Rolling Home
Hallo Ihr Lieben alle,
am 13. August sind die Stella Maris und ihre Crew heil und gesund in ihrem Heimathafen in Kiel eingetroffen. Uns haben eine Vielzahl von Aufgaben und Terminen erwartet, so dass wir erst jetzt dazu kommen, unseren Travelreport von der letzten Etappe zu schreiben.
Vorweg jedoch noch 2 kurze Bemerkungen. Zunaechst allen jenen ein Dankeschoen, die uns geschrieben haben und denen wir noch nicht gedankt haben. Dann Achtung: bitte nur noch die email-Anschrift /stellamariski/ät/gmx/pkt/de/ benutzen. Sailmail wird Anfang naechsten Jahres auslaufen und dann werden wir es wohl nicht mehr erneuern.
Abgesehen von Landaufenthalten in Namibia (20 Tage), St. Helena (4 Tage) sowie auf 3 Azoreninseln (23 Tage), blieben wir noch je 2 Tage in Cherbourg und Cuxhaven. Die restliche Zeit verbrachten wir auf See.
Die Fahrt von Kapstadt nach Luederitz (500 sm) verlief ruhig und war durch niedrige Windstaerken gepraegt. Dennoch erreichten wir Luederitz bereits nach 4 Tagen, da der kalte Benguelastrom (an der afrikanischen Westkueste nach Norden setzend) uns kraeftig half. Aber dafuer war die Wassertemperatur in Luederitz kaum hoeher als in Kapstadt (ca 13 Grad). Im Schiff war es weiterhin kuehl. Dieser kalte Strom sorgt auch dafuer, dass sich die Luftfeuchtigkeit bereits ueber dem Wasser abregnet und Namibias ganze Kueste von einer der trockensten Wuesten eingenommen wird. Erst weiter im Landesinneren gibt es wieder Regen und damit eine ausreichende Vegetation. Die Landschaftsbilder sind daher von West nach Ost und besonders von Nord nach Sued sehr unterschiedlich. Wir haben dies auf einer 10 taegigen Autotur durch das Land erkundet und haben, so glauben wir, einige Hoehepunkte erlebt (riesige Duenen, sehr alte Felszeichnungen der Buschmaenner, Etoschapark mit unglaublichem Tierbestand und den Fishrivercanyon, der mit dem amerikanischen Grandcanyon vergleichbar ist (nur etwas kleiner und nicht so bunt). Auch die Staedte Walfisbay, Swakopmund, Windhoek und Luederitz haben uns mit ihrer teils noch alten deutschen Architektur und Kultur gefallen.
Aber in Namibia haben wir wahrscheinlich auch unsere groessten Abenteuer der 5jaehrigen Reise erlebt. Am 2. Tag der Autotur (ich, Inge, sass am Steuer) kam das Auto auf einer Schotterstrasse, die in weicheren Sand ueberging, ins Schleudern. Meine Versuche, das Auto unter Kontrolle zu bekommen, scheiterterten und als es gegen die von dem regelmaessig fahrenden Strassenhobel aufgeworfene Sandkante kam, ueberschlug es sich 1 und ¼ mal. Die Fahrerseite lag unten, so dass Wolfgang nach oben aus dem Auto klettern konnte und ich ihm dann folgte. Wir waren angeschnallt und das Auto fing kein Feuer. So kam es, dass wir voellig unverletzt und auch ohne Schaeden am Gepaeck das Auto verlassen konnten. Da die meisten Fenster kaputt waren, war jedoch das Innere des Autos und unser Gepaeck voellig mit Sand und Staub verschmutzt. Erst am naechsten Tag bemerkten wir (als wir unser Verhalten und die Reaktionen nach dem Unfall ueberdachten) dass wir danach doch ganz schoen unter Schock gestanden hatten. Die Strasse, auf der es passierte, war ausreichend befahren, wir erhielten schnell und viel Hilfe. Unser Auto und wir wurden von einem benachrichtigten Einheimischen zur naechsten Ansiedlung gefahren (ein ca 20 km entferntes Bungalowhotel). Wir uebernachteten dort und erhielten zu unserer Ueberraschung am naechsten morgen um 7.30 Uhr einen Ersatzwagen von dem Autovermieter geliefert. Der Fahrer war morgens um 4.00 in Windhoek gestartet. So konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Von nun an war die Devise, vorsichtig fahren, Wolfgang wollte das neue Auto unbedingt ohne Schaeden nach Luederitz bringen. Aber es war uns nicht vergoennt. Wir waren bei Sonnenaufgang im Etoschapark losgefahren, um noch etwas von dem Tierleben zu sehen, auf dem Rueckweg gegen 9.00 Uhr brach voellig unerwartet aus einem sehr hohen Gebuesch direkt neben der Strasse eine Giraffe heraus, die die Strasse ueberqueren wollte. Die Giraffe (offensichtlich ein sehr kluges Tier) aenderte den Kurs hart nach Steuerbord, Wolfgang riss den Wagen ebenfalls nach Steuerbord, da kein Gegenverkehr war und so kam es, dass die Giraffe nur noch der Beifahrertuer mit dem Huf eine ganz kleine, sehr flache Beule zufuegte. Aber erst wenn eine Giraffe 50 cm neben einem ist, erkennt man wirklich, wie hoch das Tier ist. Die Giraffe neben mir hat einen unausloeschlichen Eindruck bei mir hinterlassen.
So, das waren nun Abenteuer genug. Der Rest der Zeit in Namibia war angefuellt mit kleineren Ueberholungen an der Stella, der Installation einer neuen Kuehlbox (die alte hatte auf dem Weg nach Luederitz endgueltig den Geist aufgegeben) sowie der Besichtigung der ersten Diamantenfundstelle in Namibia und einem Besuch auf einem Diamantenfischer.
In der Flussmuendung des Oranje-Flusses (Suedgrenze von Namibia nach Suedafrika) und an der Kueste vor Namibia bis Luederitz werden im Sand (auf dem Meeresboden) reichlich Diamanten gefunden. Diese Diamanten sind vor Jahrtausenden aus ihren Lagerstaetten ausgewaschen und mit Wind und Wasser an die Kuesten gespuelt worden. Auch in der Wueste an der Kueste zwischen Oranjemund und bis etwas noerdlich von Luederitz werden Diamanten gefunden. Die ganze Region ist Sperrgebiet. Uns interessierten aber besonders die Diamantenfischer, von denen etliche im Hafen von Luederitz an Bojen vertaeut lagen.
