeliefert werden, einige Waren, vor allem Teigwaren, Mehl und Reis wurden besichtigt und konfisziert, wenn einige kleine Insekten entdeckt wurden. Uns waren die bisher entgangen. Die meisten Teigwaren, alles Brotbackmehl und aller Reis sowie alle übrigen Bestände an Waren sind uns verblieben. Es ging alles ganz leicht und freundlich. Staub- und Bilgenwasserproben, wie auf anderen Schiffen genommen, blieben uns auch erspart.

Einige erste Ausflüge an Land haben uns gezeigt, daß wir wieder in der ersten Welt angekommen sind.

Nun zu unseren weiteren Plänen. Der Pazifik hat uns so gut gefallen, daß wir dort noch ein Jahr bleiben wollen

. Samoa, Tonga, Fiji, Vanuatu und Neukaledonien wollen wir nochmals erkunden und diesmal nicht nur die Hauptstädte.

Ingeborg Voß und Wolfgang Dinse

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Schwentinecup 2002

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 7. Juni 2002 von Stefan7. Februar 2011  

Der Schwentine Cup wurde dieses Jahr mit 33 Schiffen in vier Gruppen gesegelt. Die Wettfahrtleitung hatte in der Innenförde ein Dreieck ausgewählt und für den Zieleinlauf mußte in die Schwentine aufgekreuzt werden. Die Strömungsverhältnisse und machten es den Seglern nicht gerade einfach ihre doch zum Teil sehr großen Schiffe ausnahmsweise mal ohne Motor die Schwentine hinaufzukreuzen. Besonders Interessant war wohl das Match-Race zwischen den Folkebooten “Flicka” und “Miss Piggy” bei dem Flicka dann doch die Schiffsnase vorne behielt.

Genügen Zeit zum Klönen gab es dann beim anschließenden Hafenfest des PTSK. Nach dem traditionellen Spanferkelessen war die Wettfahrtleitung dann auch mit der Auswertung der Ergebnisse fertig und es konnte zur Siegerehrung aufgerufen werden.


Die Gewinner der einzelnen Gruppen:

Gruppe 1:

Helmut Wellendorf mit Perle vom EWSK

Gruppe 2:

Gerd Becker mit Batzi vom EWSK

Gruppe 3:

P.Wellendorf / S.Kriebel mit Pegasus Cubic vom EWSK

Gruppe 4:

H.+U.Kaeding / Uwe K. mit B.Cool vom SFS







Download: Schwentine Cup 2002


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Ansegeln 2002

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 1. Mai 2002 von Stefan27. Januar 2011  

Um 10:00 Uhr hat der 1. Vorsitzende Lucky Leitner die anwesenden Segelfreunde zur neuen Segelsaison begrüßt und die neuen Mitglieder vorgestellt. Dann folgte die Flaggenparade. Unser Sportwart verkündete noch einmal das Ansegelprogramm.

Das Wetter ist noch nicht so richtig klar. Nach angaben der Wettervorhersage ist mit viel Wind und kräftigen Regenschauern zu rechnen. Schauen wir mal was denn so kommt.

Um 10:40 Uhr ablegen. Unser erste Ziel ist das Germania Hafen. Nachdem die “Großschifffahrt” die Dreifelderzugklappbrücke passiert haben dürfen wir durchlaufen. Neugierig, von den wartenden Fußgängern, beobachtet laufen wir in das Becken ein und machen im Päckchen fest.

Der nächste Programmpunkt ist: Kogge besichtigen. Eigentlich stören wir ein wenig, denn man ist an Bord gerade dabei das Schiff segelklar zu machen. Aber Skipper Ulli nimmt sich die Zeit den Nachbau der Kogge im Detail zu erklären. Vom Kastell bis in die Bilge erkunden wir die Kogge.

Gemeinsames Aufbrechen um durch die Brücke zu gehen. Mit südlichen Winden in Spitzenböen um 6 Bft. rauscht die Flotte des PTSK zum Thiessen Kai. Nördlich der alten Schleusen machen wir, gut geschützt, im Jachthafen fest. Hier gibt es ein gepflegtes “Einlaufbier” aus dem Fass. Den edlen Spendern sei Dank.

Für zwei Euro pro Nase bekommen wir eine ausgedehnte Führung durch das Schleusenmuseum. Wir erfahren eine Menge über den geschichtlichen Hintergrund und viele technische Details. Zum Schluss können wir auch noch zwei Seeschiffe beim Schleusen beobachten.

Dann wird es Zeit für die Rückfahrt in den Heimathafen. Dort wartete noch ein Fass Bier auf uns und Grillen wollen wir auch noch.