Es gibt zwei Sorten von Booten, zum einen die grossen, die offshore (in Tiefen bis 200 m) mit Robotern sich Sand hochsaugen und die kleinen meist alten Fischerboote, die umgeruestet wurden. Waehrend nach Diamanten gefischt wird, liegen die Boote mit 4 Ankern fest. Sie sind mit einer kraeftigen Pumpe ausgeruestet. Durch einen Schlauch, der es erlaubt, bis zu 30 m tief zu arbeiten, wird mit Hilfe eines Tauchers Sand an Deck gesaugt. Dieses Sand –Wassergemisch wird durch eine grobe Sortiermaschine geschickt, in der zu grosse und zu kleine Steine ausgesondert werden. Der Rest kommt in grosse Plastiksaecke, die gefuellt bis 30 kg wiegen duerfen.
An Bord eines Schiffes sind meist 10 Taucher, die jeder 2 mal am Tag fuer 70 Minuten tauchen gehen. Danach muessen sie, um nicht so lange im kalten Wasser zu dekompensieren, fuer einige Zeit in eine auf dem Schiff installierte Druckkammer und erhalten teilweise reinen Sauerstoff zum Atmen. So ein Schiff geht fuer 3 bis 4 Wochen raus und – da die eigene Ladekapazitaet nicht reicht – laedt es zwischendurch bei einem groesseren Schiff die gefuellten Saecke ab. Die Boote bleiben meist so lange bei der Arbeit, bis der mitgefuehrte Sauerstoff fuer die Tauchflaschen und die Druckkammer verbraucht ist.
Am gesamten Kuestenabschnitt besitzt eine grosse Diamantenfirma (Namibia de Beers, “Namdeb”) die Schuerfrechte. Die kleinen privaten Fischerboote haben das Recht, in Gebieten, die noch nicht fuer jemanden reserviert sind, sich den Boden durch Taucher anzuschauen. Dann muessen sie zurueck in den Hafen und sich bei Namdeb fuer die Schuerfrechte an dem Claim registrieren lassen. Beginnt ein Boot an einer neuen Stelle zu fischen, dann werden die ersten Ergebnisse mit einer kleinen Anlage an Bord bis zu Ende gesiebt, um zu sehen, ob die neue Stelle ergiebig ist. Sonst wird nur grob vorgearbeitet und die Endverarbeitung erfolgt bei Namdeb, die die von den Booten gefischten Diamanten zu festen Preisen ankaufen. Alle Diamanten muessen an Namdeb abgeliefert werden. Die Boote duerfen, wenn sie auf “Fischfahrt” sind, mit keinem anderen Schiff Kontakt haben, ausser zu dem zur Flotte gehoerenden Abnehmer der Ladung. Uns wurde erzaehlt, dass einmal ein Segelboot vor der Kueste in Schwierirgkeiten geriet und ein Diamantenfischer ganz in der Naehe war. Geholfen konnte erst werden, nachdem von der Namdeb ueber Funk eine Genehmigung erteilt worden war.
Diese Infos erhielten wir von einem der Taucher und von einem Eigner mehrerer solcher Diamantenfischer. Es war eine sehr intereassante Stunde. Anschliessend kamen die beiden auf die Stella und liessen sich von uns ueber das Segeln mit einem kleinen Boot auf den grossen Ozeanen informieren. Dies war fuer sie offensichtlich genau so interessant und neu.
Nach 20 Tagen und einer letzten Versorgung der Stella mit Lebensmitteln (z.B. mit 145 Aepfeln) ging es auf die Etappe nach St. Helena. Vor uns lagen 1.300 sm raumschots im herrlichen SE-Passat. Schon nach kurzer Zeit briste der Passat auf und wir liefen bei 5 bis 6, teilweise 6 bis 7 Bft mit Rauschefahrt auf unser Ziel zu. Taeglich wurde das Wasser waermer und das Segeln angenehmer. Nach nur 11 Tagen erreichten wir St. Helena. Schon auf dieser Strecke machte sich bemerkbar, was mir den ganzen Atlantiktoern bis Kiel zum schoensten Segelerlebnis der 5 jaehrigen Reise machen sollte. In Kapstadt hatte ich in der “Yacht” 1/05 (die wir geschenkt bekommen hatten) einen Artikel ueber neue Forschungsergebnisse hinsichtlich Seekrankheit und ein Mittel dagegen gelesen. Das Ergebnis ist, man muss nur taeglich genuegend Vitamin C einnehmen, dann wird man nicht mehr seekrank oder nur noch ganz wenig. Ich habe also in Kapstadt reichlich Vitamin C Lutschtabletten gekauft (gelutscht wirkt es wesentlich schneller als geschluckt) und prophylaktisch jeden Tag 2 gr Vitamin C gelutscht. Mir ist es auf See noch nie – nie – nie so gut gegangen. Auch spaeter im Nordatlantik hoch am NE-Passat (die besonders kritische Situation fuer mich) habe ich mich sehr wohl bis wohl gefuehlt! Mir scheint, nach so vielen Segeljahren beginnt fuer mich ein neues Leben auf See. Auch andere, denen ich den Rat gegeben habe, haben die gleiche Erfahrung wie ich gemacht. Es scheint vielen zu helfen.
Als wir Mittwoch morgens auf der Reede von St. Helena ankerten, liessen wir uns bald vom Faehrdienst an Land bringen. (Wegen des hohen Schwells wird empfohlen, nicht mit dem eigenen Dinghi an land zu gehen). Wir hatten zum Glueck gutes Wetter und nur wenig Schwell, waren aber etwas zu faul, dass Dinghi nochmals aufzublasen und nutzten den Faehrdienst.
Das Einklarieren ist zwar teuer, aber es geht problemlos. Dann zeigten erste Erkundigungen, dass am Freitag ein Feiertag sein werde und nichts gehen werde – keine Geschaefte, keine Tankstelle geoeffnet, kein Touristenausflug zu Napoleons Staetten, rein gar nichts werde gehen. So mussten wir am Mittwoch und Donnerstag alles erledigen – ein- und ausklarieren, tanken mit Kanistern, Waesche zum waschen geben und abholen, Tagesausflug mit Taxi ueber die Insel ( 9.00 bis 15.00 Uhr), das Internet besuchen, um Wetter-Infos zu holen (wo liegt im Moment die aequatoriale Konvergenzzone?), ein Abendessen in einem Restaurant mit 2 anderen Mannschaften organisieren (sie waren auf dem Weg nach Brasilien) und letzte Lebensmittel einkaufen (z.B. ein paar gruene Tomaten und gruene Aepfel ergattern und Kartoffeln ergaenzen, -Gemuese konnte ich nicht mehr auftreiben). Freitag und Samstag blieben wir an Bord, erledigten die angefallenen Arbeiten und am Sonntag ging es dann weiter.
St. Helena ist eine hohe Insel vulkanischen Ursprungs, die sehr gruen ist. Wir haben die Rundfahrt und die Besichtigung der Haeuser, in denen Napoleon gelebt hat und der Grabstaette, in der er kurze Zeit begraben war sehr genossen. Obwohl St. Helena u.a. wegen Napoleon touristisch sehr interessant ist , gibt es keinen Flugplatz. Etwa alle 3 Wochen wird es von einem Versorgungsschiff aus Suedafrika (ueber Namibia) angelaufen, das auch Personen befoerdert. Dieses Schiff stellt auch eine Verbindung nach Ascension her, das einen Flugplatz mit regelmaessiger Flugverbindung hat.
Vor uns lagen 3.800 sm, die 2. Ueberquerung des Aequators mit der beruechtigten Zone ohne Wind aber vielleicht mit Gewittern und starken Boen, eine lange Strecke (rund 1000 sm) hoch am Wind gegen den NE-Passat und eventuell wieder einen windlosen Toern durch ein Azorenhoch bis wir Flores (die westlichste Azoreninsel) erreichen wuerden, um z. B. nachzutanken und wieder frische Lebensmittel kaufen zu koennen.
Wir hatten bereits in Kapstadt angefangen, die Stella auszuruesten und dann in Namibia. Wir fuehlten uns geruestet fuer mindestens 80 Tage, davon Obst und Kartoffeln und Salat fuer etwa 50 Tage (fuer Salat gab es zum Schluss nur noch Weisskohl, der sich bei richtiger Lagerung sehr lange haelt). 80 Tage hatten wir ins Auge gefasst, da vor uns andere Boote, die etwas groesser als wir waren, fast 50 Tage benoetigt hatten und wir fuer den Fall eines Mastbruchs weitere 30 Tage einrechnen.
Nun, es ging alles viel schneller und alles war viel angenehmer. Zunaechst hatten wir bis 6 Grad Nord den wunderbaren SE-Passat und segelten direkt vor dem Wind mit 2 ausgebaumten Genuas ohne viel an den Segeln tun zu muessen. Groesstes Etmal 154 sm, fuer die Stella Maris ein sehr gutes Ergebnis. Dann war der Wind weg, wir hatten keine Gewitter, keine Boen, motorten bei ruhiger See ca. 30 Stunden und kamen in den NE-Passat, der zunaechst sehr leicht war (entsprechend niedrig das kleinste Etmal – nur 61 sm -) . Danach besserte sich die Lage wieder, und der NE-Passat drehte auch suedlicher, so dass wir die Azoren mit einem Schrick in den Schoten anliegen konnten. Dann verlagerte sich jedoch das Azorenhoch weit nach Sueden und schon querab von den Kapverden gerieten wir in eine Flaute, die uns den Motor benutzen liess. Aengstlich beaeugten wir den schwindenden Dieselvorrat, denn wenn spaeter das Azorenhoch wieder an seinem Platz waere und wir nochmals motoren muessten, war es fraglich, ob unsere 340 l, die wir vor allem an Deck der Stella gestaut hatten, reichen wuerden. Aber der Wind kehrte zurueck, kam angenehm oestlich und wir erreichten Flores nach nur 35 Tagen und mit 100 l Dieseloel. Es war ein herrlicher Toern, der laengste, fuer mich war er auch der schoenste.
2 Tage Flores intensiv – Paket mit den Seekarten vom Englischen Kanal bis Kiel beim TO-Stuetzpunktleiter abholen – nein, er brachte es uns – 5 stuendige Taxifahrt ueber die Insel, dazwischen eine schreckliche Nacht auf der rolligen Reede – ich wachte fast seekrank nachts auf –kein Vitamin C genommen – und dann mit achterlichem Wind in 23 Stunden 120 sm nach Horta. Hier gab es nach Kapstadt wieder einmal eine Marina und nach Luederitz endlich wieder eine Dusche!
In Horta blieben wir 19 Tage. Wir trafen alte Freunde wieder und sogar einen Clubkameraden aus Kiel. Ausserdem kam Jan aus Potsdam zu uns, der die letzte Etappe mit uns nach Kiel segeln wollte. Wir ermittelten, dass er bereits ueber 7.000 sm mit uns gesegelt war. Vom TO-Stuetzpunktleiter wurden wir liebevoll betreut, der uns auch an 2 Tagen die Insel zeigte und wir besuchten mit einer Faehre die Nachbarinsel Pico. Ausserdem ueberholten wir die Stella. Wolfgang wollte nicht mit einem heruntergewirtschafteten Schiff in Kiel ankommen, andererseits hatten die Monate seit Kapstadt und die intensive Sonne an den Farben genagt. Also wurden die naturlackierten Teile geschliffen und lackiert, die Kajuete neu gestrichen, auch unten in der Kajuete wurde mal wieder gruendlich sauber gemacht. Die routinemaessige Inspecktion des Mastes und des Riggs versaetzte uns aber einen heftigen Schreck. Wolfgang entdeckte, dass das Vorstag oben am Mast angebrochen war und wir beschlossen, es gleich auszuwechseln. Nach 3 Stunden war das an Bord befindliche Ersatzvorstag geriggt und das ganze Ausmass des Schades wurde sichtbar. Etwa 2/3 der Draehte waren gebrochen! Zunaechst wollten wir das ganze Vorstag entsorgen aber dann fiel mir nachts ein, dass wir uns das kaputte Ende als Souvenir aufheben sollten. Dies war auch gleich eine gute Gelegenheit, unseren Bolzenschneider auszuprobieren. Ein kurzer Bolzenschneider – nur 43 cm lang – aber mit einer Ratsche versehen, so dass sich eine starke Untersetzung ergibt. Wie durch Butter ging der Bolzenschneider durch unser 9 mm starkes Vorstag an einer heilen Stelle.