Bei einem Bier und gemütlichen klöhnschnack am Grill klingt der erste Törn der Saison aus. Das Wetter war uns wohlgesonnen, nur ganz am Ende gab es einen kräftigen Schauer, somit brauchte der Grill nicht mehr gelöscht werden.

Ein gelungenes Ansegeln. Danke an all die fleißigen Helfer und Spender.

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Stella Maris: Karibik bis US-Ostküste

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 1. Oktober 2001 von Stefan24. Januar 2011  

3. Teil des Reiseberichts

Unseren Karibiktörn beendeten wir am 17. März in Jolly Harbour (Antigua) und konnten das Boot bei unserem Trans Ocean Stützpunktleiter am Steg vor seinem Haus liegen lassen. Wir flogen für 4 Wochen nach Kiel, wo sich herausstellte, daß Inge auf Grund medizinischer Probleme Ihren Aufenthalt um 7 Wochen verlängern mußte.

Also kehre ich (Wolfgang) allein zurück und nehme die Stella (10×2,5×1,9 m) am Tag darauf in der Marina an Land. Nina und Jan aus Potsdam kommen wie geplant einen Tag später an. Vier Tage Bootsarbeit folgen, Farbarbeiten am Unterwasserschiff, Lack am Holzmast, Auswechseln von Ventilen und Ruderlager. Wieder im Wasser lernen wir andere deutsche Segler kennen, die die geplante Route schon gesegelt hatten und uns mit Hinweisen und geliehenen Büchern unterstützen. So kommen wir erst spät am Mittag los und erreichen den Ankerplatz in Lee von Nevis erst tief in der Nacht. Nach einem Versorgungsstopp auf St. Marten klarieren wir in Virgin Gorda (British Virgin Islands) ein. Das von früher her bekannte rüpelhafte Verhalten der Einklarierfiguren hat sich gemildert. Es folgen 5 Tage Virgin Islands mit Schnorcheln und Sightseeing. Bei den “Bath´s” (deutsch: Bäder) ereilt uns ein Unglück. Jan fällt beim Einstieg ins Dinghi ins Wasser, den Rucksack mit unseren Videokameras auf dem Rücken. Beide Kameras sind unbrauchbar und können auch nicht wiederbelebt werden.

Am 6. Mai starten wir zu den Bahamas. Im Küstenbereich der US Virgin Islands interessiert sich ein Boot der US Coast Guard für uns, will aber über UKW nur ein paar Daten von uns haben, Schiff, Mannschaft, Ziel.

Es folgt eine ruhige Seefahrt mit vorwiegend raumem Wind und teilweise lang andauerndem Regen, anfangs oft flau oder windstill, so daß der Motor helfen muß. Im Logbuch liest man:

Am 10. Mai, 06.35 Uhr: ruhige Nacht, Dreifarbenlampe ausgefallen .

Am 11. Mai, 06.40 Uhr: hoher Schwell von NE, Wind NE 3 , starke Schiffsbewegungen, Besatzung wohlauf, ausgelastet mit Wäsche waschen, Brot backen, Essen kochen und schlafen. Später wird die Schleppangel wegen dauernder Verstopfung mit Sargassotang endgültig eingeholt.

Am Sonntag, dem 13. Mai um 11.00 Uhr fällt schließlich der Anker in der Nähe von George Town (Exumas). 720 sm in etwa 6 Tagen liegen hinter uns. Am nächsten Tag gehen wir auf die Reede vor der Stadt und klarieren ein. Warum so ? Einerseits soll man in den meisten Ländern sofort nach dem Eintreffen einklarieren. Andererseits wird außerhalb der üblichen Dienstzeit gern “overtime” kassiert. Also kommt man eben “richtig” an, wenn´s nicht anderweitig eilt.

Die Bahamas sind meist flache Inseln. Leider ist auch das Wasser in vielen Buchten für unseren Tiefgang von 1,90 m zu flach. Aber es gibt noch genügend Möglichkeiten für uns. In bequemen Tagestouren gehen wir die Kette der Exumas nach Norden, schnorcheln im herrlich klaren Wasser und genießen die friedliche Umgebung. Am 17. Mai schließlich gehen wir bei totaler Windstille unter Motor über das große Flach nach Nassau. Es ist drei bis fünf Meter tief, der weiße Grund ist klar zu erkennen mit allen kleinen Steinen und Tieren. Manchmal kommt ein Korallenkopf in Sicht, aber auf unserem Kurs ist keiner unter drei Meter Wasser darüber.