Wir brachen dann abends auf, um am naechsten Tag die Insel Terceira zu erreichen. Inselrundfahrt mit oeffentlichen Bussen war angesagt. Ausserdem Besichtigung unserer Hafenstadt Angra do Heroismo, die zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Danach brachen wir Richtung Englischen Kanal auf.
Die Azoren sind ein schoenes Fleckchen Erde. Gruen –wir hatten die ersten Tage auch noch ordentlich Regen, dann wurde es trocken, unglaublich viele Hortensien, die als Hecken die Felder und Wiesen teilen und bei unserer 2. Inselrundfahrt in voller Bluete standen. Und, da die Azoren oestlich und westlich vom atlantischen Grabenbruch liegen, also teilweise auf der Eurasischen und teilweise auf der amerikanischen Platte, von Erdbeben und Vulkanausbruechen bedroht. Auf Fajal konnte man noch ueberall Folgen des Erdbebens von 1997/1998 sehen, und die Auswirkungen und Veraenderungen durch den Vulkanausbruch aus den 50ziger Jahren sind noch gut zu erkennen. In einem kleinen Museum ist der Hergang durch Photos und einen Videofilm eindrucksvoll dokumentiert.
Die Zeit auf den Azoren haben einen schoenen Abschluss unserer Reise in den waermeren Gefilden gebildet.
Die ersten Tage nach dem Verlassen der Azoren waren noch von warmem subtropischen Wetter bestimmt, aber dann prophezeiten uns unsere Wetterfroesche ein Tief, das sich nur 100 sm genau vor uns bilden sollte. Es entwickeltete sich zum Sturmtief und hielt uns fast 3 Tage fest. Versuche, ihm aus dem Weg zu segeln, scheiterten, weil die Stella nicht schnell genug war. Wir blieben die meiste Zeit beigredreht, weil, als der Wind abflaute, er genau von vorne kam und eine Bullensee stand. Wir brauchten fuer die 1.300 sm bis Cherbourg volle 14 Tage. Hier wurde nochmals Waesche gewaschen. Durch einen Brecher, der sich in das Cockpit ergossen hatte, von dem Cockpitsegel in Lee so ungluecklich umgelenkt worden war, dass sich ein grosser Schwall Wasser in die Kajuete ergoss, war vieles mit Salzwasser durchtraenkt. Dies sollte zumindest ausgewaschen werden, ausserdem ist frisch gewaschene Bettwaesche immer wieder schoen.
Nach 2 Tagen gings weiter. Vor uns lagen die letzten 500 sm unseres Toerns. Bei Regen und grauem Himmel liefen wir aus, aber es klarte bald auf und wir ueberquerten die Seinebucht bei schoenem Wetter und konnten auch noch die Doverstrasse gut passieren. Dann nahm der Wind aber so zu, dass wir wieder fuer 12 Stunden beidrehten und da danach, da fuer die Deutsche Bucht auch fuer die naechsten 3 Tage NW 6 bis 7 angesagt waren, Kurs auf Ejmuiden nahmen. Rechtzeitig erhielten wir einen weiteren Wetterbericht, der uns fuer kurze Zeit fuer die Deutsche Bucht Wetterberuhigung versprach. Wir aenderten den Kurs und liefen dann morgens um 2.00 Uhr bei handigen West 3 in Cuxhaven ein.
Luft- und Wassertemperaturen hatten sich deutlich abgekuehlt (von den 31 Grad Wassertemperatur am Aequator koennen wir nur noch traeumen), aber es war weniger kalt und unfreundlich, als wir gefuerchtet hatten.
Wiederum nach 2 Tagen Cuxhaven mit sehr freundlichem Empfang durch den Hafenmeister, der fuer uns trotz Ueberfuellung des Hafens (wegen vieler Hollaender, die bei dem starken Westwind nicht ausliefen) noch einen schoenen Platz fand, und durch Mitarbeiter von TO selbst, verholten wir nach Brunsbuettel. Hier wurden wir von befreundeten Weltumseglern (auf Heimaturlaub in Hamburg, Schiff noch in Kapstadt), mit Nebelhorn und Sekt empfangen. Am naechsten Tag ging es durch den Kanal und gleich hinter der Schleuse machten wir fest, da wir erst am naechsten Tag (Samstag) im Heimathafen ankommen wollten. Wir wurden jedoch gleich nach dem Festmachen von Freunden aufgestoebert, mit denen wir dann unseren “Heimatsekt” tranken. Am naechsten Morgen liefen wir dann so aus, dass wir am verabredeten Platz die uns entgenseglnden Yachten trafen und 1 Minute vor der geplanten Ankunftszeit im Hafen festmachten, wo uns viele Freunde und Klubkameraden bei Sekt und mit einem Begruessungschor erwarteten.
Eine schoene Reise ging zu Ende, 42.000 sm liegen hinter uns. Viermal haben wir beigedreht, davon alleine 2 mal auf dem Toern von den Azoren bis Kiel. Ihr seht, unser Heimatrevier ist im Verhaeltnis zum Rest der Welt nicht zu unterschaetzen.
Jetzt muss unser Haeuschen wieder eingerichtet und zum Teil repariert werden, ein weiteres Haus, in dem Wolfgangs Mutter gewohnt hatte, ist zu entruempeln und zu verkaufen und natuerlich muss die liebe Stella gruendlich ueberholt werden. Wir hoffen, alles bis Mai naechsten Jahres fertig zu haben, um den naechsten Toern zu beginnen (in Nordeuropaeischen Gewaessern, wo wir auch noch viel Neues ersegeln koennen).
Wir werden in den naechsten Monaten nicht viel zu berichten haben, wir hoffen aber, von Euch zu hoeren, besonders von denen, die noch unterwegs sind. Und wer Zeit hat, mag uns auch besuchen kommen. Wir freuen uns immer.
Viele liebe Gruesse von Inge und Wolfgang
Von der Stella Maris
Kiel, den 6.9.05
Hallo Ihr Lieben alle, liebe Frau Wichmann,
am 13. August sind die Stella Maris und ihre Crew heil und gesund in ihrem Heimathafen in Kiel eingetroffen. Uns haben eine Vielzahl von Aufgaben und Terminen erwartet, so dass wir erst jetzt dazu kommen, unseren Travelreport von der letzten Etappe zu schreiben.
Vorweg jedoch noch 2 kurze Bemerkungen. Zunaechst allen jenen ein Dankeschoen, die uns geschrieben haben und denen wir noch nicht gedankt haben. Dann Achtung: bitte nur noch die email-Anschrift stellamariski@gmx.de benutzen. Sailmail wird Anfang naechsten Jahres auslaufen und dann werden wir es wohl nicht mehr erneuern.
Abgesehen von Landaufenthalten in Namibia (20 Tage), St. Helena (4 Tage) sowie auf 3 Azoreninseln (23 Tage), blieben wir noch je 2 Tage in Cherbourg und Cuxhaven. Die restliche Zeit verbrachten wir auf See.
Die Fahrt von Kapstadt nach Luederitz (500 sm) verlief ruhig und war durch niedrige Windstaerken gepraegt. Dennoch erreichten wir Luederitz bereits nach 4 Tagen, da der kalte Benguelastrom (an der afrikanischen Westkueste nach Norden setzend) uns kraeftig half. Aber dafuer war die Wassertemperatur in Luederitz kaum hoeher als in Kapstadt (ca 13 Grad). Im Schiff war es weiterhin kuehl. Dieser kalte Strom sorgt auch dafuer, dass sich die Luftfeuchtigkeit bereits ueber dem Wasser abregnet und Namibias ganze Kueste von einer der trockensten Wuesten eingenommen wird. Erst weiter im Landesinneren gibt es wieder Regen und damit eine ausreichende Vegetation. Die Landschaftsbilder sind daher von West nach Ost und besonders von Nord nach Sued sehr unterschiedlich. Wir haben dies auf einer 10 taegigen Autotur durch das Land erkundet und haben, so glauben wir, einige Hoehepunkte erlebt (riesige Duenen, sehr alte Felszeichnungen der Buschmaenner, Etoschapark mit unglaublichem Tierbestand und den Fishrivercanyon, der mit dem amerikanischen Grandcanyon vergleichbar ist (nur etwas kleiner und nicht so bunt). Auch die Staedte Walfisbay, Swakopmund, Windhoek und Luederitz haben uns mit ihrer teils noch alten deutschen Architektur und Kultur gefallen.
Aber in Namibia haben wir wahrscheinlich auch unsere groessten Abenteuer der 5jaehrigen Reise erlebt. Am 2. Tag der Autotur (ich, Inge, sass am Steuer) kam das Auto auf einer Schotterstrasse, die in weicheren Sand ueberging, ins Schleudern. Meine Versuche, das Auto unter Kontrolle zu bekommen, scheiterterten und als es gegen die von dem regelmaessig fahrenden Strassenhobel aufgeworfene Sandkante kam, ueberschlug es sich 1 und ¼ mal. Die Fahrerseite lag unten, so dass Wolfgang nach oben aus dem Auto klettern konnte und ich ihm dann folgte. Wir waren angeschnallt und das Auto fing kein Feuer. So kam es, dass wir voellig unverletzt und auch ohne Schaeden am Gepaeck das Auto verlassen konnten. Da die meisten Fenster kaputt waren, war jedoch das Innere des Autos und unser Gepaeck voellig mit Sand und Staub verschmutzt. Erst am naechsten Tag bemerkten wir (als wir unser Verhalten und die Reaktionen nach dem Unfall ueberdachten) dass wir danach doch ganz schoen unter Schock gestanden hatten. Die Strasse, auf der es passierte, war ausreichend befahren, wir erhielten schnell und viel Hilfe. Unser Auto und wir wurden von einem benachrichtigten Einheimischen zur naechsten Ansiedlung gefahren (ein ca 20 km entferntes Bungalowhotel). Wir uebernachteten dort und erhielten zu unserer Ueberraschung am naechsten morgen um 7.30 Uhr einen Ersatzwagen von dem Autovermieter geliefert. Der Fahrer war morgens um 4.00 in Windhoek gestartet. So konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Von nun an war die Devise, vorsichtig fahren, Wolfgang wollte das neue Auto unbedingt ohne Schaeden nach Luederitz bringen. Aber es war uns nicht vergoennt. Wir waren bei Sonnenaufgang im Etoschapark losgefahren, um noch etwas von dem Tierleben zu sehen, auf dem Rueckweg gegen 9.00 Uhr brach voellig unerwartet aus einem sehr hohen Gebuesch direkt neben der Strasse eine Giraffe heraus, die die Strasse ueberqueren wollte. Die Giraffe (offensichtlich ein sehr kluges Tier) aenderte den Kurs hart nach Steuerbord, Wolfgang riss den Wagen ebenfalls nach Steuerbord, da kein Gegenverkehr war und so kam es, dass die Giraffe nur noch der Beifahrertuer mit dem Huf eine ganz kleine, sehr flache Beule zufuegte. Aber erst wenn eine Giraffe 50 cm neben einem ist, erkennt man wirklich, wie hoch das Tier ist. Die Giraffe neben mir hat einen unausloeschlichen Eindruck bei mir hinterlassen.
So, das waren nun Abenteuer genug. Der Rest der Zeit in Namibia war angefuellt mit kleineren Ueberholungen an der Stella, der Installation einer neuen Kuehlbox (die alte hatte auf dem Weg nach Luederitz endgueltig den Geist aufgegeben) sowie der Besichtigung der ersten Diamantenfundstelle in Namibia und einem Besuch auf einem Diamantenfischer.
In der Flussmuendung des Oranje-Flusses (Suedgrenze von Namibia nach Suedafrika) und an der Kueste vor Namibia bis Luederitz werden im Sand (auf dem Meeresboden) reichlich Diamanten gefunden. Diese Diamanten sind vor Jahrtausenden aus ihren Lagerstaetten ausgewaschen und mit Wind und Wasser an die Kuesten gespuelt worden. Auch in der Wueste an der Kueste zwischen Oranjemund und bis etwas noerdlich von Luederitz werden Diamanten gefunden. Die ganze Region ist Sperrgebiet. Uns interessierten aber besonders die Diamantenfischer, von denen etliche im Hafen von Luederitz an Bojen vertaeut lagen.