Dort eine kleine Episode: Jan und Nina sind von ihren Sommerurlauben am Ostseestrand gewohnt, die Wärme nackt zu genießen und tun das hier auch. Nur in der Nähe von Ortschaften und anderen Schiffen ziehen sie sich was an, um uns bei den amerikanisch prüden Leuten kein Strafmandat einzuhandeln. Gegen Mittag kreist ein Flugzeug der “Bahamas Defense Force” im Tiefflug um uns. Vermutlich haben die jungen Soldaten Interesse an Nina, die auf der Kajüte sitzt und Gemüse schnippelt. Erst als ich sie über UKW Kanal 16 frage, ob ich etwas für sie tun könne, drehen sie ab. Kompliment für die gute Figur von Grandma Nina (58)!

Am 18. Mai erreichen wir Nassau. Jan und Nina haben gerade noch Zeit für einen Stadtbummel und fliegen nach Hause. Am nächsten Tag kommt Matthias, der kurzfristig für Inge eingesprungen ist, um mit mir bis New York weiterzusegeln. Er hat drei Wochen Zeit mitgebracht. Natürlich will er auch was von Nassau sehen, dann laufen wir aus, um an der Ostseite der Abacos (Nord-Bahamas) zu schnorcheln. Das gelingt nur bedingt, denn der Himmel ist bedeckt und das Riff, das uns zur Verfügung steht, ist zwar voller Schönheiten aber reichlich tief und daher dunkel.

Am 25 Mai schließlich machen wir uns auf zur Chesapeake Bay. An den ersten fünf Tagen ist der Himmel meist bedeckt, es ist zum Teil gewitterig. Nach einer zehn stündigen Motorflautenfahrt können wir mehrere Tage segeln. Wir sind aber oft mit Kurs- und Segelwechseln beschäftigt. Durch Vergleich der GPS- und Log- Anzeigen erkennen wir einen Gegenstrom von etwa einem Knoten und gehen mehr nach Westen unter Land. Am 29. Mai haben wir den Golfstrom zu fassen, der hier mit ein bis eineinhalb Knoten schiebt. An diesem Tag wird es für uns abwechslungsreich. Um die Mittagszeit kurze Gewitterbö von etwa 8 Bft, danach abwechselnd West 4, dann wieder NW 7-8 mit Regen. Eine Stunde später Ost 3, später SW 2, abends um 18.30 Uhr SW 7 mit Regen, 10 Minuten später NW 8, zum Glück nur für 15 Minuten. Aber NW 6 halten eine längere Zeit durch. Das alles auf dem Golfstrom, der zwar schiebt und uns zum Teil nach Luv versetzt, aber eine eklige Kabbelsee erzeugt. Deshalb sind wir froh, als der Wind im Laufe der Nacht ruhiger wird. Am nächsten Tag um 9.00 Uhr vormittags muß wieder der Motor helfen bei NNW 1 bis 2 und restlichem Schwell. Wir stehen noch ca. 100 sm SSW von Cape Hatteras, vor dem uns amerikanische Segler gewarnt hatten. Aber es bleibt friedlich. Zwar müssen wir abends noch für drei Stunden gegen NE 5 bis 6 aufkreuzen, aber dann macht sich ein Hoch breit und der Motor bringt uns voran. Am 1. Juni laufen wir in die Chesapeake Bay ein und machen nach einem kleinen Ankerstopp in einer Marina fest. Für die 680 sm haben wir 6 1/2 Tage gebraucht. Am nächsten Tag hat Matthias Geburtstag, also: Hafentag, Einkaufs- und Stadtbummel mit anschließendem Restaurantschmaus.

Das Einklarieren geht übrigens ohne Schwierigkeiten vor sich. Der Zöllner, ein Herr gegen 70, will anfangs nicht einmal an Bord kommen. Dabei hatten andere Segler von Razzien und beschlagnahmten Lebensmitteln erzählt. Das Boot erhält das übliche Cruising Permit für ein Jahr. Die Emigration-Dame, die noch extra herantelefoniert werden muß, ist mit uns auch schnell fertig. Matthias, der über Miami nach Nassau geflogen war, hatte in Miami das “Visa Waiver Program” verlangt und erhalten. Nun wurde er gar nicht grenzpolizeilich behandelt. Bei mir wurde dagegen das eingeklebte US-Visum als wesentlich beachtet. Ich erhielt die üblichen Stempel und auf meine Bitte hin eine Aufenthaltsgenehmigung von einem Monat über das übliche halbe Jahr hinaus.

Diese unterschiedliche Behandlung hat folgende Ursache: Ausländer, die nicht mit einem fahrplanmäßigen Verkehrsmittel in die USA einreisen, benötigen ein Visum, das nur in den jeweiligen Heimatländern erteilt wird. Das traf auf mich zu. Matthias jedoch war mit einem fahrplanmäßigen Flugzeug in Miami eingereist, hatte dort das o. g. Progamm in Anspruch genommen. Dadurch konnte er anschließend mit nicht fahrplanmanäßigen Verkehrsmitteln ohne Visum ein- und ausreisen.

Lange hält es uns nicht in Portsmouth. Am 3. Juni sind wir wieder unterwegs mit dem Ziel New York, anfangs mit leidlichem Wind um West, dann wegen flauer Winde aus fast allen Richtungen nur noch unter Motor. Am 5. Juni laufen wir gegen Abend Great Kills an, einen ruhigen Hafen im Außenbereich der New Yorker Bucht. Am nächsten Tag geht es weiter auf New York los, zwar bei bedecktem Wetter, aber was solls ? Es wird geknippst und gezoomt. Wir haben Motive genug. Wir gehen im Hudson an eine Boje der Marina an der 79. Straße.

Mit unseren Freunden in Manhattan Down Town ist schnell der Kontakt hergestellt. Wir erkunden die Stadt, z. T. unter kundiger Führung und duschen im Hause unserer Freunde.Von der Aussichtsplattform des World Trade Center (WTC) genießen wir den Blick über diese Weltstadt und fotografieren ruhigen Sinnes. – Heute nach dem 11. September schaue ich mir diese Bilder nicht ohne Bewegung an. –

Am 9. Juni fliegt Matthias nach Deutschland zurück und Inge kommt an Bord, nunmehr gesundheitlich gestärkt und voller Ideen. Andererseits sind wir nun ohne die gewohnte Terminpeitsche: Antigua – Nassau in vier Wochen, Nassau – New York in drei Wochen. Nun geht es geruhsamer zu, für uns und die Stella. Sie ist schließlich lange genug in Dienst und braucht Zuwendung. Den weiteren Verlauf schildert nun Inge aus ihrer Sicht.

Ich fliege nach New York, komme dort spät im dunkeln an und wir (Wolfgang hat mich abgeholt) fahren mit einem Taxi zur Marina (60 kg Gepäck fahren mit). In der Marina wird das Gepäck in unser Dinghi geladen und wir verholen zur Stella.

Die nächsten zwei Tage verbringen wir in New York mit Besorgungen, Einkäufen von Proviant, Museumsbesuchen, Besuch des WTC und Treffen mit unseren Freunden. Am 3. Tag machen wir uns auf den Weg nach Norden, der uns zunächst den Hudson River abwärts, um die Spitze von Manhattan herum in den East River und dort am UNO-Gebäude vorbei zum Hell-Gate führt. Das Hell-Gate stellt die Verbindung zwischen dem Long Island Sound und dem East River dar. Da beide Gewässer Tidengewässer sind, fließen die Tidenströme in der Enge sehr heftig. Alle Handbücher raten, nur bei Stillwasser die Enge zu passieren. Wir haben uns so eingerichtet, dass alles kappt.

Für den weiteren Verlauf der Reise sehen meine Pläne etwa so aus:

Durch den Long Island Sound, Newport (RI), Inseln südlich des Cape Cod (z. B. Martha´s Vinyard), Cape Cod Canal, Provincetown, Boston, entlang der Küste nach Maine und zurück. Wolfgangs Pläne weichen hiervon ein wenig ab. Da sich nördlich von Cape Code die Verhältnisse gründlich ändern – die Wassertemperatur sinkt bis auf 12 Grad, Tiden nehmen stark zu (bis 3,5 m Tidenhub in Maine), die Tidenströme werden teils heftig, (die Stella ist mit bis zu 12 kn über Grund geschossen), der Nebel soll statistisch alle 3 Tage zuschlagen, und die Bojen der Hummerfangkörbe lauern in 2 millionenfacher Anzahl auf die Propeller harmloser Sportboote. Der Wind weht im Juni, Juli und August in der Regel flau aus Südwest, nur wenn sich eine Kaltfront von den großen Seen nähert, frischt es aus Nordwest auf. Da wegen der geringen Windstärken und der Tidenströme häufig der Motor gebeten werden muß, ist der Propeller natürlich von den Hummerbojen besonders gefährdet. Amerikaner, die wir im Long Island Sound treffen, schwärmen oft von Maine. Die Frage nach den Hummerbojen wird ganz einfach beantwortet, sie haben rotierende Messer vor dem Propeller! Wegen all dieser Gefahren möchte Wolfgang nicht gern nach Maine.