Es gibt zwei Sorten von Booten, zum einen die grossen, die offshore (in Tiefen bis 200 m) mit Robotern sich Sand hochsaugen und die kleinen meist alten Fischerboote, die umgeruestet wurden. Waehrend nach Diamanten gefischt wird, liegen die Boote mit 4 Ankern fest. Sie sind mit einer kraeftigen Pumpe ausgeruestet. Durch einen Schlauch, der es erlaubt, bis zu 30 m tief zu arbeiten, wird mit Hilfe eines Tauchers Sand an Deck gesaugt. Dieses Sand –Wassergemisch wird durch eine grobe Sortiermaschine geschickt, in der zu grosse und zu kleine Steine ausgesondert werden. Der Rest kommt in grosse Plastiksaecke, die gefuellt bis 30 kg wiegen duerfen.
An Bord eines Schiffes sind meist 10 Taucher, die jeder 2 mal am Tag fuer 70 Minuten tauchen gehen. Danach muessen sie, um nicht so lange im kalten Wasser zu dekompensieren, fuer einige Zeit in eine auf dem Schiff installierte Druckkammer und erhalten teilweise reinen Sauerstoff zum Atmen. So ein Schiff geht fuer 3 bis 4 Wochen raus und – da die eigene Ladekapazitaet nicht reicht – laedt es zwischendurch bei einem groesseren Schiff die gefuellten Saecke ab. Die Boote bleiben meist so lange bei der Arbeit, bis der mitgefuehrte Sauerstoff fuer die Tauchflaschen und die Druckkammer verbraucht ist.
Am gesamten Kuestenabschnitt besitzt eine grosse Diamantenfirma (Namibia de Beers, “Namdeb”) die Schuerfrechte. Die kleinen privaten Fischerboote haben das Recht, in Gebieten, die noch nicht fuer jemanden reserviert sind, sich den Boden durch Taucher anzuschauen. Dann muessen sie zurueck in den Hafen und sich bei Namdeb fuer die Schuerfrechte an dem Claim registrieren lassen. Beginnt ein Boot an einer neuen Stelle zu fischen, dann werden die ersten Ergebnisse mit einer kleinen Anlage an Bord bis zu Ende gesiebt, um zu sehen, ob die neue Stelle ergiebig ist. Sonst wird nur grob vorgearbeitet und die Endverarbeitung erfolgt bei Namdeb, die die von den Booten gefischten Diamanten zu festen Preisen ankaufen. Alle Diamanten muessen an Namdeb abgeliefert werden. Die Boote duerfen, wenn sie auf “Fischfahrt” sind, mit keinem anderen Schiff Kontakt haben, ausser zu dem zur Flotte gehoerenden Abnehmer der Ladung. Uns wurde erzaehlt, dass einmal ein Segelboot vor der Kueste in Schwierirgkeiten geriet und ein Diamantenfischer ganz in der Naehe war. Geholfen konnte erst werden, nachdem von der Namdeb ueber Funk eine Genehmigung erteilt worden war.
Diese Infos erhielten wir von einem der Taucher und von einem Eigner mehrerer solcher Diamantenfischer. Es war eine sehr intereassante Stunde. Anschliessend kamen die beiden auf die Stella und liessen sich von uns ueber das Segeln mit einem kleinen Boot auf den grossen Ozeanen informieren. Dies war fuer sie offensichtlich genau so interessant und neu.
Nach 20 Tagen und einer letzten Versorgung der Stella mit Lebensmitteln (z.B. mit 145 Aepfeln) ging es auf die Etappe nach St. Helena. Vor uns lagen 1.300 sm raumschots im herrlichen SE-Passat. Schon nach kurzer Zeit briste der Passat auf und wir liefen bei 5 bis 6, teilweise 6 bis 7 Bft mit Rauschefahrt auf unser Ziel zu. Taeglich wurde das Wasser waermer und das Segeln angenehmer. Nach nur 11 Tagen erreichten wir St. Helena. Schon auf dieser Strecke machte sich bemerkbar, was mir den ganzen Atlantiktoern bis Kiel zum schoensten Segelerlebnis der 5 jaehrigen Reise machen sollte. In Kapstadt hatte ich in der “Yacht” 1/05 (die wir geschenkt bekommen hatten) einen Artikel ueber neue Forschungsergebnisse hinsichtlich Seekrankheit und ein Mittel dagegen gelesen. Das Ergebnis ist, man muss nur taeglich genuegend Vitamin C einnehmen, dann wird man nicht mehr seekrank oder nur noch ganz wenig. Ich habe also in Kapstadt reichlich Vitamin C Lutschtabletten gekauft (gelutscht wirkt es wesentlich schneller als geschluckt) und prophylaktisch jeden Tag 2 gr Vitamin C gelutscht. Mir ist es auf See noch nie – nie – nie so gut gegangen. Auch spaeter im Nordatlantik hoch am NE-Passat (die besonders kritische Situation fuer mich) habe ich mich sehr wohl bis wohl gefuehlt! Mir scheint, nach so vielen Segeljahren beginnt fuer mich ein neues Leben auf See. Auch andere, denen ich den Rat gegeben habe, haben die gleiche Erfahrung wie ich gemacht. Es scheint vielen zu helfen.
Als wir Mittwoch morgens auf der Reede von St. Helena ankerten, liessen wir uns bald vom Faehrdienst an Land bringen. (Wegen des hohen Schwells wird empfohlen, nicht mit dem eigenen Dinghi an land zu gehen). Wir hatten zum Glueck gutes Wetter und nur wenig Schwell, waren aber etwas zu faul, dass Dinghi nochmals aufzublasen und nutzten den Faehrdienst.
Das Einklarieren ist zwar teuer, aber es geht problemlos. Dann zeigten erste Erkundigungen, dass am Freitag ein Feiertag sein werde und nichts gehen werde – keine Geschaefte, keine Tankstelle geoeffnet, kein Touristenausflug zu Napoleons Staetten, rein gar nichts werde gehen. So mussten wir am Mittwoch und Donnerstag alles erledigen – ein- und ausklarieren, tanken mit Kanistern, Waesche zum waschen geben und abholen, Tagesausflug mit Taxi ueber die Insel ( 9.00 bis 15.00 Uhr), das Internet besuchen, um Wetter-Infos zu holen (wo liegt im Moment die aequatoriale Konvergenzzone?), ein Abendessen in einem Restaurant mit 2 anderen Mannschaften organisieren (sie waren auf dem Weg nach Brasilien) und letzte Lebensmittel einkaufen (z.B. ein paar gruene Tomaten und gruene Aepfel ergattern und Kartoffeln ergaenzen, -Gemuese konnte ich nicht mehr auftreiben). Freitag und Samstag blieben wir an Bord, erledigten die angefallenen Arbeiten und am Sonntag ging es dann weiter.
St. Helena ist eine hohe Insel vulkanischen Ursprungs, die sehr gruen ist. Wir haben die Rundfahrt und die Besichtigung der Haeuser, in denen Napoleon gelebt hat und der Grabstaette, in der er kurze Zeit begraben war sehr genossen. Obwohl St. Helena u.a. wegen Napoleon touristisch sehr interessant ist , gibt es keinen Flugplatz. Etwa alle 3 Wochen wird es von einem Versorgungsschiff aus Suedafrika (ueber Namibia) angelaufen, das auch Personen befoerdert. Dieses Schiff stellt auch eine Verbindung nach Ascension her, das einen Flugplatz mit regelmaessiger Flugverbindung hat.
Vor uns lagen 3.800 sm, die 2. Ueberquerung des Aequators mit der beruechtigten Zone ohne Wind aber vielleicht mit Gewittern und starken Boen, eine lange Strecke (rund 1000 sm) hoch am Wind gegen den NE-Passat und eventuell wieder einen windlosen Toern durch ein Azorenhoch bis wir Flores (die westlichste Azoreninsel) erreichen wuerden, um z. B. nachzutanken und wieder frische Lebensmittel kaufen zu koennen.
Wir hatten bereits in Kapstadt angefangen, die Stella auszuruesten und dann in Namibia. Wir fuehlten uns geruestet fuer mindestens 80 Tage, davon Obst und Kartoffeln und Salat fuer etwa 50 Tage (fuer Salat gab es zum Schluss nur noch Weisskohl, der sich bei richtiger Lagerung sehr lange haelt). 80 Tage hatten wir ins Auge gefasst, da vor uns andere Boote, die etwas groesser als wir waren, fast 50 Tage benoetigt hatten und wir fuer den Fall eines Mastbruchs weitere 30 Tage einrechnen.
Nun, es ging alles viel schneller und alles war viel angenehmer. Zunaechst hatten wir bis 6 Grad Nord den wunderbaren SE-Passat und segelten direkt vor dem Wind mit 2 ausgebaumten Genuas ohne viel an den Segeln tun zu muessen. Groesstes Etmal 154 sm, fuer die Stella Maris ein sehr gutes Ergebnis. Dann war der Wind weg, wir hatten keine Gewitter, keine Boen, motorten bei ruhiger See ca. 30 Stunden und kamen in den NE-Passat, der zunaechst sehr leicht war (entsprechend niedrig das kleinste Etmal – nur 61 sm -) . Danach besserte sich die Lage wieder, und der NE-Passat drehte auch suedlicher, so dass wir die Azoren mit einem Schrick in den Schoten anliegen konnten. Dann verlagerte sich jedoch das Azorenhoch weit nach Sueden und schon querab von den Kapverden gerieten wir in eine Flaute, die uns den Motor benutzen liess. Aengstlich beaeugten wir den schwindenden Dieselvorrat, denn wenn spaeter das Azorenhoch wieder an seinem Platz waere und wir nochmals motoren muessten, war es fraglich, ob unsere 340 l, die wir vor allem an Deck der Stella gestaut hatten, reichen wuerden. Aber der Wind kehrte zurueck, kam angenehm oestlich und wir erreichten Flores nach nur 35 Tagen und mit 100 l Dieseloel. Es war ein herrlicher Toern, der laengste, fuer mich war er auch der schoenste.
2 Tage Flores intensiv – Paket mit den Seekarten vom Englischen Kanal bis Kiel beim TO-Stuetzpunktleiter abholen – nein, er brachte es uns – 5 stuendige Taxifahrt ueber die Insel, dazwischen eine schreckliche Nacht auf der rolligen Reede – ich wachte fast seekrank nachts auf –kein Vitamin C genommen – und dann mit achterlichem Wind in 23 Stunden 120 sm nach Horta. Hier gab es nach Kapstadt wieder einmal eine Marina und nach Luederitz endlich wieder eine Dusche!
In Horta blieben wir 19 Tage. Wir trafen alte Freunde wieder und sogar einen Clubkameraden aus Kiel. Ausserdem kam Jan aus Potsdam zu uns, der die letzte Etappe mit uns nach Kiel segeln wollte. Wir ermittelten, dass er bereits ueber 7.000 sm mit uns gesegelt war. Vom TO-Stuetzpunktleiter wurden wir liebevoll betreut, der uns auch an 2 Tagen die Insel zeigte und wir besuchten mit einer Faehre die Nachbarinsel Pico. Ausserdem ueberholten wir die Stella. Wolfgang wollte nicht mit einem heruntergewirtschafteten Schiff in Kiel ankommen, andererseits hatten die Monate seit Kapstadt und die intensive Sonne an den Farben genagt. Also wurden die naturlackierten Teile geschliffen und lackiert, die Kajuete neu gestrichen, auch unten in der Kajuete wurde mal wieder gruendlich sauber gemacht. Die routinemaessige Inspecktion des Mastes und des Riggs versaetzte uns aber einen heftigen Schreck. Wolfgang entdeckte, dass das Vorstag oben am Mast angebrochen war und wir beschlossen, es gleich auszuwechseln. Nach 3 Stunden war das an Bord befindliche Ersatzvorstag geriggt und das ganze Ausmass des Schades wurde sichtbar. Etwa 2/3 der Draehte waren gebrochen! Zunaechst wollten wir das ganze Vorstag entsorgen aber dann fiel mir nachts ein, dass wir uns das kaputte Ende als Souvenir aufheben sollten. Dies war auch gleich eine gute Gelegenheit, unseren Bolzenschneider auszuprobieren. Ein kurzer Bolzenschneider – nur 43 cm lang – aber mit einer Ratsche versehen, so dass sich eine starke Untersetzung ergibt. Wie durch Butter ging der Bolzenschneider durch unser 9 mm starkes Vorstag an einer heilen Stelle.