Wir bringen unsere Pläne auf einen gemeinsamen Nenner. Zunächst bleiben wir fast vier Wochen im Long Island Sound, um dringend notwendig gewordene Überholungsarbeiten an der Stella auszuführen:

Nach Arbeiten am Motor (Auswechseln des Starters, der Schwingmetalle der Motoraufhängung und der Salzwasserpumpe) wenden wir uns dem Mast und dem Rigg zu (Auswechseln der Oberwanten, Lackieren des Mastes). Schließlich muß die Windselbsteueranlage eine neue Welle bekommen und an Deck muß Rost bekämpft werden. Die Holzteile im Cockpitbereich sind zu lackieren und dann fällt die Antenne unseres GPS aus. Da für unseren AP-Navigator in Amerika keine Antenne zu haben ist, muß ein neuer GPS her. Die Installation des Gerätes und der Antenne gehen viel schneller als das Studium des Handbuches. Nachdem wir die wichtigsten Funktionen beherrschen und auch die Anzeigen im Display nach unseren Wünschen gestalten können, trifft auch wieder eine Antenne für den AP aus Europa ein. Beide Geräte sind in Sichtweite des Rudergängers installiert. Wolfgang liebt den AP und fährt danach, ich bevorzuge den neuen Garmin und richte mir den ein.

Für alle diese Arbeiten ankern wir zunächst fünf Tage in der Manhassetbay und später zwei Wochen auf der großen Reede von Block Island, das etwa südlich von Newport (RI) liegt und von allen Amerikanern als besonders lohnendes Ziel angesehen wird. Danach geht es dann über Newport (RI), das wir auch nochmals auf dem Rückweg anlaufen, durch den Cape Cod Canal nach Provincetown. Den Canal soll man nur bei mitlaufendem Strom passieren, da die Tidenströme mit bis zu 6 kn laufen.

Provincetown ist ein bemerkenswerter amerikanischer Sommerurlaubsort. Er liegt auf der äußersten nördlichen Spitze der Cape Cod Halbinsel, hat viele kleine Holzhäuser und wird überragt von einem schlanken und sehr hohen Turm, der von See weit zu sehen ist, wenn kein Nebel herrscht. Der Turm wurde zur Erinnerung an die Pilgrim-Fathers gebaut, die hier nach ihrer Ankunft im November mit Hilfe der Eingeborenen ihren ersten Winter überlebten. Die heutigen Gäste von Provincetown sind in überraschend großer Zahl gleichgeschlechtliche Paare, die auf allen Straßen und Promenaden Hand in Hand anzutreffen sind. Viele Hotels, Pensionen und Gaststätten signalisieren durch bunte Fahnen, daß diese Gäste bei ihnen willkommen sind.

Das kühle Wasser nördlich des Cape Cod nutzen viele Wale, um auf einer nährstoffreichen Bank zu leben. Von allen umliegenden Häfen gibt es Wale-Watching-Ausflüge, meist mit Wal-Garantie. Wir segeln auf dem Weg nach Boston einen kleinen Umweg und sehen auch zwei Wale. Schon in der Ansteuerung von Boston nehmen die Hummerkorbbojen deutlich zu, obwohl wir erst Massachusetts erreicht haben. Wir liegen in Boston an einer Boje direkt vor dem Stadtzentrum. Die Reede ist tags sehr unruhig, da ständig Fähr- und Ausflugsschiffe mit großem Schwell das Bojenfeld passieren. Hafenmeister in der Marina, zu der die Bojen gehören, ist Alex aus Deutschland. Er lebt in der Marina auf einem Wohnboot und kümmert sich um alles. Er fährt mit uns mit seinem Auto zu einem Schiffsausrüster in einem Vorort von Boston, um Ersatzteile für den Außenborder zu kaufen. Alex ist wirklich sehr nett ! Mit der Metro fahren wir nach Cambridge und sehen uns die Gebäude der Havarduniversität an. Das MIT (Massachusett Institute of Technologie) besuchen wir nicht mehr, weil ein heftiges Gewitter am Himmel steht und wir uns in die Metro flüchten.