Wir brachen dann abends auf, um am naechsten Tag die Insel Terceira zu erreichen. Inselrundfahrt mit oeffentlichen Bussen war angesagt. Ausserdem Besichtigung unserer Hafenstadt Angra do Heroismo, die zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Danach brachen wir Richtung Englischen Kanal auf.
Die Azoren sind ein schoenes Fleckchen Erde. Gruen –wir hatten die ersten Tage auch noch ordentlich Regen, dann wurde es trocken, unglaublich viele Hortensien, die als Hecken die Felder und Wiesen teilen und bei unserer 2. Inselrundfahrt in voller Bluete standen. Und, da die Azoren oestlich und westlich vom atlantischen Grabenbruch liegen, also teilweise auf der Eurasischen und teilweise auf der amerikanischen Platte, von Erdbeben und Vulkanausbruechen bedroht. Auf Fajal konnte man noch ueberall Folgen des Erdbebens von 1997/1998 sehen, und die Auswirkungen und Veraenderungen durch den Vulkanausbruch aus den 50ziger Jahren sind noch gut zu erkennen. In einem kleinen Museum ist der Hergang durch Photos und einen Videofilm eindrucksvoll dokumentiert.
Die Zeit auf den Azoren haben einen schoenen Abschluss unserer Reise in den waermeren Gefilden gebildet.
Die ersten Tage nach dem Verlassen der Azoren waren noch von warmem subtropischen Wetter bestimmt, aber dann prophezeiten uns unsere Wetterfroesche ein Tief, das sich nur 100 sm genau vor uns bilden sollte. Es entwickeltete sich zum Sturmtief und hielt uns fast 3 Tage fest. Versuche, ihm aus dem Weg zu segeln, scheiterten, weil die Stella nicht schnell genug war. Wir blieben die meiste Zeit beigredreht, weil, als der Wind abflaute, er genau von vorne kam und eine Bullensee stand. Wir brauchten fuer die 1.300 sm bis Cherbourg volle 14 Tage. Hier wurde nochmals Waesche gewaschen. Durch einen Brecher, der sich in das Cockpit ergossen hatte, von dem Cockpitsegel in Lee so ungluecklich umgelenkt worden war, dass sich ein grosser Schwall Wasser in die Kajuete ergoss, war vieles mit Salzwasser durchtraenkt. Dies sollte zumindest ausgewaschen werden, ausserdem ist frisch gewaschene Bettwaesche immer wieder schoen.
Nach 2 Tagen gings weiter. Vor uns lagen die letzten 500 sm unseres Toerns. Bei Regen und grauem Himmel liefen wir aus, aber es klarte bald auf und wir ueberquerten die Seinebucht bei schoenem Wetter und konnten auch noch die Doverstrasse gut passieren. Dann nahm der Wind aber so zu, dass wir wieder fuer 12 Stunden beidrehten und da danach, da fuer die Deutsche Bucht auch fuer die naechsten 3 Tage NW 6 bis 7 angesagt waren, Kurs auf Ejmuiden nahmen. Rechtzeitig erhielten wir einen weiteren Wetterbericht, der uns fuer kurze Zeit fuer die Deutsche Bucht Wetterberuhigung versprach. Wir aenderten den Kurs und liefen dann morgens um 2.00 Uhr bei handigen West 3 in Cuxhaven ein.
Luft- und Wassertemperaturen hatten sich deutlich abgekuehlt (von den 31 Grad Wassertemperatur am Aequator koennen wir nur noch traeumen), aber es war weniger kalt und unfreundlich, als wir gefuerchtet hatten.
Wiederum nach 2 Tagen Cuxhaven mit sehr freundlichem Empfang durch den Hafenmeister, der fuer uns trotz Ueberfuellung des Hafens (wegen vieler Hollaender, die bei dem starken Westwind nicht ausliefen) noch einen schoenen Platz fand, und durch Mitarbeiter von TO selbst, verholten wir nach Brunsbuettel. Hier wurden wir von befreundeten Weltumseglern (auf Heimaturlaub in Hamburg, Schiff noch in Kapstadt), mit Nebelhorn und Sekt empfangen. Am naechsten Tag ging es durch den Kanal und gleich hinter der Schleuse machten wir fest, da wir erst am naechsten Tag (Samstag) im Heimathafen ankommen wollten. Wir wurden jedoch gleich nach dem Festmachen von Freunden aufgestoebert, mit denen wir dann unseren “Heimatsekt” tranken. Am naechsten Morgen liefen wir dann so aus, dass wir am verabredeten Platz die uns entgenseglnden Yachten trafen und 1 Minute vor der geplanten Ankunftszeit im Hafen festmachten, wo uns viele Freunde und Klubkameraden bei Sekt und mit einem Begruessungschor erwarteten.
Eine schoene Reise ging zu Ende, 42.000 sm liegen hinter uns. Viermal haben wir beigedreht, davon alleine 2 mal auf dem Toern von den Azoren bis Kiel. Ihr seht, unser Heimatrevier ist im Verhaeltnis zum Rest der Welt nicht zu unterschaetzen.
Jetzt muss unser Haeuschen wieder eingerichtet und zum Teil repariert werden, ein weiteres Haus, in dem Wolfgangs Mutter gewohnt hatte, ist zu entruempeln und zu verkaufen und natuerlich muss die liebe Stella gruendlich ueberholt werden. Wir hoffen, alles bis Mai naechsten Jahres fertig zu haben, um den naechsten Toern zu beginnen (in Nordeuropaeischen Gewaessern, wo wir auch noch viel Neues ersegeln koennen).
Wir werden in den naechsten Monaten nicht viel zu berichten haben, wir hoffen aber, von Euch zu hoeren, besonders von denen, die noch unterwegs sind. Und wer Zeit hat, mag uns auch besuchen kommen. Wir freuen uns immer.
Viele liebe Gruesse von Inge und Wolfgang
Von der Stella Maris
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