Heftige Gewitter haben wir häufiger erlebt. Die von den großen Seen kommenden Kaltfronten verdrängen die subtropische Warmluft in der Regel mit einer Gewitterfront, die teilweise mit heftigen Böen verbunden ist. Eine dieser Gewitterböen mit etwa 45 kn Wind erlebten wir auf der Reede von Block Island. Da das Ankergeschirr der amerikanischen Yachten in der Regel nur für Kaffeefahrten ausgelegt ist, gingen etliche Yachten auf Drift. Eine Motoryacht strandete hoch und trocken. Die Boote der Abschleppdienste, die dort wie bei uns auf den Straßen die gelben Engel des ADAC zur Verfügung stehen, hatten viel zu tun. Auch die Coast Guard ist viel häufiger gefragt als bei uns. In den Gewässern nördlich von Washington verging kein Tag ohne PANPAN-Meldung. Die Inhalte der Notmeldungen waren in der Regel schwer zu identifizieren, da die Coast Guard sehr schnell und mit lokalem Slang redet. Soweit wir das verstanden haben, handelte es sich vorwiegend um aufgelaufene Schiffe, gelegentlich hörten wir etwas von Wassereinbruch oder gebrochenem Mast.

Nach einer Nacht in dem alten Fischereihafen Gloucester (New Hampshire), der einen verfallenen Eindruck macht, erreichen wir Maine. Die Wassertemperatur ist deutlich gesunken, damit hat die Kondensation im Unterwasserschiffbereich der Stella deutlich zugenommen. Tags ist dasWetter immer noch angenehm warm (um 25 Grad C), doch abends und nachts wird es schnell kühl. Die Abende verbringen wir unter Deck. Als warme Hausschuhe trage ich Helly Hansen Faserpelzsocken. Bisher waren seit Nordspanien vor ca 14 Monaten nur Sandalen oder barfuß angesagt.

Wir laufen in Maine eine Reihe von Häfen an, unter anderem fahren wir den Kennebec

River etwa 15 sm aufwärts nach Bath. Wir machen an einer Boje des Seefahrtsmuseums fest, da der Fluß sehr tief ist und ein heftiger Tidenstrom fließt. Ankern wäre hier schwierig. In Bath ist u.a. eine große Marinewerft, in der auch neue Kriegsschiffe für die US-Navy gebaut werden. Im Museum werden wir von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter angesprochen, der zuvor als Arzt 8,5 Jahre an amerikanischen Militärkrankenhäusern in Deutschland gearbeitet hat. Nach einem gemütlichen Klönabend auf der Stella lädt er uns am nächsten Tag zu einer Autofahrt durch Maine und abends zu sich nach Hause ein, wo seine Frau ein excellentes Dinner serviert. Unterwegs können wir noch in einem Supermarkt einkaufen.

Das Einkaufen ohne Auto ist in Amerika oft schwierig, da selbst Lebensmittelgeschäfte vom Hafen und von den Ortszentren weit entfern an Ausfallstraßen liegen. Mitfahrgelegenheiten mit Autos haben wir immer gern genutzt, vor allem um uns mit Getränken frisch zu versorgen.

Wir schippern die Küste entlang weiter nach Norden, bis wir die Penobscot Bay erreichen und ankern vor Rockland. Unseren Hummerkörbeslalom setzen wir nicht bis Camden fort, einem sehr beliebten Urlaubsziel. Auskunftsgemäß gibt es wegen Fülle keine Ankermöglichkeiten und die Bojenplätze sollen 40 bis 45 US $ pro Tag kosten.

Maine hat viel Ähnlichkeit mit Skandinavien. Es besteht im Wesentlichen aus Granit, ist von der Eiszeit geformt, stark bewaldet und mit Ferienhäusern übersät. Die Küste ist niedrig und stark gegliedert, es gibt jedoch nur wenig Inseln. Die Ferienkäuser sind in der Regel deutlich größer als die skandinavischen. Naja, dann sind da noch die Hummerkorbbojen und die Tidenströme und der Nebel.Wolfgang hält das Revier für schwierig, aber wir haben viel Glück. Uns trifft der Nebel nur selten, den Hummerkorbbojen können wir immer ausweichen und der Motor versagt nie.

Von der Penobscot Bay treten wir die Rückreise an, besuchen vorwiegend Plätze, die wir auf dem Weg nach Norden ausgelassen haben. Darunter sind viele Ankerbuchten, die uns von amerikanischen Seglern als besonders schön empfohlen worden waren. In manchen Fällen können wir das Urteil teilen, manchmal können wir die Empfehlungen auch nicht nachvollziehen. Z.B. die Isles of Shoal (New Hampshire). Eine kleine kahle Inselgruppe vor der Küste, vollgeklatscht mit großen Hotelbauten.

Nach Durchfahren des Cape Cod Kanals erreichen wir wieder den Long Island Sound und schließlich am 24. August New York. Nachzutragen zu unserem 10 wöchigen Törn nördlich von New York sind noch zwei Punkte.

Am Long Island Sound liegt Mystic Seaport. Dies ist ein Museumshafen, in dem einige alte Segler liegen. An Land ist ein Musemsdorf entstanden, in dem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert zusammengetragen wurden, so daß der Eindruck einer kleinen Hafenstadt mit Einrichtungen wie Seilerei, Schmiedewerkstätten, Druckerei und Bank und noch vielen weiteren Gebäuden entstanden ist. Wir hatten in Seglerberichten gelesen, daß Ausländer hier für eine Nacht kostenlos festmachen können. Für eine weitere Nacht wären jedoch 3 US$ pro Fuß fällig geworden. Für die Stella hätten das 99 US$ bedeutet. Wir blieben nur den einen Tag.

In New York haben wir sowohl auf dem Hin- wie auf dem Rückweg an der Boje einer Marina an 79. Straße im Hudson River fest gemacht. Die Boje kostet 15 US$ pro Tag oder 90 US$ die Woche. Allerdings hat die Marina keine Duschen und WC. Wasser und bewachtes Dinghidock werden für das Geld geboten. Nördlich von New York kosten die Bojenplätze in der Regel zwischen 35 und und 25 US$ pro Tag, je weiter man nach Norden kommt, desto preiswerter. Wann immer möglich, haben wir daher geankert, von Zeit zu Zeit war jedoch eine Boje fällig, entweder, um zu duschen oder weil es wegen der großen Bojenfelder in angemessener Tiefe keine Ankerplätze mehr gab. In den Marinas sind in der Regel 2 US$ pro Fuß und Tag zu zahlen. Erst in der Nachsaison (ab September) ist es in der Chesapeaeke Bay billiger(1 bis 1,5 US$ por Fuß und Tag). Ankern ist immer kostenlos.

Nach fünf Tagen New York-Aufenthalt, segeln wir früher als geplant Richtung Chesapeake Bay los. Der Wetterbericht hat uns eine Kaltfront mit etwa 2 Tagen Nordwestwind angesagt, die wir nutzen, um die Delaware Bay zu erreichen. In 36 Stunden legen wir bei flauen Winden die 120 sm zurück und können den Weg um die Sände an der Mündung der Delaware Bay durch den Cape May Canal verkürzt. Mit unserem Mast passen wir nämlich unter der 55 Fuß- Brücke hindurch, und unser Kiel rutscht bei Hochwasser so eben über die flachsten Stellen rüber. Der Chesapeake und Delaware Kanal führt uns in die Chesapeak Bay. Das ist eine große Bucht, etwa 180 sm lang und nur wenige sm breit. Die Ufer sind von unzähligen Buchten gesäumt. Man sagt, hier kann viele Jahre gesegelt werden ohne je einen Ankerplatz zwei Mal besuchen zu müssen. Die Ufer sind meistens dicht bewaldet und wieder, wie kann es anders sein, von Häusern übersät. In die Chesapeake Bay mündet der Potomac, der zumindest bis Washington schiffbar ist.

Am 8. September bekommen wir Besuch. In Baltimore, einem Industriehafen, dessen innerer Teil zu einem Touristenzentrum mit viel moderner Architektur ausgebaut ist, kommt Roland aus München an Bord, der uns für zwei Wochen bis Washington begleiten wird. Unser nächstes größeres Ziel ist Annapolis, das wir am 11. September morgens erreichen. Wir ankern laut Seekarte vor der Marine-Akadamie auf einer “Navy anchorage”, wo bereits etliche andere Boote liegen. Wir machen das Dinghi, das wir bei ruhigem Wetter und geschützten Gewässern immer hinterher schleppen, startklar und suchen zunächst – wie eigentlich immer – eine Touristinformation auf, um uns Stadtpläne und weitere Infos zu besorgen. Es ist etwa 10.30 Uhr Ortszeit. Wir erhalten zunächst keine Auskünfte, sondern werden gefragt, ob wir schon von New York und Washington gehört hätten.

Zunächst waren die Nachrichten über den Terroranschlag noch verwirrend, die Auswirkungen waren aber sofort spürbar. Bei einem Telefongespräch mit einem HNO-Arzt (deutscher Segler) zur Verabredung eines Termins ist auch gleich die erste Frage “Habt Ihr schon gehört?” Der anschließende Spaziergang durch die Stadt führt uns zum Landeshaus (Annapolis ist die Hauptstadt von Maryland). Die Auswirkungen sind direkt sichtbar. Das Landeshaus ist geräumt und für Besucher gesperrt und die Straßen, die zum Landeshaus führen, sind für den Autoverkehr durch Polizeiautos abgeriegelt. Auf einem Rasen vor dem Gerichtsgebäude wird der gesamte Posteingang von einem Hund beschnüffelt, der auf Sprengstoff abgerichtet ist. Anthrax ist noch kein Thema. Zum Mittag suchen wir ein Restaurant mit Fernseher auf und sehen die ersten Bilder von New York und Washington. Nach dem Essen teilen wir uns auf. Wolfgang fährt mit dem Dinghi an Bord, Roland und ich machen uns auf den Weg zur öffentlichen Bibliothek (in Amerika haben alle Bibliothken öffentlich zugängliche Internetanschlüsse). Als Wolfgang sich dem Ankerplatz nähert, sieht er, wie andere Boote von einem Boot des Hafenmeisters abgeschleppt werden. Die Ankerleinen wurden gelöst und mit einer Boje gesichert. Die Mitarbeiter sind froh, daß mit Wolfgang ein Eigner zurückkommt, der sein Boot selbst verholt. Die Marineakademie, die jahrelang das Anken vor ihrem Ufer geduldet hat, ist nervös geworden und hat die sofortige Räumung angeordnet. Als Roland und ich nach einem 30 minütigen Marsch die Bibliothek erreichen, ist sie geschlossen. Nach den Terroranschlägen sind alle öffentlichen Gebäude geräumt worden. Wir konnten also kein Lebenszeichen per Internet von uns geben. So haben wir dann telefoniert.

Die Versuche, unsere Freunde in Südmanhattan zu erreichen (sie leben fünf Blocks nördlich vom WTC) scheitern zunächst. Wie wir später erfahren, waren sie 14 Tage evakuiert, und danach wurde die Post noch nicht zugestellt, so daß unsere Postkarte immer noch nicht eingetroffen war. Telefon ging auch noch nicht. Aber eMail über Freunde hat funktioniert. Schwedische Segler, die wir in der Marina am Hudson getroffen hatten, erzählten uns bei einem späteren Treffen, daß sie am 11. September noch im Hudson an der Boje lagen und danach zwei Wochen gefangen waren, weil der Hudson zumindest für den Sportbootverkehr gesperrt war.

Wir segeln oder motoren weiter nach Süden und erreichen über den Potomac wie geplant Washington. Vor dem inneren Hafen werden wir von einem Coast Guard-Schiff angehalten. Wir gehen längsseits und zwei junge Burschen steigen über. Einer sichert an Deck, der andere macht sich daran, die Stella nach Sprengstoff zu untersuchen. Einige Blicke in Schrankfächer und unter die Bodenbretter genügen. Nach zehn Minuten können wir weiterfahren. In Washington spüren wir die Auswirkungen durch Hubschrauberüberwachungsflüge, die vor allem auch nachts durchgeführt werden. In den Museen werden Handtaschen und Rucksäcke streng kontrolliert, sonst scheint das Leben unverändert. Die Einwohner klagen über Verkehrsbehinderungen, da die Straßen um das Pentagon weiträumig gesperrt sind.

Nach vier Tagen, die wir großenteils auch mit amerikanischen und einem deutschen Freund verbracht haben, verlassen wir Washington und erreichen planmäßig die Herring Bay am Westufer der Chesapeake Bay.. Hier haben wir vereinbart, die Stella an Land zu nehmen, Reparaturen durchzuführen und neues Antifouling zu malen. Wenn Zeit ist, wollen wir noch mit einem Mietauto ein bischen durchs Land fahren, daraus wird ein Dreitagesausflug zu den Niagarafällen. Danach lassen wir die Stella 4 Wochen allein, um nach Hause zu fliegen.

Eine schöne Zeit liegt hinter uns. Wir haben viel gesehen, neue Leute kennengelernt, uns mit alten Freunden getroffen. Nur gesegelt haben wir nicht viel. Der Wind war häufig so flau, daß Gottlieb, unser Motor, aushelfen muß.

In Kiel haben wir viel zu tun. Unter anderem suche ich die Ärzte auf. Die Ergebnisse lassen uns beschließen, nach Rückkehr Richtung Panama zu segeln. Im Februar werde ich wohl noch einmal zur Kontrolle kommen bevor wir in den Pazifik gehen oder im Atlantik bleiben.

Ingeborg Voß und Wolfgang Dinse

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Absegeln 2001

PTSK - SEGELN Veröffentlicht am 27. September 2001 von Stefan27. Januar 2011  
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